Ein NEUES LEBEN, aber wie?

Es begann in Schottland.

Ein Hunderennen in Schottland ist schon ein Erlebnis. Um ein Feld, so groß wie ein Fußballplatz, verläuft eine graue Aschenbahn. Tänzelnd vor Erregung werden die Windhunde vorgeführt. Nun sucht sich jeder das seiner Meinung nach beste Tier aus und schließt Wetten darauf ab, dass es als erstes durchs Ziel gehen wird. Und dann geht das Rennen los. Die Meute der Hunde jagt hinter einer Hasenattrappe her die Aschenbahn entlang. Die Zuschauer hängen wie Trauben am Geländer und verfolgen gespannt das Rennen. Endlich wird der Sieger ausgerufen. Mit der Folge, dass der eine den Hund verflucht, dem er sein Glück verschrieben hatte, und ein anderer zum Buchmacher geht, um sich seinen Gewinn abzuholen. Inzwischen wird das nächste Rennen schon vorbereitet. 

 

Ein unglücklicher „Glückspilz“

Ich hatte gewonnen, verloren und dann wieder gewonnen. Man nannte mich einen Glückspilz, denn viele gingen oft mit leeren Taschen nach Hause. Doch in meinem Herzen wollte keine rechte Freude aufkommen. Ich ließ mich mit der Menschenwoge des Samstagabends durch die Straßen treiben. Zeitungsverkäufer riefen die neuesten Sportnachrichten aus. Man diskutierte die Lotterie-Gewinne, viele Menschen strömten achtlos an mir vorüber. Man kann sehr einsam sein, auch mitten unter tausenden von Menschen. Am Abend trat ich nach der Spätvorstellung eines Kinos auf den Bürgersteig. Nun waren die Straßen leer. Hier und da erhellten erleuchtete Fenster das Dunkel. Erinnerungen wurden wach. Wie war es doch früher gewesen? Ja, ich sehnte mich nach einem anderen Leben, nach Reinheit und Ehrlichkeit ... Aber jetzt war alles so ganz anders. 

 

Suche nach dem Sinn 

Nie werde ich den Sonntag vergessen, an dem ich zum Strand hinausgefahren war. Ganz allein. Abseits vom Trubel der Menschen beobachtete ich die Wellen. Sie rollten schäumend ans Ufer und verliefen dann im Sand. War auch mein Leben solch eine Welle, die irgendwo entstand, auf einen Höhepunkt zulief und dann im Sand versickerte? Ich konnte es nicht glauben. Lange stand ich am Meer und schaute auf die Wellen. Und dachte dabei über meine Vergangenheit nach. Ich war am Rande einer Großstadt des Ruhrgebiets geboren worden. Meine Eltern waren gottesfürchtige Leute gewesen. Wie dankbar war ich ihnen, dass sie mir diese Gottesfurcht vorgelebt hatten. Darum hatte ich hinter Gott und das Christentum nie ein Fragezeichen setzen müssen. Jeden Sonntagmorgen waren wir zum Gottesdienst gegangen. Als ich mit sechzehn Jahren zum ersten Mal einen Gottesdienst versäumt hatte, war mir der Sonntag wie ein Alltag vorgekommen. Es fehlte das Feierliche, das Erhebende eines Sonntagmorgens. In dieser Zeit aber hatte ich zugleich die ganze Hohlheit äußerlicher Frömmigkeit entdeckt. Mir war aufgefallen, dass Menschen, die im Geschäftsleben Betrüger waren, am Sonntagmorgen ein frommes Gesicht aufgesetzt hatten. Und ich glaubte nicht mehr, dass es auch etwas Echtes gab. Da hatte ich dem Christentum den Rücken zugewandt und versucht, mein Leben ohne Gott zu gestalten. 

