Das schreit doch zum Himmel!
Alltagstauglich
Diese Redensart kennen wir gut. Und sie beschreibt besonders dann, was wir empfinden, wenn das vermeintlich Ungerechte uns persönlich trifft. Wo das nicht so ist, gelingt es uns auszublenden, dass das Leben nicht fair ist. Es geht ja „nur“ um das Schicksal der anderen. Ist das in Ordnung für Christen? Wilfried Schulte meint: da ist noch Luft nach oben im Blick auf ein verändertes Verhalten.
Stört es mich wirklich, wenn ein Sportler für eine Turnschuhmarke wirbt und dafür mehr Geld erhält als alle Arbeiter zusammen, die diese Schuhe herstellen? Da stimmt doch etwas nicht! Aber berührt mich das? Machen wir es uns nicht zu einfach, wenn wir immer nur auf die Reichen schimpfen, die wegschauen, wenn irgendwo Not ist?
Die Propheten des Alten Testaments haben viel zum Thema Gerechtigkeit zu sagen. Sie sehen die Zustände so, wie Gott sie sieht, und können dazu nicht schweigen. Propheten zeichnen sich dadurch aus, dass sie wahrnehmen, was Gott im Blick auf Situationen fühlt, und dass er ihnen eine Last für Situationen und Menschen auf ihre Seele legt. Daraus folgen klare Anweisungen, was der Mensch tun soll. So sagt der Prophet Micha:
„Es ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: Was anderes als Recht tun, Liebe üben und demütig wandeln mit deinem Gott.“
Recht tun
Durch seine Propheten fordert Gott dreierlei von den Menschen, und zwar von allen Menschen: Dass sie gerecht handeln, Liebe üben und vor Gott demütig sind. Wenn wir das beherzigen, kann unsere Antwort auf Unrecht nur sein, dass wir gerecht handeln. Unrecht, das wir persönlich erlitten haben, ist dabei eine besondere Herausforderung, denn die Tendenz, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, ist in uns allen latent vorhanden. Ich kann mich aber auch bewusst dafür entscheiden, Gottes Weg zu gehen und auf erlittenes Unrecht mit Liebe zu antworten. Das wird möglich, wenn ich das Unrecht bei Gott abgebe und ihm vertraue, dass er mir zu seiner Zeit Recht verschaffen wird. Manchmal ist es auch nötig, dass ich das Unrecht anspreche, es konkret als Unrecht benenne, dann aber den Weg der Vergebung und Versöhnung einschlage.
Liebe üben
Mit diesem Begriff wird eine Formulierung benutzt, die auch die Treue Gottes in seinem Bund mit uns Menschen beschreibt. Es geht um seine liebende Güte, die sich im Handeln offenbart.
Liebe in Aktion. Das sind die kleinen Taten, die zusammen eine große Wirkung zeigen. Ich denke dabei an ein Ehepaar. Trotz Krankheit und Not finden die beiden Kraft und Zeit, um Hunderte von Hilfspaketen zu packen und so Menschen in Not zu helfen. Sie sammeln alte Schulranzen reparieren und reinigen sie und schicken sie dann mit Schulmaterial gefüllt in Länder, wo sie dringend gebraucht werden. Auch ein weiteres Ehepaar kommt mir in den Sinn. Seitdem sie Mutter Theresa in Indien besucht hatten, setzen sie sich für notleidende Familien in Äthiopien ein. So haben sie schon im Ehrenamt über 1000 Patenschaften eingeworben für Menschen in Not. Liebe findet immer einen Weg zum Nächsten. Liebe überwindet Welten und Gottes Liebe bringt Himmel und Erde zusammen.
Demütig wandeln
Nach den Worten von C. S. Lewis ist Stolz die Ursünde des Menschen. Der Stolz, der den Menschen in den Mittelpunkt des Seins stellt. Demütig sein vor deinem Gott. Hier steht Gott im Mittelpunkt und in der Gegenwart Gottes gewinne ich eine neue Perspektive. Es ist nicht meine Liebe, die sich der Ungerechtigkeit in den Weg stellt. Es ist Gottes Liebe in uns, die uns erst dazu wachrüttelt und befähigt. Alle unsere Möglichkeiten und Fähigkeiten sind uns geschenkt. Ohne Gott können wir nichts tun, aber mit ihm können wir Berge versetzen. Alles beginnt mit einem einfachen Gebet: „Herr, was möchtest du, dass ich tue?“ (Original-Zitat: Das Herr, was willst Du, dass ich tun soll?)
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