21. August 2013 | Christian Holfeld
Zu jung, zu glauben?
Reden von Gottes Liebe, ja bitte! Aber sollte man darüber hinaus auch schon mit Kindern über Themen wie „Sünde“ und „Erlösung“ sprechen? Auch unter Christen häufen sich hier die kritischen Stimmen. Christian Holfeld leitet bei NEUES LEBEN den Bereich der evangelistischen Arbeit unter Kindern. In ERLEBT nimmt er zu den häufigsten Kritikpunkten Stellung.
Kritik Nr. 1: „Kinder glauben Erwachsenen alles, weil sie ihnen vertrauen. Ihnen darum bereits in jungen Jahren konkrete Glaubensinhalte zu vermitteln, ist Manipulation.“
Keine Frage: Manipulation hat nichts in der Erziehung und erst recht nicht bei der Vermittlung von Glaubensinhalten zu suchen! Menschen, die manipulieren, arbeiten mit Gruppendruck, Drohungen und Zwang oder mit der Verführung zu Lippenbekenntnissen. Ganz davon abgesehen, dass ein mit solchen Mitteln erzwungener „Glaube“ in der Regel auf lange Sicht keinen Bestand hat, kann er die Seele eines Kindes tatsächlich nachhaltig schädigen und ist darum strikt abzulehnen. Weil Gott die Liebe ist, die stets um uns wirbt und niemals zwingt, kann auch die Botschaft des Evangeliums nur einladend weitergegeben werden – an Kinder wie Erwachsene. Dennoch muss an dieser Stelle zwischen „Manipulation“ und „Einfluss nehmen“ unterschieden werden. Kinder werden über ihr Elternhaus hinaus von vielen Seiten beeinflusst: von Lehrern, Freunden, den Medien und vielem mehr. Selbst, wenn Christen darauf verzichten würden, Kindern die Gute Nachricht weiterzugeben, blieben dennoch die Einflüsse all der anderen. Vielmehr hat Glaube, der altersgerecht sowie liebe- und respektvoll vermittelt wird, einen nachweislich positiven Einfluss auf Kinder: Sie erfahren sich von Gott geliebt, geborgen und selbstbewusst und bekommen darüber hinaus für viele Lebensbereiche eine gute Orientierung, die ihnen helfen kann, sich im Meer der Meinungen zurecht zu finden. In einer 2010 erschienenen Studie „Religion and Child Health“ („Religion und Kindergesundheit“), haben sich Barry Chiswick und Donka Mirtcheva mit der Thematik befasst und schreiben u. a. (frei übersetzt): „Kinder
und Jugendliche im Alter von 6 bis 19 Jahren, die Religion als sehr wichtig ansehen, haben insgesamt eine bessere allgemeine und psychische Gesundheit als diejenigen, die sie als unwichtig ansehen.“ Dieses Ergebnis bestätigt die Beobachtung vieler christlicher Eltern, Lehrer und Gemeindemitarbeiter: Wer früh Halt im Glauben findet, geht mit seinem Leben vernünftiger um. Bei den meisten Kindern sind auch später im Leben Alkohol, Drogen und Gewalt seltener im Spiel.
Kritik Nr. 2: „Kinder sollten weltanschaulich möglichst neutral aufwachsen, um sich später unvoreingenommen mit Glaubensfragen beschäftigen zu können.“
Eine neutrale Erziehung gibt es nicht! Jeder Mensch hat seine Grundüberzeugungen, vertritt bestimmte Werte
und hat Erklärungsmodelle für die Welt und das Leben, auch wenn er diese aus keinem Glauben bezieht. Wer
Kinder hat, weiß, dass diese schon sehr tiefgreifende Fragen stellen können: „Wo kommen wir her?“, „Wohin
geht die Oma, wenn sie stirbt?“, oder „Darf man manchmal lügen?“ Und wer Kinder ernstnimmt, wird versuchen, entsprechend seinem Weltbild gute Antworten zu geben. Viele Kinder haben Fragen bezüglich Gott. Sie haben eine Antenne für Dinge, die über das Sicht- und Erklärbare hinausgehen. Sie hinsichtlich Glaubensfragen auf die Zeit des Erwachsenseins zu vertrösten, würde bedeuten, sie nicht ernst zu nehmen und sie über hinweg Jahre allein zu lassen. Natürlich müssen biblische Wahrheiten dem jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes angemessen vermittelt werden. Doch wenn Christen verschweigen, was sie glauben, haben im schlimmsten Fall Sekten oder anderweitige Vertreter einfacher Wahrheiten leichtes Spiel, das Weltanschauungs-Vakuum zu füllen.
Kritik Nr. 3: „Kinder sind noch gar nicht in der Lage, die Dimension von persönlicher Schuld und Sünde zu verstehen. Darum kann ein Kind noch gar nicht bewusst zu Gott umkehren.“
Ja, es stimmt: Ein Kind kann noch nicht umfassend die Dimension von Schuld, Sünde und Vergebung verstehen. Aber können Erwachsene das immer? Dennoch kann auch bereits ein Kind Erfahrungen in Bereichen sammeln, für die wir Erwachsene komplizierte Begriffe gebrauchen. So testen und begreifen selbst die Kleinsten schon etwas vom Gesetz der Schwerkraft, indem sie Gegenstände fallen lassen. Und doch käme keiner auf die Idee, von ihnen ein tieferes Verständnis dieses physikalischen Gesetzes zu verlangen. Genauso verhält es sich bei zentralen Aussagen der Bibel zur Realität von „Sünde“ und „Vergebung“: Auch wenn Kinder diese noch nicht gänzlich reflektieren können, machen auch sie schon Erfahrungen mit „Richtig“ und „Falsch“ und somit mit der Realität von Schuld und Verantwortung, aber auch mit Vergebung. Diesbezüglich sollten wir Kinder nicht unterschätzen, aber gleichzeitig überlegen, in welchem Alter wir sie auch an komplexere Themen heranführen, ohne dabei Ängste zu schüren. Hierzu eignen sich vor allem persönliche Erlebnisse („Da habe ich etwas Falsches getan“) sowie Geschichten und Beziehungsbegriffe (z. B. „Gott, der liebende Vater“ oder auch „Jesus, mein Freund“). Bei allem aber bleibt: Auch wenn Kinder Bekehrung sicher anders als Erwachsene
erleben, gibt es auch für sie keinen anderen Weg zu Gott als über die Hinwendung zu Jesus.
Weil Gott Kinder ernst nimmt
Können bereits Kinder in eine tiefe Beziehung zu Gott treten? Ich meine ja. Die Bibel jedenfalls nimmt Kinder, ihren Glauben und damit auch ihre persönliche Verantwortung vor Gott ernst. Wenn z. B. Mose das Volk Israel auffordert, in Ehrfurcht vor Gott zu leben, nennt er dabei explizit auch die Kinder (5. Mose 31,12+13). In Psalm 78 heißt es, dass wir Kindern den Glauben nicht verschweigen sollen, damit sie Gott vertrauen lernen. Paulus lobte Timotheus, dass er „von Kind auf“ die heiligen Schriften kannte (2. Timotheus 3,15). Und nicht zuletzt wandte sich Jesus Kindern stets voller Liebe zu und stellte ihren Glauben sogar als Vorbild für die Erwachsenen hin: „Ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht wie ein Kind annimmt, wird nicht hineinkommen“ (Markus 10,15).
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