 

Auf der Suche nach Glück

Ich habe manches versucht, um glücklich zu werden. Alles, was die Gesellschaft an Vergnügen zu bieten hat, versuchte ich in mein Leben hineinzunehmen; aber glücklich bin ich dadurch nicht geworden. In meinem Herzen blieb die Sehnsucht nach einem anderen Leben lebendig. Wenn ich etwas erreicht hatte, was ich mir vorgenommen hatte, dann meldete sich danach sofort ein neuer Wunsch. Gott redete in jener Zeit zu mir; aber ich sagte ihm immer wieder, dass ich keinen Gott brauchte. Wenn es einen Gott gab, so war er dazu da gewesen, die Welt zu erschaffen; aber mein Leben musste ich selbst gestalten. Ich sehnte mich danach, in andere Länder zu reisen und andere Menschen kennenzulernen. Wenn ich erst einmal Rom gesehen hätte und die Wolkenkratzer in New York, wenn ich überall in der Welt herumgekommen wäre, dann würde ich glücklich sein. So dachte ich damals.

 

Erfüllte Wünsche und doch nicht glücklich 

Gott hat es so geführt, dass ich Rom sehen durfte, und es kam der Tag, an dem ich vor den Wolkenkratzern New Yorks stand. Aber glücklich bin ich dabei nicht geworden. Während des Krieges setzte ich meine Hoffnung auf die Zeit danach, die kommen würde, wenn das Morden vorüber wäre. In der Kriegsgefangenschaft sehnte ich mich nach Freiheit. Und als ich endlich als freier Mann nachholte, was ich in der Vergangenheit versäumt zu haben glaubte, so war ich trotzdem weit davon entfernt, glücklich zu sein. Die Leute in meiner Umgebung hatten den Eindruck, ich wäre ein lustiger, fröhlicher Mensch; aber wenn ich allein war, wie etwa an jenem Sonntagabend am Meer, dann sehnte ich mich nach einem anderen Leben. 

Es geht dem Menschen nicht selten so, wie dem Esel auf der italienischen Landstraße. An seinem Geschirr ist ein Stock befestigt, der weit über seinen Kopf hinausragt. Und von der Spitze des Stockes hängt ein Bündel Heu herab. Es tanzt vor seinem Maul lustig hin und her. Wohl schnappt er danach und zieht, von dem Versuch angetrieben, den Wagen weiter, doch sein Ziel, das Heu zu erhaschen, erreicht er nicht. 

Auch ich bin den wohlklingenden Versprechungen des Lebens nachgelaufen, konnte aber damit das Ziel nicht er-reichen. Mein Leben mit Gott war zerworfen, und Gottes Wort sagt: „Wisst ihr denn nicht: Wer der Welt Freund sein will, der ist Gottes Feind.” Jakobus 4,4.


Neugierig gemacht 

In jener Zeit meines inneren Suchens ging in meinem besten Freund eine Verwandlung vor. Durch den Einfluss einer Bekannten besuchte er christliche Versammlungen und eines Tages lud er mich zu einer solchen ein. Es handelte sich um eine der in Schottland üblichen Teeversammlungen. Dort ging es sehr gemütlich zu. Zunächst sang man ein Lied, dann wurden Tee und Kuchen gereicht. Ich wunderte mich, dass die Leute alle so nett waren, denn offensichtlich konnten sie an uns doch nichts verdienen. Am stärksten jedoch beeindruckte mich die darauffolgende Gesprächsrunde. Junge Menschen erzählten aus ihrem Leben. Sie machten kein Hehl daraus, dass sie früher selbst in Sünde gelebt hatten, aber sie berichteten auch davon, wie ihr Leben sich verändert hätte. Sie sprachen von einem Einst und Jetzt. Dazwischen lag etwas, das sie ihre Entscheidung für Jesus nannten. Ich hörte diese Berichte und sah in die leuchtenden Augen dieser jungen Leute, wenn sie von einem lebendigen Erlöser sangen. Da konnte ich nicht anders: Ich musste ihr Zeugnis glauben. Allmählich wurde mir klar, dass diese Leute genau das besaßen, wonach ich mich immer gesehnt hatte. Diese Bekehrung, von der sie dauernd redeten, hätte ich auch gern erlebt; aber ich wusste nicht, wie das ablaufen sollte. Nach der Versammlung verließen wir das gastliche Haus. Mit einer großen Sehnsucht nach diesem neuen Leben im Herzen betrat ich die Straße. 

