24. November 2011 | Markus Pfeil

180° ist nah dran an den Fragen der Menschen

Talk und Themen, Musik und Leckeres: Beim neuen Evangelisations-Konzept „180° – Sieh’s doch mal so“ steht der Dialog mit den Gästen im Mittelpunkt. Im November vergangenen Jahres fand die erste 180°-Woche mit Markus Pfeil und Doris Schulte als Referenten und Elena Schulte als Moderatorin in der FeG Simmersbach statt. Im Interview: Markus Pfeil.

‚180° – Sieh’s doch mal so‘, so heißt das neue Evangelisationskonzept von NEUES LEBEN. Wie kam es überhaupt zu der Idee?

Neues Leben ist ja für Neues bekannt. Das heißt, eigentlich überlegen wir ständig, wie wir die beste Botschaft der Welt auf zeitgemäßen Wegen möglichst vielen Menschen nahe bringen können. Die Idee zu 180° ist im Dialog zwischen Wilfried Schulte und mir entstanden. Unser Ziel war es, zwei Dinge zusammenzubringen:
Wir wollten ein Konzept entwickeln, das sowohl als klares evangelistisches Sendeformat im Fernsehen als auch vor Ort in den Gemeinden funktionieren würde. Das Konzept von „180°“ vereint beide Ansprüche.

Wie das?

Für die Sendung im Fernsehen werden bestimmte Teile der Veranstaltungen – konkret die Eröffnung des Abends, das Interview, das wir mit einem speziell zum Thema geladenen Gast führen, sowie der Predigtimpuls – aufgezeichnet und dann zeitversetzt ausgestrahlt. Da aus Sendeformat-Gründen nicht die gesamte Veranstaltung mitgeschnitten werden kann, bieten wir am Ende jeder Sendung die Möglichkeit der Telefonseelsorge an. Dazu wird das Ganze um weitere Angebote ergänzt: Es wird in Kürze eine Internetplattform mit einer Mediathek geben, auf der es weiterführende Informationen zu den jeweiligen Themen sowie zum Thema Glaube allgemein gibt, sowie eine 180°-Facebook-Community, in der sich die Leute austauschen können. Vor Ort selber geht es nach der Predigt damit weiter, dass wir eine Talkrunde anbieten, in der die Gäste ihre Fragen zum Thema des Abends stellen können, welche wir dann quasi ‚live und ohne Gewähr‘ zu beantworten versuchen.

In der FeG Simmersbach, wo 180° im vergangenen November zum ersten Mal stattfand, ging es an einem Abend um das Thema: ‚Manchmal tut es einfach nur weh! – Warum ein liebender Gott Leid zulässt‘. Kann man das überhaupt beantworten?

Nein, kann man nicht. Zu Beginn kamen Fragen aus dem Publikum, auf die ich noch ganz gut eingehen
konnte. Aber dann wurden natürlich auch sehr schwierige Fragen gestellt, die sich nur im Ansatz beantworten ließen. Ein Gast zum Beispiel sagte: ‚Jetzt bringen Sie es doch mal auf den Punkt: Warum müssen denn unschuldige Kinder sterben?‘ Und weil man das eigentlich gar nicht beantworten kann, sagte ich: ‚Ich weiß es nicht.‘ Gerade diese Ehrlichkeit aber war es, die positiv aufgenommen wurde, weil sie klar machte, dass auch Christen nicht auf alles eine Antwort haben. Und doch konnte ich im Anschluss erklären, dass gerade angesichts solch harter Fragen das größte Geschenk des Glaubens umso heller strahlt: nämlich, dass man
Gott vertrauen kann, ohne alles zu verstehen. Insgesamt ist diese Herangehensweise natürlich ein großes Wagnis, denn man kann sich unmöglich auf jede Frage vorbereiten. Aber wir haben festgestellt: Mit diesem dialogischen Format sind wir viel näher dran an den Fragen und Zweifeln der Menschen, als wenn wir sie lediglich ‚von der Kanzel herab anpredigen‘. Und das kommt an.

Wegen des Sendeformats darf die Predigt nicht länger als zwölf Minuten dauern. Das ist für einen evangelistischen Impuls ja nicht gerade viel…

Wir haben uns auch gefragt, ob das funktioniert. Aber gut vorbereitet kann man auch in so kurzer Zeit schon viel sagen. Weil das Thema in den Programmpunkten im Vorfeld ja schon eingeleitet wurde, muss man nicht viel Zeit für den Einstieg verwenden, sondern kann ohne Umschweife zur Bibelauslegung kommen und Gottes Wort sprechen lassen.

Ihr kommt also inhaltlich dennoch auf den Punkt?

Ja, das war und ist unser Anspruch. Darum heißt das Konzept ja auch 180°: Die Menschen sollen wissen, dass sie zu Gott umkehren müssen. Gegen Ende jeder Fragerunde geht es daher immer um das ‚Wie‘ der Bekehrung. Hier beantworten wir dann Fragen wie: ‚Wie kann man diese Glaubenserfahrung machen?‘, und auch: ‚Wie hast du selber das erlebt?‘ An dieser Stelle können wir dann ganz offen die Dringlichkeit einer persönlichen Entscheidung für Jesus Christus rüberbringen.

Kommen wir noch einmal zurück zum Stichwort ‚dialogischer Ansatz‘: Ist die Zeit der klassischen Evangelisation – sprich: längere Predigt plus Aufruf zur Bekehrung – vorbei?

Nein, das wäre zu einfach. Wir neigen als Menschen dazu, eine bestimmte Methode finden zu wollen, die überall und zu jeder Zeit erfolgreich ist. Aber diese eine Methode gibt es meiner Ansicht nach nicht. Ich predige auch heute bei den meisten Veranstaltungen immer noch um die 40 Minuten und auch da kommen Menschen
zum Glauben. Generell aber würde ich sagen: Es muss alles auf den Prüfstand. Wir dürfen nicht nur an etwas
festhalten, weil wir es schon immer so gemacht haben. Oft werden Methoden heiliggesprochen, nur weil sie früher funktioniert haben. Dazu fällt mir Albert Einstein ein, der einmal gesagt hat: ‚Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.‘ Natürlich ist der Inhalt das Entscheidende, und da kommen wir keinen Zentimeter um das Kreuz herum. Aber der Inhalt braucht die richtige Verpackung. Anton Schulte hat es einmal so ausgedrückt: Die Vase muss zu den Blumen passen. Soll heißen: Auch wenn die Botschaft des Evangeliums dieselbe ist, dieselbe bleibt und bleiben muss, so müssen doch die Verkündigungsformen immer wieder neu den Bedürfnissen der Hörer angepasst werden. Denn
die entscheidende Frage ist doch: Erreichen wir die Menschen? Verstehen sie uns, unsere Sprache, unsere Form? Funktioniert unsere Kommunikation? Um das herauszufinden, braucht es Ehrlichkeit, Liebe und Mut. Wir müssen die Menschen mit ihren Fragen und Nöten ernstnehmen. Wir dürfen keine Antworten geben, ohne
die Fragen zu kennen und ohne wirklich hingehört zu haben. Mein Gebet ist, dass 180° genau das tut.

Vielen Dank für das Gespräch.