Gott und die Geschichte der Menschheit

Grundlage

Was sind eigentlich die Grundlagen christlichen Glaubens? Immerhin. Die Bibel ist ein ziemlich dickes Buch, umfangreich und tiefgreifend, aber eben nicht unbedingt eindimensional lesbar. Dr. Steffen Schulte sortiert dieses komplexe Stück Weltliteratur für uns und findet zu einer nachvollziehbaren Übersicht. Dabei wird rasch deutlich, worauf es wirklich ankommt.

Wir alle leben eine Geschichte. Oder anders gesagt: wir verstehen unser Leben als eine Geschichte. Wir suchen einen Anfang, erwarten ein Ende und versuchen dadurch, unserem Heute Bedeutung zu geben. Daher präsentiert uns die Bibel auch in erster Linie nicht eine Sammlung von Glaubensgrundsätzen oder von Geboten, sondern eine Geschichte. Gebote (also Vorgaben, wie wir gut mit Gott und unseren Mitmenschen leben können) und Glaubensgrundsätze (Aussagen über diese Welt und über Gott) gehören beide zwar essenziell dazu, aber im Kern offenbart uns die Bibel erstmal eine Geschichte. Und nicht nur irgendeine Geschichte, sondern die Geschichte der Welt. Es ist diese Geschichte, die uns zeigt, wer Gott wirklich ist, wer wir sind und warum die Welt so ist wie sie ist. Somit ist sie auch die Geschichte jedes Menschen. Die Bibel präsentiert uns im wahrsten Sinne des Wortes die Geschichte der Menschheit, die sich sehr gut in fünf Kapitel einteilen lässt.


#_Der Anfang

Durch die Bibel wissen wir, dass die Welt in ihrem Ursprungszustand gut war. Es herrschte Einklang zwischen Gott und Menschen, Menschen untereinander und in der gesamten Schöpfung. Alles war gut und es herrschte Harmonie. Gott als der Schöpfer erschuf den Menschen, jedoch nicht, weil ihm etwas fehlte oder weil er irgendeinen Mangel gehabt hätte, sondern weil ihm Gemeinschaft so wichtig ist. Der dreieinige Gott – das heißt der Gott, der schon seit jeher in perfekter, freudegebender Gemeinschaft lebt – wollte uns in diese Gemeinschaft mit hineinnehmen. Gott erschuf uns und damit sind wir auch gewollte und wertvolle Lebewesen. Jeder Mensch ist einzigartig, wertvoll und für die Gemeinschaft mit Gott geschaffen.

#_Der Fall

Heute sehen wir davon nur wenig. Auch er wird uns am Anfang der Bibel erklärt. Der Mensch rebelliert gegen Gott, weil er glaubt, dass er mehr vom Leben hat, wenn er autark von Gott lebt. Die Gemeinschaft mit Gott wird nicht als Privileg gesehen, sondern als Begrenzung. Als Konsequenz dessen lässt Gott es zu, dass wir Distanz zwischen ihm und uns erfahren, und – wie angekündigt – kommen Krankheit, Tod und Leid in diese Welt. Viel tiefgreifender ist jedoch: es kommt zu einem fundamentalen Bruch zwischen Gott und seiner Schöpfung. Gott geht auf Distanz. Und getrennt von ihm verändern sich auch unsere Beziehungen untereinander. Ohne die innige Gemeinschaft mit Gott wissen wir nicht, dass wir von Gott geliebt sind, dass wir wertvoll sind und dass er uns Geborgenheit schenken kann. Stattdessen entstehen unter uns Menschen Neid, Gier und Zwietracht. Unser Wert kommt nicht mehr von Gott, sondern wir versuchen, Wert durch das uns miteinander Vergleichen und das Anhäufen von Besitz zu erlangen.

Unsere Rebellion gegen Gott und das Leid, das wir anderen antun, bestätigen die Kluft zwischen uns und Gott. Gott ist vollkommen rein in seinen Motiven, ganz ohne Falschheit und so gerecht, dass er nichts Falsches tolerieren kann. Dies nennen wir auch die Heiligkeit Gottes. Unsere Schuld verhindert es, dass wir einfach so zu ihm zurückkommen können. Gott kann nicht so tun, als wäre nichts passiert. Wahre Gerechtigkeit fordert, dass Schuld gesühnt wird. Ansonsten missachtet man die Opfer und das Leid, das ihnen zugefügt wurde. Somit stehen wir alle schuldig vor Gott da. Aber Gott gibt nicht auf.