 

Überzeugt, aber noch nicht entschieden

Ich arbeitete damals auf einer Farm in Schottland. Als ich an den kommenden Tagen mit dem Traktor über die Felder fuhr, blieb mir viel Zeit zum Nachdenken. Wie wunderbar klang das doch alles! Gott war Mensch geworden. Jesus hatte auf Golgatha meine Sünden getragen. Er war nicht der Ankläger, der mich wegen meines Lebens beschuldigte. Er hatte meine Sünden ganz hinweggenommen. Aber wenn ich mein volles Vertrauen auf diese Tatsache setzen wollte, kamen mir doch immer wieder Zweifel; denn ich hatte wohl ein großes Verlangen nach Gott, und sein Geist wirkte bereits in mir, doch ich hatte meine Entscheidung für Jesus Christus noch nicht getroffen. 

 

Weiter auf der neuen Spur

Zum vierten Mal besuchte ich eine solche Teeversammlung. Meine Sehnsucht nach Gott war gewachsen, und ich freute mich bereits auf das Leben, das ich zu bekommen hoffte. Diese Veranstaltung fand an einem anderen Ort statt, und fast meinte ich, diese Menschen hatten eine noch größere Liebe für die suchende Menschen. Denn am Schluss dieser Versammlung forderten sie zu einer Entscheidung für Jesus Christus auf. Mich hatten die Lebensberichte dieser jungen Leute auch diesmal stark bewegt; besonders der Bericht eines jungen Mannes. Er stand etwa in meinem Alter und hatte sich erst vor vier Wochen für Jesus entschieden. Nun sprach er von seiner größten Freude. Immer wieder wiederholte er: „I am happy = ich bin glücklich!“ 

Er war kein großer Redner, und was er sagte, war nicht vorbereitet. Er berichtete einfach von dem neuen Leben, das er durch seine Übergabe an Jesus Christus erhalten hatte. 

Was bedeutete das eigentlich alles? Bekehrung, Wiedergeburt, Heiliger Geist, Heilsgewissheit? Ich kannte viele religiöse Begriffe; ich wusste um Gebete, Dogmen und Sakramente. Hier aber ging es um ein Leben, das ich nicht besaß. Am liebsten hätte ich in den Saal hineingerufen: Wie kann ich das denn bekommen? Kann man bei Euch Mitglied werden, wenn man es schon nicht kaufen kann? Aber von Mitgliedschaft sprach niemand. Das war anscheinend nebensächlich. Sie redeten immer von Jesus. Jesus lebt, sagten sie, und sie sangen es in einem Lied:
 

Er lebt, er lebt, mein Jesus lebt auch heut'. Er geht mit mir, er spricht mit mir, er führt mich allezeit! Er lebt, er lebt, gibt Heil und Sieg schon hier! Du fragst: Wie weißt du's, dass er lebt? Er lebt im Herzen mir!

 

Persönlich angesprochen

Ich konnte nicht widerstehen. Nun glaubte auch ich, dass Jesus lebte. Es musste ja so sein, denn ein Toter kann anderen kein neues Leben geben. Aber wie ich dieses Leben bekommen konnte, das wusste ich noch immer nicht. Da trat zum Schluss der Versammlung ein Mann an das Rednerpult. Er richtete seinen Finger auf die Menschenmenge und sagte: Gerade du brauchst Jesus! Er zeigte genau in die Richtung, in der ich saß. Wie kommt der Mann dazu, dachte ich, er kennt mich doch gar nicht. Er wusste nicht, auf wen er zeigte, aber für mich war es der Finger Gottes, der auf mich gerichtet war. Der Mann sprach klar und überzeugend und begründete von der Bibel her die Notwendigkeit einer neuen Geburt. Er erklärte, dass die menschliche Voraussetzung dazu eine Bekehrung sei. Dann forderte er jeden auf, der diese Bekehrung erleben wollte, nach der Versammlung zurückzubleiben. 

