Nicht aus eigener Kraft

Biografie

Der Mann polarisierte oft. Mancher würde sagen: sobald er den Mund aufmachte. Er feierte Erfolge wie kein anderer und fiel so tief wie wenige. Und kam immer wieder zurück, gab nicht auf, trat für seine Überzeugung ein. Elena Eigenbrodt wirft einen Blick auf den Wolfgang Schäuble, der sagt, dass der Glaube an Jesus ein großer Halt und Mutmacher sein kann.

„Ich bin evangelischer Christ. Und es gehört, vor allem nach den vielen Erlebnissen in meinem Leben, zu meinen prägenden Erfahrungen, dass Gott uns, was auch immer uns geschieht, nicht aus seiner Hand lässt. Das gibt mir Kraft und Zuversicht.“ Viele Erlebnisse, die hatte Wolfgang Schäuble in seinem Leben wahrhaftig. Geboren wurde er am 18.09.1942 im Schwarzwald und ist als Sohn eines Prokuristen und späteren Bundestagsabgeordneten und dessen Frau mit zwei Brüdern aufgewachsen. In seinem Elternhaus wurde er, wie derzeit viele andere Menschen auch, konservativevangelisch erzogen. Das scheint seine Spuren hinterlassen und sein Leben dauerhaft geprägt zu haben. Später heiratete Schäuble und hat mit seiner Frau Ingeborg vier Kinder.

Er setzt sich ein

Seine politische Laufbahn begann bereits mit 19 Jahren. Er trat sein Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an und nebenbei auch gleich der Jungen Union bei. 1965 wurde er dann Mitglied in der CDU, in der er noch heute engagiert tätig ist. Dabei wurde ihm nichts geschenkt, jedenfalls nicht viel. Der junge Schäuble arbeitete sich mit der Zeit hoch, lernte seine Kritiker kennen, fand aber auch Unterstützer. Besonders schätzte ihn Helmut Kohl, der maßgeblich daran beteiligt war, dass der Schwarzwälder 1981 mit gerade mal 39 Jahren Geschäftsführer der CDU/CSU wurde; drei Jahre später war es ebenfalls Kohl, der seinen Protegé als Bundesminister in die Regierung rief. Die Liste seiner Posten und Aufgaben ist lang – immerhin ist Wolfgang Schäuble der älteste Bundestagsabgeordnete und hält den Rekord für die längste Dienstzeit in der Geschichte der deutschen Parlamente. Seit 1972 sitzt er ununterbrochen im Bundestag.

„Der Mensch kriegt immer so viel Kraft, wie er braucht, aber erst dann, wenn er sie braucht.“

Er gibt nicht auf

Was sich wie eine Erfolgsstory anhören könnte, ist nichts anderes als nüchterner Alltag im politischen Bonn und Berlin. Hätte er ein ruhiges, friedliches Leben haben wollen, wäre er besser im Schwarzwald geblieben. 1990 wird Schäuble Opfer eines Attentats und überlebt es nur schwer verletzt. Die Erholung dauert, und ganz sicher ordnet er diese Zeit in die „vielen Erlebnisse“ ein, von denen er anfangs sprach. Ein psychisch kranker Mann schoss zwei Mal auf ihn, das fesselte ihn für den Rest seines Lebens querschnittsgelähmt an den Rollstuhl. Aber Schäuble gibt nicht auf, schöpft Kraft aus seinem Glauben. Er kehrt in die Politik zurück, nimmt seine Ämter wieder auf. 1999 kommt der nächste Rückschlag, einer, der ihm vermutlich noch mehr zusetzte als das Attentat. Im Zuge einer CDUSpendenaffäre erleidet er als Fraktionsund Parteivorsitzender einen massiven Glaubwürdigkeitsverlust und legt alle seine Ämter nieder. Doch Schäuble gibt nicht auf und arbeitet hart und diszipliniert. 2002 kommt er zunächst als stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion zurück und wird 2009 unter Angela Merkel Bundesfinanzminister. Mühsam und stetig erkämpft er sich das verlorengegangene Vertrauen zurück, hat aber weiterhin laute politische Kritiker. Die damalige Schuldenkrise tut ihr Übriges – bis Wolfgang Schäuble dann das höchste Plus seit ewigen Zeiten erwirtschaftet. Er gibt eben einfach nicht auf.

Er bekennt sich zu Gott

Der heute 80-Jährige erlitt viele Rückschläge, politisch und privat. Und das ganze Land schaute zu. Wie er damit zurechtkam und -kommt, erklärt er auf seiner Website, wenn er dort bekennt, dass er persönliche Zufriedenheit und Gelassenheit durch seinen Glauben an Gott erhält. Dort zitiert er auch Bonhoeffer: „Der Mensch kriegt immer so viel Kraft, wie er braucht, aber erst dann, wenn er sie braucht.“ Diese Haltung erfordert Vertrauen. Ein Vertrauen auf Gott, das Wolfgang Schäuble von Kindheitstagen an mit sich trug. Zwar hat es ihn nicht vor tiefen Krisen verschont, zwar lief nicht alles vorbildlich, zwar war er mal ganz oben, mal ganz unten. Aber er gab nicht auf. Schäuble weiß, dass er das nicht aus eigener Kraft geschafft hat.

Elena Eigenbrodt, Jahrgang 1999, arbeitet als Gesundheits- und Krankenpflegerin in einer Stuttgarter Klinik, mag Sonne lieber als Regen, Minipizza lieber als Salat und O-Saft lieber als Wasser. Sie interessiert sich für Literatur, reist gern und liebt ausgiebige Spieleabende mit Familie und Freunden.

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