Ich kann dann in die Tiefe denken

Aktion

Nicht erst seit Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“ ist das Pilgern in vieler Munde. Er war damals ein Stück des Jakobsweges auf der vielleicht bekanntesten Strecke in Spanien gelaufen und hat illuster darüber geschrieben. Dass es den Jakobsweg aber auch in Deutschland und der Schweiz gibt, mag für viele neu sein. Das Projekt „Deutschland pilgert 2020“ von mc2, wie sich der Marburger Kreis heute nennt, bietet nun die Möglichkeit, das zu ändern. Ruth Pahl erklärt uns, wie.

Ich war etwas ausgelaugt und dachte mir: Hey – du musst mal „raus“. So bin ich bin dann auf ein einwöchiges Angebot für begleitetes Pilgern in Deutschland gefahren. Und bin begeistert „hängen“ geblieben. Weg-sein ermöglicht mir besser, mich von außen zu betrachten. Ich kann mich und mein Leben da mit ganz anderen Augen sehen – und neue Schwerpunkte setzen. Die Ruhe beim Pilgern gibt mir die Möglichkeit, in die Tiefe zu denken. Und ich habe Zeit, intensiv zu leben. Dabei wird mir dann manches erst richtig als Not, Wunsch oder Enge bewusst und ich entdecke, dass ich mich irgendwie darum kümmern muss.

Mal so richtig eintauchen

Mein ehrenamtlicher Kollege Beat und ich haben am Ende einer begleiteten Pilgerwoche dann einfach mal „rumgesponnen“: Man müsste so richtig eintauchen können, die Besonderheiten einer Strecke und der einzelnen Stationen erleben, die Lübecker Innenstadt, die niedersächsischen Frauenklöster, die „neuen alten Wege“ – alles einfach hintereinander weg. Das war herrlich, spleenig, frei! Und wie das manchmal so ist, formte sich aus dieser „wilden Spinnerei“ langsam, aber sicher, eine solide Idee, ein Plan; etwas, von dem wir glaubten, es am Ende tatsächlich tun zu können. Und jetzt tun wir’s.

Wir sind superbegeistert!

Mit rund 150 von uns geschulten Ehrenamtlichen werden wir im nächsten Jahr die längste, umfangreichste und aufwändigste Gästeveranstaltung verwirklichen, die wir jemals hatten. Und damit dabei möglichst wenig dem Zufall überlassen bleibt, sind die Mitarbeiter bereits alle ihre Etappen abgelaufen und haben sauber dokumentiert, was ihnen dabei begegnet ist. Diese Aufzeichnungen dienen dann als Grundlage für die jeweilige Tagesleitung. Die überlegt sich dazu das passende geistliche Rahmenprogramm. Zum Beispiel: da gibt’s die Kirche Sankt XY am Wege – wer war denn diese Heilige? Oder: Hier ist eine besonders schöne Lichtung! Wie kann ich sie einbauen? Über allen Einsatz unserer hauptsächlich ehrenamtlichen Mitarbeiter oder der wenigen Minijobber hinaus sind wir superbegeistert, dass uns gut 35 Gemeinden ganz unterschiedlicher Denomination in ihren Räumen übernachten lassen. Das ist ein wunderschönes Zeichen gelebter Ökumene und macht uns sehr dankbar.

Hier sind alle gleich

Die Touren werden in verträglichen Portionen abgelaufen, so, dass auch die dabei Spaß haben können, die weniger wandererfahren sind. Beim Gehen sind alle gleich. Das verbindet. Entscheidend für ein positives Erleben ist das, was im Kopf und Herzen vor sich geht. Freut sich einer auf die Herausforderung, ist entschieden, sich das zuzumuten, und hat Lust, auch lange Wege zu schaffen, dann wird das Ganze eine großartige Erfahrung. Für jeden persönlich aber auch im Miteinander. Denn die Teilnehmer werden aus sehr unterschiedlichen Hintergründen kommen: katholische und evangelische Christen, Freikirchler, Atheisten, Muslime – es gibt keine „Aufnahmeprüfung“! Allein die Lust an der Unternehmung und die Freude daran, sich selbst, Anderen und Gott zu begegnen, stehen im Mittelpunkt. Denn Pilgern auf dem Jakobsweg bedeutet auch, dass nicht nur spirituelle Erfahrungen gemacht werden dürfen oder sollen, sondern auch Erfahrungen im Kontext christlichen Glaubens – der Jakobsweg ist zwar ohne Gottesbezug durchaus machbar, aber in seiner Intention so nicht entstanden.

Einfach mal loslaufen

Und das Beste kommt noch: In Deutschland kann man „einfach“ loslaufen. Mit wenig Anreise macht man sich für drei, vier Tage frei – und los geht‘s. Dazu wäre eine Fahrt in die Schweiz oder nach Spanien viel zu lang. Man muss sich schlicht nur entscheiden, dass man dabei sein will. Diesem Gedanken in sich nachspüren: will ich mal raus? Möchte ich pilgern? Wer dazu ein „Ja“ findet, findet als nächstes auf der Webseite pilgern2020.de alles, was er über Zeit, Ablauf und Strecke wissen muss. Dann einfach anmelden, fertig. Ich freu mich sehr auf diese Zeit. Für mich persönlich und für jeden, der dabei sein wird. Und ich bin überzeugt: Gott hält für alle etwas ganz Persönliches, Individuelles und Einzigartiges bereit, das nur dort beim Pilgern zu entdecken sein wird.

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