 

Die eigene Entscheidung

Mein Entschluss stand fest. Heute oder nie, sagte ich mir. Aber als das Schlusslied verklungen war, strebte ich statt nach vorn zum Rednerpult doch dem Ausgang zu. 
Warum? Ich kam mir vor, wie von einer unheimlichen Macht gezogen. Noch nie hatte ich die Gewalt Satans so stark empfunden wie in jenen Minuten. In meinem Innern tobte ein Kampf. Eine Stimme lockte: Bleib hier, kehr um, entscheide dich für Jesus! Die andere aber wehrte ab: Was sollen denn die Menschen von dir denken? Wer weiß, ob das alles wahr ist? Außerdem bist du doch ein Ausländer. Geh nach Hause! Schließlich folgte ich der guten Stimme. In der Tür machte ich kehrt und trat auf den Mann zu, der die Schlussworte gesprochen hatte. „Ich möchte mich bekehren!“ sagte ich. Ich wusste nicht, was das war. Das englische Wort „conversion“ hatte ich noch nie gehört. Aber ich wusste, dass ich dadurch das neue Leben empfangen würde. 

Wir sprachen miteinander über meine Stellung zu Jesus. Er las mir Stellen aus der Bibel vor, aber ich konnte sie nicht verstehen. Da sah er mich forschend an und fragte: „Sind Sie Ausländer?“ – „Ja,  Deutscher“, entgegnete ich.„Dann wollen wir es einfach machen“, sagte er. „Wissen Sie, was Sünde ist?“– Oh, das wusste ich sehr gut. Ich hatte längst erkannt, dass mein Leben in den Augen Gottes voller Sünde war. „Sind Sie bereit, mit der Sünde zu brechen?" fragte er weiter.

Diese Frage war nicht so leicht zu beantworten. Mit einem Mal standen in Gedanken meine Freunde vor mir, unsere gemeinsamen Unternehmungen, mein Vergnügungsleben. Ich wusste: das alles musst du aufgeben, auch deine Gebundenheit; aber ich wollte jenes neue Leben besitzen, und ich hatte begriffen, dass es nur um diesen Preis zu bekommen war. Dann bin ich niedergekniet und habe gebetet. Ich weiß nicht mehr, was ich gesagt habe, aber ich habe Jesus mein Leben übergeben. Ich habe „Ja“ gesagt zu allen seinen Forderungen, und er hat mich angenommen. Er hat es ja in seinem Wort verheißen: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ Die ganze Bedeutung dieser Übergabe wurde mir erst später klar, aber ich durfte den Saal als ein Jünger Jesu verlassen, der seinem Herrn gehört. 

 

Neues Leben und öffentlich dazu stehen

Ein neues Leben hatte begonnen, und Jesus Christus gab mir die Kraft dazu. Zunächst hieß es: Bekennen! Es war gar nicht so einfach, den Spott und die Verachtung zu ertragen, denen ich fast überall begegnete, wo ich erzählte, dass ich mich bekehrt hätte. Doch wenn ein Kind Gottes Jesus vor den Menschen bekennt, wird es froh und erfährt den Segen Gottes. Zum ersten Male trug ich, wie es bei den schottischen Christen üblich ist, eine Bibel in der Hand durch die Straßen; aber ich scheute die Menschen und steckte sie in die Manteltasche. Ich hätte weinen können wie Petrus, als er den Herrn verleugnete. Beschämt zog ich die Bibel wieder hervor, klemmte sie unter meinen Arm und marschierte so durch den Ort. Alle Menschen sahen es, und ich verlor manchen Freund. Gott aber schenkte mir neue Freunde, Menschen, die wie ich den schmalen Weg gingen. 

 

Befreiung erleben

Ich war damals ein Kettenraucher. Sofort nach meiner Bekehrung drängte mich der Geist Gottes, damit Schluss zu machen, aber ich konnte es nicht. Ich hatte es ja schon so oft versucht, und außerdem hatte mir niemand gesagt, dass es Sünde sei. Als ich zu Hause meine Bibel aufschlug, stieß ich auf die Worte: „Wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr habt von Gott und seid nicht euer selbst. Wer den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben. Denn der Tempel Gottes ist heilig, der seid ihr.“ Vier Tage lang dauerte der Kampf. Dann kniete ich nieder und betete: „Herr, ich glaube, dass deine Erlösung keine Theorie, sondern Praxis ist. Du hast mich ganz erlöst, auch vom Rauchen!“ Als ich mit meinem deutschen Kollegen ins Gespräch kam, meinte er: „Du rauchst in den letzten Tagen nicht mehr so viel.“ Ich entgegnete ihm: „Jesus Christus wird mich vom Rauchen noch ganz frei machen.“ Er lachte mich aus. Er kannte ja meine Gebundenheit. Aber dann sagte er: „Wenn du das fertigbringst, dann will ich glauben, dass euer Club etwas wert ist.“ 

