Wo Gott wohnt, ist Gerechtigkeit

Bibel erklärt

Das Wort Gottes hat so seine Herausforderungen. Mehr als einmal stehen Menschen da und versuchen zu begreifen, was der tiefere Sinn dessen ist, was sie lesen. Jürgen Schulz interpretiert einen Gedanken aus der Bergpredigt.

Ich war in der 6. Klasse, als mich ein Lehrer durch die Schule zum Büro des Rektors schleifte. Vieles aus dem Schulalltag habe ich vergessen, diese Erfahrung nicht. Dieser Gang durch den Schulflur hat sich mir ins Gedächtnis eingebrannt, weil er absolut ungerecht war. Bei allem Blödsinn, für den ich in der Schule eine Strafe auch verdient hatte – hier war ich unschuldig. 

Wir erkennen den Mangel um uns her

Jeder kennt das schmerzliche Gefühl, ungerecht behandelt zu werden. Das zutiefst menschliche Verlangen nach Gerechtigkeit ist zugleich auch Kennzeichen eines christlichen Lebens. Als Christen können wir nicht ohne Gerechtigkeit leben. Ich sehne mich nicht nur danach, nicht ungerecht behandelt zu werden. Ich sehne mich auch danach, dass um mich herum die Welt gerechter wird.

In seiner bekannten Bergpredigt zeigt Jesus, was es bedeutet, als Christ zu leben. Wer an Jesus Christus glaubt, hungert und dürstet nach Gerechtigkeit. Einfach und auf den Punkt gebracht, ohne Spielraum für Widerspruch. Als Christen erkennen wir den Mangel. Wir vermissen Gerechtigkeit. Bei Jesus geht es aber immer um mehr als um Hilfe für die Opfer des Unrechts. Er bleibt nicht bei der Symptombehandlung stehen. Für Jesus beginnt Gerechtigkeit mit einer neuen Beziehung zu Gott. Ungerechtigkeit zu erleben und zu erleiden erinnert uns Menschen schmerzlich daran, dass wir mit Gott gebrochen haben. Um diesen Bruch zu überwinden, wurde Gott selbst Mensch und schaffte die gerechte Grundlage für eine neue Beziehung. Und die gute Nachricht ist: Im Vertrauen auf Jesus Christus bekommen wir diese Gerechtigkeit geschenkt. Ein neues Leben als Bürger im Reich Gottes beginnt.

„Glücklich zu preisen sind die, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten; denn sie werden satt werden.“

Wir können den Glauben nicht vom Alltag lösen

Und als Bürger in Gottes Reich verspüre ich Hunger und Durst nach Gerechtigkeit. Dieses Verlangen gehört zum Leben eines Christen untrennbar dazu. Das Bekenntnis zu Jesus Christus ist immer auch ein Bekenntnis zur Gerechtigkeit. Das Chaos und die Ungerechtigkeit, für die ich selbst verantwortlich bin, hat Gott mir vergeben. Genauso wie seine Gerechtigkeit mein Leben verändert, sehne ich mich nach einer veränderten, gerechteren Welt – schon heute. Ich sehne mich danach, dass Menschen, die aufgrund ihres Glaubens gefangen sind, freigelassen werden. Ich wünsche es mir von Herzen, dass niemand verfolgt und getötet wird, weil er schlicht eine andere Ansicht und Meinung vertritt als die Regierung. Ich warte auf den Moment, in dem unsere Marktwirtschaft tatsächlich wieder sozial wird und Business-Deals integer abgeschlossen werden. Ich höre nicht auf davon zu träumen, dass Senioren im überfüllten Zug wieder Sitzplätze angeboten werden. Wir können unseren Glauben nicht von unserem Leben im Alltag lösen. Genau das lerne ich hier von Jesus. Aber die Reihenfolge ist wichtig: Wir brauchen zuerst selbst die Gerechtigkeit Gottes, um uns dann für Gottes Gerechtigkeit in der Welt einsetzen zu können. Denn wo Gott wohnt, herrscht Gerechtigkeit. 

Wenn wir als Christen diesen Drang nach Gerechtigkeit bei uns und unter uns bemerken, sind wir auf dem richtigen Weg. Dann sind wir glücklich zu schätzen. Aber vorerst bleiben wir auf dem Weg. Ja, Jesus verspricht, unseren Hunger zu stillen. Doch solange wir in dieser Welt leben, werden wir den Mangel an Gerechtigkeit immer wieder spüren. Bis wir eine neue Welt betreten – eine Welt „in der Gerechtigkeit regiert“ (2. Petrus 3,13).

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