Warum feiern wir Weihnachten ausgerechnet am 25. Dezember?
von Prof. Dr. Christoph Stenschke
Warum Christen in aller Welt das Fest der „Menschwerdung Gottes“ ausgerechnet am 25. Dezember feiern, darüber gibt die Bibel selbst keine Auskunft. Der Evangelist Lukas setzt zwar die Geburt Jesu in Beziehung mit dem Volkszählungsbefehl des römischen Kaisers Augustus (Lukas 2,2); und der Evangelist Matthäus erwähnt, dass Jesus „in den Tagen des König Herodes“ in Bethlehem geboren wurde (Matthäus 2,1) – doch mit diesen Hinweisen lassen sich weder Jahr noch Tag zweifelsfrei bestimmen.
Mit den neutestamentlichen Angaben kommen wir der Antwort also nicht näher. Doch bereits ein kurzer Blick in die Kirchen-geschichte hilft weiter. Denn der erste Beleg für den 25. Dezember als Feiertag der Geburt Jesu findet sich in einer Auflistung der besonderen Kirchentage, die auf die römische Kirche zurückgehen. Diese so genannte Depositio Martyrum, geschrieben im Jahr 354 n. Chr., enthält für den 25. Dezember folgenden Eintrag: „Christus geboren in Bethlehem in Judaea“ („natus Christus in Betleem Iudaea“). Leider ist nicht festzustellen, wie lange vor Entstehung dieser Listen der 25. Dezember als Geburtstag Jesu gefeiert wurde. Bemerkenswerte Hinweise führen zurück in das dritte Jahrhundert, in die Regierungszeit des römischen Kaisers Aurelian (270–75 n. Chr.), und zu einem Sonnenkult: Denn in einem bewussten Versuch, die Einheit seines auseinanderbrechenden Reichs wiederherzustellen, führte Kaiser Aurelian den Kult des syrischen Sonnengottes von Emesa ein. Dieser Kult sollte dem Reich einen einheitlichen neuen heidnischen Ritus geben, da die alten Götter längst die Macht über die Menschen verloren hatten. In seiner Form war er dem römischen Staatskultus angepasst, das heißt der Kaiser selbst sollte als Deus et Dominus, „Gott und Herr“ verehrt werden. Und das offizielle Jahresfest des Sonnenkultes, – der „Geburtstag der unbesiegbaren Sonne“ – wurde auf den 25. Dezember festgelegt.
Für die wachsende Anzahl von Christen im Römischen Reich bedeutete dies schlechte Nachrichten. Doch als diese mit dem neu angeordneten Jahrestag konfrontiert wurden, haben sie ihn kurzerhand für ihre eigenen Zwecke und Überzeugungen genutzt: Anstatt nun am 25. Dezember den Geburtstag der unbesiegbaren Sonne zu feiern, sind sie nach und nach dazu übergegangen, am selbigen Tag die Geburt des wahren Retters dieser Welt zu feiern. Durch diese „Adoption“ wurde der Inhalt des heidnischen Festes verwandelt. Und so haben die Christen bekannt: Jesus Christus, ist der wahre Deus et Dominus, Gott und Herr. Er ist das wahre Licht der Welt.
„Und so haben die Christen bekannt: Jesus Christus, ist der wahre Deus et Dominus, Gott und Herr. Er ist das wahre Licht der Welt.“
Mit diesem Bekenntnis standen die Christen damals auf festem biblischem Boden. Denn eine der messianischen Verheißungen des Alten Testaments spricht von Jesus als der „Sonne der Gerechtigkeit“ (Maleachi 3,20), und auch Matthäus berichtet, dass mit dem Anfang des Dienstes Jesu in Galiläa die Heilige Schrift erfüllt wurde: „Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein großes Licht; für alle, die im Land der Finsternis wohnen, leuchtet ein Licht auf“ (Matthäus 4,16, Zitat aus Jesaja 9,1+2).
Im Laufe der Jahre hörte die göttliche Verehrung der Kaiser und des Sonnengottes auf und geriet in Vergessenheit. Doch das Datum und seine christliche „Füllung“ sind bis in die heutige Zeit geblieben. Wenn wir also in der Weihnachtszeit in unseren Häusern und Wohnungen Lichter anzünden, erinnern wir uns an Jesus Christus, der gekommen ist, der Welt das Licht und ewiges Leben zu bringen.
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