Wenn mein Gott mir nicht guttut
Ratgeber
Was zunächst irritierend klingen könnte, ist die Auseinandersetzung mit unserem ganz persönlichen Gottesbild, das wir uns im Laufe unseres Lebens durch Erfahrungen und Prägungen machen. Das Provozierende dabei bringt uns zum Hinterfragen, sagt Wilhelm Risto. Und er meint, das ist gut so. Damit wir entdecken, was wirklich wahr ist und nicht nur, was wir dafür halten.
Dicht auf den Fersen
Ich durfte in einem sehr liebevollen Umfeld aufwachsen. Meine Großmutter liebte Gott und vermittelte mir seine unfassbare Liebe zu mir sehr anschaulich und greifbar. So, dass Gott für mich immer eine Offenbarung der Liebe war. Auch als ich älter wurde, hielt ich an dem Bild fest, dass Gott mich liebt und für mich ist. Dennoch darf ich mir immer wieder die Frage stellen: Wer ist dieser Gott, an den ich glaube?
Freiheit
Bei einer Gelegenheit unterhielt ich mich mit einem befreundeten Pastorenkollegen. Wir sprachen über unser jeweiliges Gottesbild und unser Verständnis des Evangeliums der Bibel. Dabei sagte er: Wenn das Evangelium uns nicht frei macht, dann ist es nicht das Evangelium, von dem die Bibel redet. Unser Verständnis von Gott und seiner guten Nachricht sollte uns immer in die Freiheit führen. So wie es Jesus gesagt hat: „Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Johannes 8,32) Jesus zeichnet für uns ein Bild von Gott, den er als seinen persönlichen Vater kennt. Er weiß, dass die Begegnung mit Gott uns Freiheit bringen muss. Deshalb ist Freiheit für mich ein wichtiger Gradmesser meines Gottesbildes.
Wahrheit
An einer anderen Stelle untermauert Jesus diese Wahrheit, indem er uns die absolute Großzügigkeit Gottes vorstellt. Im Evangelium von Lukas, Kapitel 15, in den Versen 11–32 erzählt er die Geschichte von zwei Söhnen. Diese Geschichte hat zum großen Teil mein persönliches Bild von Gott und seinem Geschenk der Freiheit und Gnade geschärft. Als ich in unserer Gemeinde eine Predigtreihe zum Thema Amazing Grace (Erstaunliche Gnade) hielt, beschäftigte ich mich mit Gottes absoluter Gnade, wie sie auch in diesem Gleichnis beschrieben wird. Dabei fiel mir auf, dass beide Söhne – sowohl derjenige, der weglief, als auch der, der zu Hause blieb – den Vater völlig missverstanden hatten. Der eine kam sich für die Beziehung mit Gott, dem Vater, zu schlecht vor, der andere viel zu gut. Der Vater gibt dem jüngeren Sohn, der sich zu schlecht vorkommt, genau das, was er nicht verdient hat, nämlich Annahme und Gnade. Beide jungen Männer verwirrt das.
„Der eine kam sich für die Beziehung mit Gott, dem Vater, zu schlecht vor, der andere viel zu gut.“
Gnade
Das Gleichnis ist eine Erzählung über die grenzenlose Gnade, mit der Gott uns entgegenkommt. Die Geschichte scheint über die Freude eines Vaters zu reden, dessen abtrünniger Sohn nach Hause gekommen ist. Der Vater freut sich so sehr darüber, dass er ein Freudenfest veranstaltet. Die jungen Männer erwarten jedoch, dass sich in der Reaktion ihres Vaters seine Strenge widerspiegeln sollte. Sie wollten das bekommen, was sie zu verdienen glaubten. Sie wollten sich die Liebe ihres Vaters irgendwie erarbeiten. Beide glaubten, er müsse ihr Verhalten in Betracht ziehen. Doch in der Geschichte des Vaters geht es nicht um Verhalten, sondern um etwas völlig anderes. Jesus erklärt uns hier, warum der Vater in der Geschichte so reagiert, nachdem sich der jüngere Sohn so viel hat zuschulden kommen lassen. Warum sollte der Vater überhaupt feiern? Und warum feiert er sofort und nicht erst in vier Wochen? Warum erwähnt der Vater nicht, dass der Sohn das Erbe verschleudert und Schande über die Familie gebracht hat? Warum das alles? „Wir mussten ein Freudenfest feiern, denn dein Bruder war tot und ist ins Leben zurückgekehrt! Er war verloren, aber jetzt ist er wiedergefunden!“ (Vers 32) Das ist der Grund. Ende des Gleichnisses. Gott feiert vor allem die geheilte Beziehung! Das Bild, das Jesus uns in diesem Gleichnis von Gott dem Vater zeichnet, hilft mir immer wieder, mein Gottesbild zu korrigieren. Immer, wenn ich mir zu gut oder zu schlecht vorkomme, erinnere ich mich an Gottes Gnade, die mein kleines Denken übersteigt.
Beziehung
Das Nächste, was mir hilft, mein Bild von Gott in die richtige Ordnung zu bringen, hat etwas mit Beziehung zu tun. Einmal unterhielt ich mich mit einem Mann, der am Glauben interessiert war. Er hatte viele Fragen. Ich versuchte ihm Gottes Liebe nahezubringen. Seine Reaktion darauf war nur, dass das ganze Thema mit dem Glauben so kompliziert sei. „Ich verstehe die vielen Gesetze nicht“, sagte er zu mir. „Was ist richtig? Was ist falsch? Wer hat recht? Wonach muss ich mich richten?“ Ich antwortete, dass ich seine Fragen auf der einen Seite verstehen würde, und bat ihn dann, einen Augenblick zuzuhören, denn ich würde ihm eine weitere Geschichte erzählen: „Am Anfang der Bibel lädt Gott einen Mann mit dem Namen Abram ein, ihm zu vertrauen und eine Freundschaftsbeziehung mit ihm einzugehen.“ Dann sagte ich zu meinem Gesprächspartner: „Weißt du, zuallererst lädt Gott uns ein, ihm zu vertrauen und in Freundschaft mit ihm zu leben. Das ist etwas sehr Persönliches und Intimes. Gott lädt dich ein, seine Freundschaft anzunehmen und diese Freundschaft mit ihm zu leben.“ Seine Erleichterung war spürbar, und er sagte dann zu mir: „Das hört sich doch sehr einladend an. Ja, ich will ein Freund Gottes sein!“
Gebet
Und dann sind da noch das Gebet und die Anbetung. Zu beidem ermutigt und bevollmächtigt mich die Bibel. Beim Lesen und Beten der Psalmen und weiterer Berichte und Gebete des Wortes Gottes verinnerliche ich die Aussagen, die über Gott gemacht werden. Ich bete und spreche laut Gottes Eigenschaften aus. Das hilft, damit sich Gottes wahres Wesen in meinem Herzen und Denken festigen kann. Da entdecke ich zum Beispiel Gott als den Vater, den Hirten, den guten Versorger. Er ist die Quelle des Lebens. Er ist die Liebe, und er ist noch so viel mehr.
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