Regiert Geld die Welt?
Vom Geben und Nehmen im Reich Gottes
Beinahe täglich wird uns in den Medien vor Augen geführt, dass ohne Geld in dieser Welt (fast) nichts funktioniert. Wie ist das im Reich Gottes? Geht es hier etwa auch nur um Geld?
Geben ist ein „göttliches Privileg“
Gott ist von seinem Wesen her ein „Geber“. In der Bibel wird er uns vom ersten Buch Mose bis hin zur Offenbarung durchweg so vorgestellt. Alles, was wir haben, kommt von ihm. Als Gott uns Menschen erschuf, machte er uns „in seinem Ebenbild“. Deshalb haben wir in vielen Bereichen etwas mit ihm gemeinsam. Als seine Ebenbilder sind wir ebenfalls darauf angelegt, Gottes Geber-Natur in dieser Welt zu repräsentieren. Leider hat der Sündenfall im Leben der Menschen gravierende Spuren hinterlassen. Gottes Geber-Natur in uns wurde häufig von Gier, Habsucht und Egoismus verdrängt. In unserer westlichen Gesellschaft befinden wir uns in einem ständigen Rausch des „Nehmens“. Dabei ist alles, was wir besitzen, nur von Gott geliehen.
Andere unterstützen und von der Unterstützung durch Andere leben ist ein geistliches Prinzip
Zu allen Zeiten hat Gott Menschen in besonderer Weise dazu berufen, in seinem Dienst zu stehen und von der Unterstützung Anderer zu leben. Weil manche Leute eine solche „besondere“ Aufgabe haben, kann es sein, dass ihnen Zeit und Möglichkeiten fehlen, durch ein „normales“ Arbeitsverhältnis Erwerbseinkommen zu erzielen. Sie sind auf Unterstützung von Menschen mit eigenem Einkommen angewiesen. Der folgende Text ist vielen Christen unbekannt: Jesus zog durch ihre Städte und Dörfer und predigte und verkündigte das Evangelium vom Reich Gottes; und die Zwölf waren mit ihm, dazu einige Frauen … Sie dienten ihm mit ihrem Besitz. (Lk 8,1f) Häufig forderte Jesus die Jünger auf, ihm nachzufolgen. In vielen Fällen bedingte das, dass sie ihre normale Tätigkeit (und damit die Möglichkeit des Broterwerbs) aufgeben mussten. Offensichtlich hat Jesus nicht unzählige Brotvermehrungswunder getan und immer wieder Wasser zu Wein gemacht. Jesus war sich nicht zu schade, von der Unterstützung anderer Menschen zu leben. Ich bin sicher, für die Frauen, die hier erwähnt sind, und für viele andere Menschen, war es ein geistliches Bedürfnis, den Dienst von Jesus zu unterstützen. Sie waren froh, auf diese Art und Weise Gott etwas zurückgeben zu können von dem, was sie selbst empfangen hatten.
„Spenden zu geben ist ein Vorrecht und ein Zeichen der Liebe Gottes, die man selber erfahren hat. Deshalb soll man geben, ‚so viel man kann'.“
Es ist „normal“, Verantwortung für andere zu übernehmen
Auch Paulus hat zu diesem Thema viel zu sagen: 2. Korinther 8,2 f: „Obwohl die Christen (in der Provinz Macedonien) wegen ihres Glaubens viele Schwierigkeiten ertragen mussten, waren sie doch voller Freude und haben trotz ihrer großen Armut sehr viel für andere gegeben. Ich kann bezeugen, dass sie bereitwillig gaben, was sie nur geben konnten, und sogar mehr als das. Dabei brauchte ich um ihre Spende gar nicht zu bitten. Im Gegenteil! Sie haben es als ein Vorrecht angesehen, sich an der Hilfe für die Christen in Jerusalem beteiligen zu dürfen. (V 7 f): Ihr seid in so vielen Dingen überaus reich gesegnet … Seht zu, dass sich dieser Reichtum auch in eurer Hilfsbereitschaft für die Gemeinde in Jerusalem zeigt… (V 11f) Gebt so viel, wie ihr geben könnt! Wenn ihr wirklich etwas geben wollt, dann ist es nicht entscheidend, wie viel ihr geben könnt. Denn Gott wird eure Gabe nach dem beurteilen, was ihr habt, und nicht nach dem, was ihr nicht habt. (V 14f) Heute habt ihr so viel, dass ihr ihnen helfen könnt. Ein andermal werden sie euch von ihrem Überfluss abgeben, wenn es nötig ist. Das meine ich mit Ausgleich.“
Für Paulus war selbstverständlich: Alle tragen mit an den Lasten der anderen. Deshalb ist auch materielle Unterstützung etwas völlig normales. Die Korinther halfen aus eigenem Antrieb, aber an anderer Stelle hat Paulus auch überhaupt kein Problem damit, konkret auf Situationen hinzuweisen, die das finanzielle Engagement der Gläubigen erfordern. Man kann arm oder reich sein und einen Beitrag zur Unterstützung Bedürftiger leisten.
