Gott entgeht nichts
Kolumne
Je nach persönlichem Gusto wird man die Headline mehr oder weniger mögen. Gott entgeht nichts. Der eine bekommt Angst, der andere leuchtende Augen. Die eine fühlt sich beobachtet und überprüft, die andere sieht sich als wahrgenommen und geliebt. Und Doris Schulte? Sie nimmt uns mit in ihr Erleben und meint: Du musst dich entscheiden.
Ich kenne eine Familie, die für sich selbst entschieden hat, was sie zum Leben benötigen und wie viel Geld ihres Gehaltes sie für diese Dinge brauchen. Das übrige Geld gehört laut ihren Worten den Armen. Ich muss zugeben, solch ehrenhaftes Verhalten zwingt mich dazu, meine eigene Lebensweise zu überprüfen. Menschen, die so leben, sind mir ein Vorbild in ihrem liebevollen Einsatz dafür, dass alle Menschen das bekommen, was ihnen rechtmäßig zusteht.
Mitfühlen und Mittragen
Gerechtigkeit durch meine eigenen Taten zu verwirklichen, ist eine große Herausforderung. Das braucht eine gewisse Solidarität. Ich denke dabei an Kain – den Sohn Adams und Evas – und wie er die Verantwortung für das Wohlergehen seines Bruders Abel ablehnte mit den Worten: Soll ich der Hüter meines Bruders sein?! Doch Gott konfrontierte ihn mit seiner Verantwortung und sagte: Hörst du nicht, wie das Blut deines Bruders von der Erde zu mir schreit? Auch im Neuen Testament solidarisiert sich Gott in Jesus mit den Menschen, die benachteiligt oder ungerecht behandelt werden, und sagt: Was ihr für einen der Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan! Für Jesus ist Solidarität ein tiefes Mitfühlen, Mitleiden und Mittragen eines jeden Menschen.
Bereit zum Verzicht
Das heißt, wir sind berufen, „Hüter unseres Nächsten“ zu sein. Die Tatsache, dass Gott in Jesus Mensch geworden und auf diese Erde gekommen ist, um uns aus unserer Gottesferne zu retten, ist der tiefste Ausdruck von Solidarität. Wenn ich an diesen Retter-Gott glaube, dann habe ich keine Wahl – ich bin verpflichtet, im Rahmen meiner Möglichkeiten solidarisch zu sein mit anderen Menschen. Alles andere wäre Verrat an meiner eigenen DNA. Solidarisch handeln im Sinne von selbstloser Liebe bedeutet unter anderem, dass ich bereit bin, auf manches zu verzichten, damit anderen geholfen ist. Als ich das erneut begriffen hatte, fügte ich das Wort „Verzichtbereitschaft“ in großen Lettern in meine Gebets- und To-Do-Liste ein, und seither stelle ich mir bei allem, was ich mir wünsche, die Frage: Ist das zwingend notwendig? Ist es absolut erforderlich, unverzichtbar, unentbehrlich? Das brachte die Wende.
„Solidarisch handeln im Sinne von selbstloser Liebe bedeutet unter anderem, dass ich bereit bin, auf manches zu verzichten, damit anderen geholfen ist.“
Der Sonnenhut in Pink
Als mein Mann neulich das Gartenhaus aufgeräumt hatte, meinte er: „Wir haben noch einen Blumenkübel im Gartenhaus, den du bepflanzen und auf die Terrasse stellen könntest.“ Also schaute ich in den Werbeblättchen nach und fand eine hübsche Staude – den Sonnenhut in Pink. Beim Betrachten dieser Pflanze fragte ich mich: Ist ein weiterer Blumenkübel auf der Terrasse zwingend notwendig? Absolut erforderlich? Nein, das war er nicht. Also kaufte ich diese Pflanze dafür auch nicht. Kurz danach stand ich im Supermarkt und wollte mir eine Schachtel Mini-Pralinen von Lindt kaufen, die ich so gerne zum Nachmittagskaffee esse. Auch hier, beim Betrachten der Schachtel, fragte ich mich: Ist diese Schokolade zwingend notwendig? Unverzichtbar? Nein, war sie nicht, also kaufte ich sie nicht. Abends, als wir uns beim Abschlussabend eines Alphakurses alle verabschiedeten, bekam ich ein Dankeschön-Geschenk. Raten Sie mal, was das war? Nicht irgendeine Pflanze, sondern der Sonnenhut in Pink. Nicht irgendeine Schokolade, sondern die Minis von Lindt. Und ja – ich habe tatsächlich mehr Geld am Ende des Monats übrig, um Gutes zu tun.
Gott entgeht nichts. Er bestätigt uns nicht nur, sondern verspricht uns: „Du bleibst nicht unbelohnt, wenn du etwas aufgibst, um die Gute Nachricht verkündigen zu können. Wenn du dafür etwas zurücklässt, wirst du schon in dieser Welt ein Vielfaches davon wiederbekommen und das ewige Leben noch dazu“ (Lukas 18,30).
Doris Schulte, verheiratet mit Wilfried, ist Autorin mehrerer Bücher und arbeitet seit über zwanzig Jahren als Referentin zu Lebens- und Glaubensfragen. Seit 2020 erklärt sie in der TV-Sendung „So lebt sich’s gut“ das Evangelium und stellt sich den Fragen von Detlef Eigenbrodt. doris-schulte.de
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