„Die Gemeinschaft mit Gott wird nicht als Privileg gesehen, sondern als Begrenzung.“

#_Der Wendepunkt

Viele Geschichten im Alten Testament bestätigen die Unfähigkeit von uns Menschen, im Vertrauen auf Gott zu leben sowie gute und gerechte Lebensbedingungen für alle zu schaffen. In seinem Bemühen, die Beziehung zu den Menschen wiederherzustellen, fokussiert Gott seine Bemühungen auf ein Volk: die Israeliten. Doch der Vertrauensbruch, den wir schon am Anfang gesehen haben, wiederholt sich auch bei Israel immer und immer wieder. Ohne Gott zieht es uns immer wieder zu falschen Götzen, zu falschen Quellen von Macht, Wert und Sicherheit. Trotzdem bleibt Gott treu in seinem Bemühen, die Beziehung zwischen ihm und seiner Schöpfung wiederherzustellen. Allerdings steckt er dabei in einer Zwickmühle. Seinem Wesen nach ist er zutiefst gerecht und kann daher keine Ungerechtigkeit dulden. Gleichzeitig ist er zutiefst barmherzig und liebt seine Schöpfung.  

Barmherzigkeit ist nie gerecht. Wie kann er uns vergeben, ohne uns zu bestrafen? Gott schafft einen Weg, um das zu ermöglichen. In Jesus wird er Mensch, lebt unter uns und nimmt selbst die Strafe auf sich, die wir verdient haben. Dadurch kann uns Gott einladen, wieder in Beziehung mit ihm zu sein.

#_Zwischenzeit

Wenn wir Verantwortung für unseren Ungehorsam gegenüber Gott und für das Leid, welches wir anderen Menschen bewusst und unbewusst zugefügt haben, übernehmen, dann sichert Gott uns zu, dass er uns unsere Schuld vergibt. Die Macht, die Sünde und Tod über uns hatten, zerbricht. Aber er tut noch mehr. Er kommt jetzt und hilft uns durch seinen Geist, ein besseres Leben zu führen. Er nennt uns seine Kinder und lädt uns ein, ihn mit „Papa“ anzureden. Jetzt ist es wieder Gott, der Wert, Sinn und Hoffnung in unser Leben hineinspricht und uns befreit von Angst und ungesunden Abhängigkeiten (Römer 8,14-17). Er hilft uns, frei von Gier, Eifersucht und Maßlosigkeit zu leben. Durch die neue Beziehung zu ihm verhilft er uns zu einem Lebensstil, der gut für uns und unsere Mitmenschen ist und der ihn auch als unseren Schöpfer und Gott ehrt. Jetzt leben wir noch in einer Zwischenzeit, weil das Böse und das Leid noch existieren. Deshalb müssen und dürfen wir uns immer wieder bewusst dafür entscheiden, aus dieser neuen Beziehung heraus unsere Identität zu finden und unser Leben zu gestalten.

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#_Die Vollendung

Das letzte Kapitel ist noch nicht geschrieben, doch Gott hat schon klar gesagt, wie es sein wird. Es wird ein Punkt kommen, an dem er alles neu machen wird. Dann wird es auch kein Leid, keine Krankheit und keinen Tod mehr geben. Die Welt wird wieder so sein, wie sie sein soll und wie wir sie uns tief in unserem Herzen wünschen. Wie unsere eigene Geschichte endet, liegt aber an uns. Gott lädt uns ein, zwingt sich aber keinem von uns auf. Wenn ein Mensch nicht zu Gott kommen möchte, dann wendet Gott sich konsequent von diesem Menschen ab. Wir erfahren sowohl die gerechte Strafe für all unseren Ungehorsam wie auch die Konsequenz der absoluten Gottesferne. Die Bibel beschreibt das Leben ohne Gott mit den schlimmsten Szenarien des Leidens. Wie sonst soll auch das Leben sein, wenn der Gott, der selbst die Liebe ist, fehlt? Aber um genau dies zu verhindern, hat Gott alles gegeben.

Was sagt uns die Bibel über Gott, über uns und die Welt? Gott ist heilig und gerecht, aber auch voller Barmherzigkeit und Liebe. Wir sind Wesen, die es nicht schaffen, ohne Gott gut zu leben. Wir brauchen Gott und unsere Welt spiegelt wider, was passiert, wenn wir versuchen, unser Leben und unsere Gesellschaften ohne Gott zu gestalten.

Magazin Winter 2019