Nun, ich habe es nicht fertiggebracht, aber Jesus hat es getan. Ich warf die Zigarette, die ich gerade in der Hand hielt, halbgeraucht zum Fenster hinaus. Ich ergriff im Glauben meine Erlösung und bekannte meinem Kollegen, dass dies die letzte Zigarette gewesen sei, die ich rauchen würde. Und zur Ehre Jesu Christi darf ich sagen, dass ich nach jenem Tag nie wieder ein Verlangen hatte, zu rauchen. Wenn ich keinen anderen Beweis der Kraft Gottes in meinem Leben erfahren hätte, so würde diese im Glauben gemachte Erfahrung schon dazu ausreichen, an Jesus Christus zu glauben. Im Laufe der Zeit hat Gott mich noch von manchen anderen Dingen frei gemacht, die ich ihm zu jener Zeit noch nicht ganz übergeben hatte. Aber ich darf bezeugen, dass das neue Leben auch eine neue Kraft mit sich bringt, von der man im Glauben an die Gegenwart Jesu Christi Tag für Tag Gebrauch machen darf. Auf diese Weise bekam mein Leben einen ganz neuen Inhalt. Ich wusste jetzt, wofür ich da war. 

 

Eine neue Einstellung zum Leben und neue Lebensziele

Alles hatte einen neuen Sinn bekommen, und Jesus Christus zu vertrauen und nachzufolgen, wurde meine größte Freude. Ich verlangte nicht mehr nach den Dingen, die ich früher getan hatte. In meinem Herzen wuchs eine Abscheu und Grauen vor der Sünde. Jeden Tag musste ich mich von neuem entscheiden, Jesus gehorsam zu sein. An jenem Oktoberabend in der Teeversammlung in Cathrine war ich ein Kind Gottes geworden, Freude und Sieg jedoch herrschten nur dann in meinem Leben, wenn ich dem Drängen des Geistes Gottes gehorsam war. Bald stand ich der Forderung Jesu gegenüber, ihm zu folgen, wohin er mich führte. Ich kniete nieder und vertraute ihm die Führung meines Lebens an. Wenige Monate später kehrte ich in meine Heimat zurück, um ihm zu dienen und sein Evangelium weiterzutragen. 

Nie werde ich den Tag vergessen, an dem ich morgens, nachdem ich vor den Trümmern meines Elternhauses gestanden hatte, zum steilgelegenen Friedhof meiner Heimatstadt hinaufschritt. Am Grab meines Vaters stand ich still. Er war in den Bombennächten umgekommen. Daneben zeigte eine Inschrift an, dass mein Bruder irgendwo in russischer Erde ruhte. Alles war zerschlagen; die jubelnde Freude über die Gotteskindschaft war gewichen, aber der Friede Gottes und der Trost bei ihm geborgen zu sein erfüllten auch jetzt mein Herz. Seitdem ist manches Jahr vergangen, in denen es über Höhen und Tiefen des Glaubenslebens ging. Satan hat manchen Angriff versucht, aber Jesus ist und bleibt Sieger. Er ist mein Erlöser für Zeit und Ewigkeit. Schon vielen Menschen habe ich den Weg zu ihm zeigen dürfen, und auch dieser Bericht hat kein anderes Ziel, als weiterzusagen, wie liebevoll und barmherzig Gott mit dem Menschen umgeht. 

Die äußeren Umstände einer Bekehrung sind wohl bei jedem Menschen verschieden, aber die Sache an sich ist immer dieselbe.

 

Anton Schulte, 1925 – 2010, Evangelist und Gründer des Missions- und Bildungswerkes NEUES LEBEN