Spenden zu geben ist ein Vorrecht und ein Zeichen der Liebe Gottes, die man selber erfahren hat. Deshalb soll man geben, „so viel man kann“ – da ist die Bibel eindeutig. Das bedeutet manchmal viel – ein anderes Mal (objektiv gesehen) eher wenig. So war es auch bei der armen Witwe im Tempel, von der Jesus sagt, sie habe mehr gegeben als alle. Paulus fordert allerdings nicht, mehr zu geben, als man zu geben im Stande ist. Spendensammler, die die Menschen in den Bankrott führen, können sich nicht auf biblische Grundlagen berufen.
Wer das Evangelium verkündigt, darf auch vom Evangelium leben
In 1 Kor 9,7-14 spricht Paulus von einem ausdrücklichen Recht, dass Diener Gottes von ihrem Dienst leben sollen. Deshalb müssen sich Missionare nicht schämen, wenn sie andere ermutigen, Geld und andere Dinge zu spenden, damit sie ihrer Arbeit nachgehen können. Paulus stellt den Philippern für ihren Einsatz einen großen Segen in Aussicht (4,15-17): Denn ihr Philipper wisst, dass am Anfang meiner Predigt des Evangeliums, als ich auszog aus Mazedonien, keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft gehabt hat im Geben und Nehmen als ihr allein. (d.h. keiner hat mir Geld gegeben) 16 Denn auch nach Thessalonich habt ihr etwas gesandt für meinen Bedarf, einmal und danach noch einmal. 17 Es geht mir nicht um die Gabe, es geht mir um den Gewinn, der euch mit Zinsen gutgeschrieben wird. Manche Ausleger sehen im Philipperbrief den ersten festgehaltenen Brief eines Missionars an seine Unterstützer. Und der Missionar Paulus ist nicht etwa der Meinung, dass er die Philipper ärmer macht – er hilft ihnen vielmehr, das göttliche Prinzip des Gebens neu zu entdecken und erschließt ihnen damit eine Quelle des Segens für ihr eigenes Leben und das Leben der Gemeinde.
Unterstützer und Unterstützte sind gleichwertige Partner im Reich Gottes
Viele Menschen, die darüber nachdenken, wie sie Unterstützung von anderen Christen für ihren Dienst bekommen können, sind sich nicht klar, dass die Unterstützer gleichwertige Partner für den Dienst im Reich Gottes sind. Sie sind nicht nur Geldgeber. Sie sind auch mehr als Investoren. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes Missionspartner. Und als solche sollten sie auch behandelt werden. Wenn ein Missionar einem Missionspartner einen Brief schreibt, ist das anders, als wenn er um Geld bettelt. Denn er weiß, dass der Missionspartner das gleiche Anliegen vertritt und dass er stellvertretend für ihn jetzt an dieser Front steht. Deshalb ist es wichtig, dass der Partner erfährt, was gerade geschieht. Er soll mit hineingenommen werden und wissen, wo die geistlichen Herausforderungen sind und wofür er beten kann.
Frühling 2015
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