Ehrfurcht vor Gott - hat das was mit Angst zu tun?
Bibel erklärt
Klare Antwort: jein. Einerseits ja und andererseits nein, es kann auch was mit Angst zu tun haben, muss aber nicht. Denn das biblische Wort für die Ehrfurcht, nämlich „ehren“, ist dasselbe wie für fürchten, Angst haben. Es lautet im hebräischen Text jare, um es hier einmal korrekt anzugeben. Kurz: die Furcht wohnt dem Begriff der Ehrfurcht vom Grundtext inne.
Die Furcht vor Gott. Vor Gott kann man Angst bekommen. Jedenfalls geht das einigen Menschen in der Bibel so. Zum Beispiel dem Volk Israel am Berg Sinai. Gott erschien ihnen, begleitet von Beben, Blitzen und Donner. Und die Menschen bekamen Angst vor Gott. Zuviel Nähe zu Gott hielten sie für gefährlich und wollten lieber auf Distanz gehen. Sie fürchteten sich (2. Mose 20,18). Das hatte aber die Auswirkung, dass sie Ehrfurcht vor Gott entwickelten (2. Mose 20,20). Oder Jesaja. Er erschrak vor der Heiligkeit Gottes, deren Zeuge er wurde, zu Tode. „Weh mir, ich vergehe!“, rief er aus, „denn den König, den Herrn der Heerscharen haben meine Augen gesehen“ (Jes. 6,5). Die Begegnung mit Gott kann also Angst erzeugen. Kein Wunder, wenn Petrus nach dem Riesenfang von Fischen vor Jesus erschrak (Luk. 5,9), oder die Jünger nach Markus erst so richtig von Furcht erfasst wurden, als der Sturm bereits gestillt wurde (Mk. 4,41). Gott, weil er heilig ist, kann bei Menschen, wenn sie ihre Unvollkommenheit empfinden, Angst erzeugen. Es ist also nach der Bibel nicht immer unpassend, Angst vor Gott zu empfinden.
Ehrfurcht vor Gott und Verehrung Gottes. Die andere Seite und die Hauptbedeutung der Furcht Gottes ist die Ehrfurcht oder die Verehrung, die man Gott bringt. Es ist eine zentrale Aussage über die Gottesbeziehung im Alten Testament. Derjenige, der Gott „fürchtet“, liegt richtig.
„Gemeint ist nicht die Angst vor Gott, sondern die persönliche Verehrung Gottes.“
Gemeint ist hier nicht die Angst vor Gott, sondern die persönliche Verehrung Gottes. So findet sich diese Aussage in einer Reihe mit anderen in 5. Mose 13,5: „Jahwe, eurem Gott nach sollt ihr gehen und ihn fürchten, seine Gebote sollt ihr bewahren und auf seine Stimme hören; ihm sollt ihr dienen und an ihm hängen.“ Auch die Weisheit findet in der „Gottesfurcht“ den Schlüssel für ein erfolgreiches Leben: „Die Furcht Jahwes ist der Anfang der Erkenntnis, aber Weisheit und Erziehung verachten die Toren“ (Spr 1,7, vgl. 9,10). Das bedeutet für den Menschen, der weise werden möchte, mit der Gottesfurcht zu beginnen. Das Erste im Leben dessen, der klug werden will, ist biblisch betrachtet also, Gott zu verehren und die Beziehung zu ihm an die erste Stelle zu setzen.
Gottesfurcht und Gottesverehrung gehören zum Kern der biblischen Gottesbeziehung. Sie haben im Alten Testament den Rang, den der Glaube an Christus im Neuen Testament einnimmt. Sie sind auch viel häufiger im Alten Testament zu finden als Aussagen über den Glauben.
Hat Gottesfurcht etwas mit Angst zu tun? Das kann sein. Genauso wenig wie Aslan, der Löwe als Herr Narnias zahm ist, ist Gott in der Bibel domestiziert. Aber der Hauptakzent ruht bei dem Begriff doch auf der leidenschaftlichen Verehrung Gottes.
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