Du kannst das
Ratgeber
Es fasziniert immer wieder neu, wenn Menschen erzählen, wie sie zu Gott gefunden haben, oder wie Gott sie gefunden hat. Und doch hören viele lieber zu, als dass sie selbst darüber reden. Aus Angst, es falsch zu machen oder missverstanden zu werden. Dem – und anderen Sorgen – begegnet Markus Pfeil mit gutem Rat und macht am Ende richtig Lust, die eigene Geschichte zu erzählen.
Gott kann dich gebrauchen – so, wie du bist. Vielleicht ist das die wichtigste Botschaft. Gott gebraucht dich mit dem, was du hast, mit deinem Wissen, deiner Erfahrung, mit deiner ganzen Geschichte und auch mit deiner Art zu kommunizieren. Niemand kann deine Gedanken so wiedergeben wie du. Ebenso kann niemand deine Geschichte so erzählen wie du. Vergleiche dich nicht mit anderen. Es darf gerne holprig sein. Das kommt oft besser an als ein geschliffener Vortrag! Hauptsache authentisch! 100 Prozent Du! Gerne auch mit Zittern und Zagen, dann bist Du in guter Gesellschaft mit Paulus, dem großen Missionar (1. Kor. 2,1–3). Rede verständlich und nicht zu fromm!
Lass hören
Von Klaus Hemmerle, einem katholischen Theologen, stammt der Satz: „Lass mich dich lernen, dein Denken und Sprechen, dein Fragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich dir zu überliefern habe.“ Wir sollten uns zuerst fragen, ob wir Interesse an der anderen Person und ihrer Meinung haben, ob wir die Bereitschaft mitbringen, uns auf ihre Fragen einzulassen. Bin ich meinem Gegenüber positiv zugewandt? Diese wertschätzende Haltung wird dann auch in meinen Worten zum Ausdruck kommen. Ein Gespräch wird als positiv empfunden, wenn beide Gesprächspartner mit ihren Meinungen, Gefühlen, Stärken und Schwächen in ihm vorkommen. Wir sollten uns nicht hinter einer „professionellen (frommen) Fassade“ verstecken.
Lieber selber denken
Wusstest du, dass im Neuen Testament 307 Fragen dokumentiert sind, die Jesus gestellt hat? Und ihm wurden 183 Fragen gestellt. Was denkst du, wie viele er davon beantwortet hat? Drei!! In den meisten Fällen antwortete er mit einer Gegenfrage oder mit einer Geschichte. Jesus verfolgte offensichtlich nicht die Strategie, den Menschen gleich die richtigen Antworten um die Ohren zu hauen. Er brachte sie zum Nachdenken, dazu, selbst zu denken. Um sicher zu gehen, dass man den anderen richtig verstanden hat, kann man ihn fragen: „Wie meinst du das?“ Um noch weiter in die Tiefe zu gehen: „Wie bist du zu dieser Ansicht gekommen?“ Die Bibel spricht davon, dass wir Menschen antworten sollen (1. Petrus 3,15, Kolosser 4,2–6). Das setzt voraus, dass sie uns vorher eine Frage stellen. Wie „fragwürdig“ leben wir? Sind wir nah genug an den Menschen dran, so dass sie unseren Herzschlag hören können?
Ganz natürlich
Jesus sagt: „Wovon das Herz erfüllt ist, das spricht der Mund aus!“ (Matthäus 12,34). Hier geht es um Authentizität. Wenn das, was ich anderen erzähle, mit dem übereinstimmt, was mir wirklich wichtig ist, wirke ich authentisch und natürlich. Was sind deine Motive, wenn du über deinen Glauben sprichst? Ein schlechtes Gewissen? Oder eine Art Gruppenzwang, weil es sich als Christ so gehört? So wird es unnatürlich. Setz dich nicht selbst unter Druck. Du musst kein Ergebnis erzielen. Wir können sowieso niemanden überzeugen, das tut Gott, aber wir können ehrlich von dem reden, was wir erlebt haben. Das Einzige, was du deinem Gegenüber schuldig bist, ist Liebe (Römer 13,8). Alles andere wird passieren, so wie Gott es führt.
