Das hat er wirklich gut gemacht!
Klartext
Es gibt Menschen, die leben und handeln nach dem Prinzip: „Wenn ich mich nicht beschwere, dann muss das als Lob ausreichen.“ Schade. Lob und Anerkennung haben so unglaublich große schöpferische Kraft! Und die wird allein von der Kraft des Schöpfers selbst übertroffen! Jürgen Schulz hat sich das angeschaut und kommt zu dem Schluss: Die Welt, in der wir leben, ist unfassbar schön!
Wandern boomt. Rund elf Prozent der Deutschen geben an, in ihrer Freizeit regelmäßig zu wandern. Gerade in Zeiten, in denen Fernreisen nicht möglich sind, zieht es Menschen in die Natur. Weg vom künstlichen Licht der Bildschirme, rein in die natürlichen Grenzen von Tag und Nacht. Dank der Kombination aus sportlicher Aktivität und Naturerlebnis eignet sich Wandern besonders gut, um zu entspannen. Einfache Dinge wie ein Sonnenuntergang, ein klarer Nachthimmel, ein Sommerregen, oder auch ein gewaltiges Gewitter bringen eine Perspektive zurück in das Leben, die im Stress des Alltags leicht verlorengeht: Die Welt, in der wir leben, ist unfassbar schön, lädt zum Innehalten ein und lässt uns staunen.
Dem Chaos entronnen
Gerade diese Schönheit der Schöpfung wird im Eröffnungskapitel der Bibel gefeiert. Juden und Christen finden hier eine Antwort auf die Frage nach dem Ursprung des Lebens. Und alles fängt mit Gott, dem Schöpfer, an: „Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“ (1. Mose 1,1). Ein revolutionärer Satz, der förmlich dazu zwingt, eine Pause einzulegen. Nicht nur, weil der weltanschauliche Konflikt mit den Naturwissenschaften sich förmlich aufdrängt, sondern weil die Tragweite dieses Verses so unfassbar groß ist. Die Spannung zwischen Naturwissenschaft und Theologie beschäftigt die Menschen seit jeher und es wird sie auch weiterhin geben. Ob Gott nun die Welt in wortwörtlichen sieben Tagen oder durch theistische Evolution geschaffen hat, ändert am Ende nichts an einem ganz entscheidenden und wesentlichen Bekenntnis: Gott ist der Schöpfer des Lebens. Das Universum, unsere Erde und unser Leben sind ein Geschenk. Diese Überzeugung prägt den christlichen Glauben und das christliche Leben ungemein. Sie schenkt Zuversicht, denn Gottes Schöpfung war sehr gut.
„Sehnsüchtig warten die Menschen, dass es wieder heißt: ‚Und Gott sah, dass es sehr gut war.“
In unsicheren Zeiten, inmitten von Klimaerwärmung und Klimastreiks, strahlt 1. Mose 1,1 einen dringend benötigten Frieden aus. Die Schöpfung, wir und unser Leben, sind keine Zufallsprodukte. Wir sind weder zufällig aus dem Chaos entstanden noch dem Chaos des Lebens preisgegeben. Als die Erde „wüst und öde“ war, durchbrach Gott die Finsternis und sprach: „Es soll Licht entstehen! und es entstand Licht“ (1. Mose 1,2 – 3). Und Tag für Tag wird berichtet, wie ein neuer Teil des Lebens dazu kam. Nach dem Tag und der Nacht folgen der Himmel und die Ozeane und anschließend das Land und die Vegetation. Das unendliche Chaos wird zu einem geordneten Kosmos geformt. Die Schönheit nimmt Formen an. Am vierten Tag folgen die Sonne für den Tag und der Mond für die Nacht, am fünften die Vögel für den Himmel und die Fische für die Ozeane und am sechsten Tag die Tiere und Menschen, die auf Erden wohnen. Gott verwandelt die leblose Finsternis in einen aufblühenden Planeten. Er bringt Ordnung in das Leben und krönt seine Schöpfung mit Menschen, die – wie er – über die Schöpfung herrschen und neues Leben schenken können (1,26 – 28).
