Raus aus der Achterbahn

Ratgeber

Manchmal findet man sich ganz schön anstrengend, besonders dann, wenn die Gefühle mal wieder Achterbahn fahren und man zu den eher ängstlichen Typen gehört. Wohin mit den Gedanken und Sorgen? Woher kommt Ruhe, woher das „ich fühl mich gut“? Und gibt’s da keinen Knopf zum Abschalten? Georgia Mix über einen sinnvollen Umgang mit Emotionen.

Emotional Logic (EL)* ist zwar kein Knopf, um vermeintlich negative Gefühle abzuschalten, aber es ist ein wertvolles Werkzeug, das ganz praktische Hilfsmöglichkeiten gibt, sie besser verstehen zu lernen. Denn es gibt keine negativen Gefühle, sondern nur unangenehme, die allerdings einen sinnvollen Zweck haben. Es geht also gar nicht darum, negative Gefühle einfach auszuschalten, sondern vielmehr darum, sie konstruktiv zu nutzen. Unsere Emotionen können wir uns wie ein körpereigenes Sinnessystem vorstellen, ähnlich einem Warnmelder, der uns wertvolle Umgangshinweise liefert. Ein Warnsystem, dessen Sinn und Funktion wir nicht verstehen, empfinden wir lediglich als störend, wenn es anspringt. Genauso erleben wir auch unsere Emotionen als nervenaufreibend, falsch oder sogar sündhaft und wir wollen sie einfach nur abschalten, wenn wir ihre Funktion nicht kennen. Begreifen wir sie jedoch als Signalsystem, das unser Schöpfer in uns gepflanzt hat, um uns anzuzeigen, dass wir in Gefahr stehen, etwas uns Wertvolles zu verlieren, dann können unsere Emotionen uns lebens- und beziehungsfördernd stärken.

Unser Leben verändert sich tagtäglich. Eine Baustelle versperrt plötzlich unseren gewohnten Arbeitsweg. Beim Biss in unser Brötchen bricht uns ein Teil unseres Zahnes ab. Auf der Arbeit soll unsere Abteilung umstrukturiert werden. Mit jeder Veränderung geht uns auch etwas verloren. Durch die Umstrukturierung auf der Arbeit befürchten wir, unsere Sicherheit oder unsere Kontrolle verlieren zu können. In jedem Fall verlieren wir die bisher vertraute Struktur und wir reagieren darauf emotional. Solch eine Reaktion nennen wir bei EL Trauern, und sie findet immer statt, wenn wir etwas uns Wertvolles verloren haben oder uns dieser Verlust droht. Dieses Trauern besteht nicht aus einer einzigen, sondern aus mehreren Emotionen, wie unter anderem Angst, Wut oder Scham. Um den Sinn und Nutzen dieser Gefühle begreifen zu lernen, stellt uns EL drei konkrete Schritte zur Verfügung: 

Emotionen verstehen

Zuallererst ist es hilfreich, dass wir lernen, unsere Emotionen an uns wahrzunehmen. Wir fühlen vielleicht lediglich eine Verkrampfung in der Magengegend, ein beklemmendes Gefühl, das uns den Hals zuschnürt, oder eine innere Unruhe, die uns kribbelig macht. Im ersten Schritt geht es darum, diese Empfindungen den entsprechenden Emotionen zuzuordnen. EL stellt uns vier Emotionen zur Auswahl: Angst oder Schock, Ärger oder Zorn, Niedergeschlagensein und das Sich-schuldig- Fühlen. Wir benennen nun, welche dieser Emotionen wir in einer bestimmten Situation, die uns herausfordert, wahrnehmen. Die Umstrukturierung auf der Arbeit macht uns vor allem Angst. Gleichzeitig sind wir allerdings auch ärgerlich. Nun ist es wichtig, den sinnvollen Zweck dieser Emotionen zu verstehen. Ein Gefühl von Angst signalisiert uns, dass wir an unseren eigenen Kräften und Möglichkeiten zweifeln. Angst können wir als eine Einladung verstehen, erst einmal einen sicheren Ort aufzusuchen. Dies kann das Gespräch mit unserer Freundin sein, der Platz auf unserem Sofa oder auch ein Gebet. Auf diese Weise können wir unsere Kräfte und Möglichkeiten neu überprüfen. Gibt es etwas, das wir in dieser Situation gewinnbringend gestalten können? Ärger können wir als Vitalkraft verstehen. Nutzen wir sie konstruktiv, können wir mit ihrer Energie Dinge verändern und mitgestalten, die uns wichtig sind. 

Verluste benennen

Die Frage, die sich im zweiten Schritt stellt: „Ja, das fühlt sich bedrohlich an, was ich da gerade empfinde, aber was ist es eigentlich, das ich verloren habe oder befürchte zu verlieren?“ Das Benennen unseres Verlustes hilft dabei, der Ursache auf den Grund zu gehen, warum eine bestimmte Emotion auftritt. Was verliere ich da gerade, was mich so wütend sein lässt? Was droht mir da aus der Hand zu gleiten, was macht mir Angst? Das können materielle Dinge sein, wie Geld oder der Arbeitsplatz. Es kann allerdings auch verborgene Verluste geben, die nicht auf den ersten Blick erkenntlich sind. Da droht uns vielleicht der Verlust unseres Ansehens oder der Verbundenheit mit den Kollegen. Es geht also vielmehr darum, die Verluste zu begreifen, die die Ursache der Gefühle sind. Je klarer wir unsere Verluste benennen können, umso mehr werden wir die Emotionen verstehen lernen, die sie in uns auslösen.

„Es geht also vielmehr darum, die Verluste zu begreifen, die die Ursache der Gefühle sind. Je klarer wir unsere Verluste benennen können, umso mehr werden wir die Emotionen verstehen lernen, die sie in uns auslösen.“

Handlung planen

Im dritten Schritt gestalten wir einen konkreten Handlungsplan. Welches kleine Puzzleteil können wir verändern, um etwas wiederzuerlangen, was uns verloren gegangen ist? Wie können wir das konkret umsetzen? Dazu werfen wir einen Blick auf die Verluste, die wir im zweiten Schritt benannt haben. Wir erinnern uns daran, dass wir uns früher regelmäßig mit unseren Kolleginnen getroffen haben. Irgendwann ist es eingeschlafen, aber eigentlich war es immer wertvoll und gut. Vielleicht ist der Moment der Umstrukturierung der Abteilung gerade passend, um die wertvolle Verbundenheit zurückzugewinnen und Beziehungen auf diese Weise konstruktiv zu stärken. Ein gutes Team wird sich besser an Veränderungen anpassen können. Veränderungen, die uns widerfahren, werfen uns manchmal aus unserer Komfortzone. Durch den bewussten Umgang mit unseren Emotionen können wir uns dieser Veränderung konstruktiv stellen und uns neu anpassen. Diese Anpassungen haben immer wieder das Ziel, uns und unsere Beziehungen zu fördern und zu stärken und uns damit zu neuer Freude zu führen. 

*Emotional Logic ist ein Konzept, das vom Allgemeinmediziner Dr. Trevor Griffiths (Devon, GB) erarbeitet und wissenschaftlich überprüft wurde. Die IGNIS Akademie, Kitzingen, übersetzte es ins Deutsche und entwickelte es weiter zur Anwendung im Persönlichen, in der Seelsorge, Beratung und Therapie. Mehr unter ignis.de 

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