Dennoch spricht nichts dagegen, sich auf ein Gespräch vorzubereiten: Ich kann mir überlegen, über welche Themen ich mit meinem Gegenüber sprechen möchte. Was möchte ich über ihn wissen? Welche gemeinsamen Interessengebiete gibt es? Welche aktuellen gesellschaftlichen Themen bieten sich an? Durch den Krieg in der Ukraine und die wirtschaftlichen Auswirkungen sind viele in ihrer Sicherheit erschüttert worden. Das ist ein Anknüpfungspunkt. Was möchte ich gerne über meinen Glauben erzählen? Welche Fragen möchte ich stellen? Zunächst einmal möchte ich ein gutes Gespräch führen, ohne seinen Ausgang festzulegen.
Deine Geschichte
Menschen lieben Geschichten. Schau zuerst auf deine eigene Geschichte und staune darüber, wie Gott dich geführt hat. Beginne ein Gespräch nicht mit theologischen Wahrheiten. Du musst den anderen nicht überzeugen, sondern darfst einfach aus deinem Leben erzählen, wie du Gott erlebt hast. Schreib deine Geschichte auf, am besten in Kurz-und Langversion. Die Kurzversion wirst du öfter brauchen. Wenn ich meine Geschichte erzähle, wie ich zum Glauben kam, dann beginne ich mit meinen inneren Nöten. Ich war sehr einsam, obwohl ich ständig unter Leuten war, und ich hatte Schuldgefühle, weil es ungeklärte Dinge in der Vergangenheit gab. Das können viele verstehen. Und dann erzähle ich, wie Gott in mein Leben gekommen ist. Du muss deine Geschichte nicht aufpolieren, und predigen ist auch nicht nötig. Erzähle einfach was ist und was war, ohne besonders cool rüberkommen zu wollen.
„Du muss deine Geschichte nicht aufpolieren, und predigen ist auch nicht nötig. Erzähle einfach was ist und was war, ohne besonders cool rüberkommen zu wollen.“
Du musst nicht gleich den gesamten Heilsplan erklären, das Christentum repräsentieren, oder die christliche Religion verteidigen. Mach es wie der Blinde im Johannesevangelium, der mit seinem Finger auf Jesus zeigte: „Da ist Jesus. Ich weiß nur, dass er mich berührt hat. Ich war blind und kann nun sehen.“ Erzähle von deinem „besten Freund“. Was schätzt du an ihm? Was fasziniert dich? Schwärme von seinem Charakter, seiner Treue und Liebe. Wann hast du ihn kennengelernt? Sprich über Jesus, ohne zu appellieren und ohne zu „evangelisieren“.
Einfach einzigartig
Es gibt keinen Automatismus. Matthias Claussen schreibt: „Mission ist eine beständige Herausforderung an unsere eigene Kreativität und Flexibilität. Denn die Botschaft ist im Kern immer die gleiche (die beste) – aber die Adressaten sind immer einzigartig individuell.“ Er hat recht, und deshalb gibt es auch kein Schema F., auch wenn es eine Hilfe ist, deine Gedanken aufzuschreiben und vielleicht sogar auswendig zu lernen, um besser vorbereitet zu sein. Vor allem geht es jedoch um den „Kairos“ Gottes; darum, dass wir in einer von Gott ermöglichten Begegnung das Treffende sagen. Und da dürfen wir konkret mit der Kraft und der Führung des Heiligen Geistes rechnen: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein.“ (Apg. 1,8)
Markus Pfeil lebt im Westerwald und ist seit 34 Jahren mit Elly verheiratet. Er ist Evangelist im Missions- und Bildungswerk NEUES LEBEN e.V. Seine Schwerpunkte sind Beratung und Coaching für Evangelisation und missionarischen Gemeindeaufbau.
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