Gemeinsame Verantwortung
Gott hat alles gut gemacht. Jeder Schöpfungstag endet mit diesem Ausruf: „Und Gott sah, dass es gut war.“ Aber der sechste Tag durchbricht diesen Rhythmus. An dem Tag, an dem Gott Mann und Frau schuf, kom.mt der Schöpfungsbericht zu einem triumphalen Abschluss. „Und er sah, dass es sehr gut war“ (1,31). Gott feiert die Schönheit seiner Schöpfung. Er redet und Dinge entstehen. Alles, was existiert, findet eine wunderbare Zweckmäßigkeit und formt eine lebensstiftende Harmonie. Und mittendrin steht der Mensch. Als Mann und Frau dazu bestimmt, gemeinsam das Leben zu gestalten. Sie sind einander als ein Gegenüber gegeben. Keiner lebt für sich allein. Ein jeder ist ein Du zum anderen Geschlecht. Die geschlechtliche Unterschiedlichkeit findet ihre Begründung im schöpferischen Handeln Gottes. Und es ist das geschlechtliche Anderssein des Gegenübers, das der Mensch braucht. Durch die Unterschiedlichkeit kann der Mensch gemeinsam herrschen und Verantwortung tragen. Durch die Unterschiedlichkeit können gemeinsam Kinder gezeugt werden. Durch die Unterschiedlichkeit wird gemeinsam die Zuversicht und Hoffnung weitergetragen. Das Anderssein ist sehr gut.
Die Harmonie des Paradieses ist aber schon lange nicht mehr das, was wir Menschen wahrnehmen. Chaos und Schmerz bestimmen das Leben. Das geschlechtliche Anderssein mündet im Geschlechterkampf. Die mutmachende und befreiende Botschaft, dass der Beginn allen Lebens von Gott her gedacht und auf Gott ausgerichtet ist, ist in Vergessenheit geraten. Die Natur ist nicht mehr nur ein Ort der Schönheit. Dass am Anfang selbst die Seeungeheuer gut in Gottes Augen waren, erscheint wie ein Bericht aus einer anderen Welt (1,21 siehe Einheitsübersetzung). Mit jeder Katastrophe spüren wir schmerzlich den Verlust des Paradieses.
J. R. R. Tolkien hat Recht, wenn er schreibt: „Wir alle sehnen uns nach Eden und wir haben es ständig vor Augen: Unsere ganze Natur, von ihrer besten und am wenigsten zerstörten Seite, ihrer sanftesten und humansten Form, ist immer noch von dem Gefühl des Exils durchdrungen.“
„Die Schöpfung, wir und unser Leben, sind kein Zufallsprodukt. Wir sind weder zufällig aus dem Chaos entstanden noch dem Chaos des Lebens preisgegeben.“
Dann sehen wir Eden
Das Paradies bleibt für die Menschen ein Sehnsuchtsort, aber eben nur, wenn sie ihm von der besten und sanftesten Seite begegnen. Dann sehen wir Eden. Menschen spüren förmlich die atemberaubende Schönheit, nur um sich dann doch wieder dem Alltag im Exil zu stellen. Binnen Minuten werden durch eine Flut Leben und Existenzen zerstört. Nur ein kleiner Stich eines Insekts, aber die Folgen der Erkrankungen bestimmen den Rest des Lebens. In solchen Momenten bricht die Sehnsucht nach dem Paradies durch. Sehnsüchtig warten die Menschen, dass es wieder heißt: „Und Gott sah, dass es sehr gut war“ (1,31). Aktuell ist nicht mehr alles sehr gut. Das erleben wir tagtäglich. Die Bibel spricht diesen Umstand schonungslos offen an: Auch die Schöpfung wartet auf ihre Erlösung (Römer 8,23). Sie wartet, dass das Chaos wieder den Kosmos verlässt. Und dieser Tag wird kommen. Der Traum von einer Welt ohne Scham und Angst ist nur eine Frage der Zeit. Als Christinnen und Christen bekennen wir, dass diese neue Welt eines Tages kommen wird. Der Schöpfer des Himmels und der Erde wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen (Jesaja 65; Offenbarung 21). Wie genau diese aussehen werden, bleibt den Menschen noch verborgen. Sie werden aber, wie die erste Schöpfung, frei vom Chaos sein. Bis dahin stellen wir uns aber noch mutig und fröhlich den Herausforderungen dieses Lebens. Wir leben eben nicht in einer religiösen Blase, sondern begegnen den Menschen und befassen uns mit den Themen, die sie bewegen.
Denn als Christen haben wir wertvolle Gedanken und Ideen für ein sinnvolles Leben in dieser Welt beizutragen. Als Christen leben wir schon heute in der Zuversicht des Morgen. Denn schon jetzt erleben wir, was es bedeutet, dass Gott wieder alles neu macht. Schon heute erleben wir, wie das Chaos das Leben verlässt und Menschen von ihrem Schöpfer persönlich verändert werden (Römer 8,28). Während wir also auf die Rückkehr des Paradieses warten, erleben wir im Exil einen Vorgeschmack von Eden. Und mit einer friedvollen Sehnsucht warten wir ungeduldig, dass es wieder heißt: Und es ist alles sehr gut.
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