Gott will was sagen
Persönlich
Wie erklärt man, was im Grunde unerklärlich ist? Dass es eine Kraft gibt, die man nicht sieht, die man kaum greifen und manchmal auch gar nicht begreifen kann? Werner May tut das anhand von sehr persönlichen Beispielen aus seinem Leben und macht anschaulich, was er glaubt: Gott will was sagen und tut das durch den Heiligen Geist. Mittendrin im Alltag.
Ich habe versucht mir vorzustellen, dass es keinen Heiligen Geist gäbe. Wie würde das konkret mein alltägliches Leben verändern? Leben ohne Beistand?Leben ohne Tröster von oben? Zuerst fiel mir ein – Gott sei Dank –, dass es doch Menschen gibt, die ich anrufen kann, um mir zu helfen und beizustehen oder mich zu trösten. Und alle meine Mitchristen sollten das ja auch tun. Aber dann wurde mir klar: Ich kann mir vorstellen, was ich will, es gibt den Heiligen Geist! Und er wirkt, ob ich das weiß und glaube oder nicht. Das hat er schon oft getan, auch als ich noch kein Christ war, davon bin ich überzeugt. Und das tut er auf der ganzen Welt. Auch wenn er, wie mir scheint, der große Unbekannte geblieben ist. Nach einer Emnid-Umfrage von 2009 – und seitdem hat sich wahrscheinlich wenig geändert – weiß nur etwa die Hälfte der Menschen in Deutschland, was an Pfingsten gefeiert wird, nämlich die Ausgießung des Heiligen Geistes.
Genau zehn Pfennige
Es ist schon über vierzig Jahre her, dassmeine Frau und ich einmal ziemlich ratlos in einer großen Bahnhofsvorhalle standen. Wir mussten dringend telefonieren, hatten aber all unser Geld ausgegeben. Wir besaßen nur noch zehn Pfennige, doch der Anruf von einer Telefonzelle aus kostete zwanzig Pfennige. Und Handys gab es damals noch nicht. Plötzlich rannte ein Mann quer durch die Halle an uns vorbei und es machte „pling“. Wir mussten uns nur bücken, um die Münze aufzuheben, die ihm aus der Tasche gefallen war. Genau zehn Pfennige. Damals hatte ich noch keine persönliche Beziehung zu Gott. Doch ich fühlte mich beschenkt und ermutigt, nicht nur für den Augenblick, sondern auch für einen wichtigen Entscheidungsprozess, in dem wir gerade standen. Heute setze ich diesen Groschen in der Not mit Gott in Beziehung. Das war nicht einfach Zufall.
Seit Jahren bin ich dankbar, dass ich jeden Tag mit der Bitte starten kann: „Komm, du Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“, und dass Vorfreude darauf entsteht, dass der Geist der Furcht, Not und Sorge keinen Platz in meinem Leben haben soll (2. Timotheus 1,7). Wenn ich Hilfe brauche: Er ist da. Wenn ich Rat brauche: Er ist da. Wenn ich Orientierung oder Entscheidungsführung brauche: Er ist da!
„Damals hatte ich noch keine persönliche Beziehung zu Gott. Doch ich fühlte mich beschenkt und ermutigt.“
In der Spielzeugabteilung
In den 80er Jahren arbeitete ich in einem Rehazentrum, als wir erfuhren, dass ein junger Mann mit Behinderung von zu Hause weggelaufen und zu uns in die Stadt gefahren war. Im Rehazentrum war er aber nicht angekommen. Es blieb uns daher nichts anderes übrig, als auszuschwärmen und ihn zu suchen. In dem Moment, als ich von meinem Stuhl aufstand, spürte ich völlig überraschend körperlich die Gegenwart des Heiligen Geistes, etwas durchströmte mich, ein sogenanntes energetisches Phänomen, wie die Religionspsychologen sagen. Diese Gegenwart blieb bei mir, führte mich durch die Straßen, solange – so schien es – ich auf dem richtigen Weg war, verschwand wieder, wenn ich in die falsche Richtung einbog, und führte mich schließlich in den ersten Stock eines großen Kaufhauses, in der Spielzeugabteilung, wo der junge Mann stand.
Zwischen Eimern und Lappen
Gott ist da! Durch den Heiligen Geist ist er sogar in meinem Herzen! Unvorstellbar, aber wahr.
Als Referent bei einem Seminar wollte ich vor ein paar Jahren die Pause während einer Gruppenarbeit nicht wie sonst nutzen, um spazieren zu gehen und durchzuschnaufen, sondern um eine Zeit der Begegnung mit Gott zu haben. Aber alle Räume waren durch die Gruppen belegt. Es blieb mir nur noch die kleine Putzkammer. Ich zwängte mich dort zwischen Eimern, Lappen und Besen auf den Boden, und kaum hatte ich mich Gott zugewandt, wurde ich körperlich spürbar von seiner Liebe erfasst, so wie es im Römerbrief heißt, dass Gottes Liebe durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen ist (Römer 5,5). Ja, mir schien, dass der ganze Raum davon erfüllt war. Erquickung und Freude pur.
„Ich zwängte mich dort zwischen Eimern, Lappen und Besen auf den Boden, und kaum hatte ich mich Gott zugewandt, wurde ich körperlich spürbar von seiner Liebe erfasst.“
Mehr als nur ein Eindruck
Beistand und Trost – das gilt nicht nur für uns selbst. Der Heilige Geist gibt uns auch Impulse, anderen beizustehen. Bei einer Konferenz hatte ich im Gebet den Gedanken, dass ein Mann da sei, der sich Sorgen mache, weil sein Sohn erkrankt war. Doch Gott wolle ihm sagen, dass er sich entspannen könne, weil Gott sich um den Jungen kümmert. Ich teilte diesen Eindruck dem Veranstaltungsleiter mit, und dieser griff zum Mikrofon und gab bekannt, was ich empfangen hatte. Im selben Augenblick betrat ein Mann den Saal, der gerade im Foyer mit seiner Familie telefoniert und von der Erkrankung seines Sohnes erfahren hatte. Wie groß ist die Liebe Gottes! Dieser Mann betrat besorgt den Saal und hörte, wie Gott sich um ihn kümmert! Der Heilige Geist, der Tröster! Er stärkt und tröstet nicht nur mich, sondern leitet mich, auch andere zu trösten.
Noch eine kleine persönliche Trosterfahrung zum Abschluss: In der Schule war Englisch nicht gerade mein Lieblingsfach, und über meine Noten schweigen wir lieber. Der Heilige Geist hat mich in den letzten Jahren sehr ermutigt, trotzdem Englisch zu sprechen. Inzwischen mache ich mir keine Gedanken mehr, dass ich nicht perfekt rede, denn ich bin ja nicht mehr in der Schule. Und dann bekam ich in den USA einmal das große Kompliment, dass mein Englisch zwar nicht perfekt sei, aber „nice“. Was will ich mehr? Freude! „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit.“ (Galater 5,22f)
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