Weil Treue so entscheidend ist

Vor Jahren hörte ich einen Vortrag über Verbindlichkeit in der Ehe, in dem der Referent das Modell der Ehekurve vorstellte. Eine Kurve, die beim Kennenlernen von zwei Menschen stark ansteigt: in der Phase des Verliebtseins sieht man die Beziehung durch eine rosarote Brille. Das gipfelt dann an dem Tag der Verbindlichkeit, der Hochzeit. Von dort an geht’s bergab mit der Kurve.

Unterschiede, die vorher kaum ins Gewicht fielen, werden jetzt zur Last. Dabei sind es dann Kleinigkeiten, die das Miteinander schwierig machen. Ob man nun nachts im Schlafzimmer das Fenster offen oder geschlossen haben möchte; wie man sich mit welchen Freunden wann und wo treffen möchte; wie die Beziehungen zu den Schwiegereltern gestaltet werden soll und so weiter und so fort.

Talsohlen in zwischenmenschlichen Beziehungen, besonders in der Ehe, können von unterschiedlicher Dauer sein. Doch ob kurz oder lang – sie sind nur durchzustehen, wenn Treue und Verbindlichkeit die Grundlagen der Beziehung sind. Weil Treue so entscheidend ist, hat Gott auch in seinem Wort festgelegt, dass die Beziehung zwischen Mann und Frau in einer Ehe eine verbindliche, lebenslange Beziehung ist. (Matthäus 19, 4 – 6)

Wir leben heute in einer Zeit, in der man vieles ausprobieren möchte, um sicher zu sein, dass man auch noch das Richtige tut. Gewisse Dinge im Leben sind  jedoch nicht ausprobierbar, und dazu gehört auch die Treue. Treue und Liebe haben beide etwas mit Gefühl zu tun, aber sie sind primär eine Willensentscheidung.

„Gott hat sich festgelegt.“

Wenn Gott den Menschen Gebote gibt, hat er sich dabei auch etwas gedacht. Er möchte ja unser Bestes. Warum nun fordert Gott uns zur Treue auf?

Freiheit: Treue gibt den Freiraum, den die Liebe braucht, um zu wachsen. Liebe ist lebendig und nicht statisch. Sie bedarf der Geborgenheit, die sie in der Treue findet.

Fundament: Treue bildet die Grundlage, um die Spannungen im Zwischenmenschlichen in Ruhe aufzuarbeiten.

Korrektur: Treue schenkt die Zeit, um Korrekturen im Leben vorzunehmen. Fehler können jedem passieren, und da, wo Treue das Fundament bildet, kann Vergebung Fuß fassen.

Einheit: Treue führt zu der Einheit, die zwischen Mann und Frau bestehen soll.

Erkenntnis: Treue gibt die Zeit, um die Stärken und Schwächen des Partners zu erkennen und damit umgehen zu lernen.

Wachstum: Treue schenkt das Erleben, den anderen in seiner Jugend wie im Alter schätzen und lieben zu lernen.

Formung: Treue lässt uns Erfahrungen machen, auch schmerzhafte Erfahrungen, die unseren Charakter so formen, dass wir barmherziger mit uns und mit anderen werden.

Belebung: Treue gibt auch die Möglichkeit, erkaltete Liebe wieder zu beleben.

Ganz gewiss leben wir in einer Zeit, in der Verbindlichkeit und Treue nicht großgeschrieben werden. Und doch sind dies Faktoren in unserem Leben, nach denen wir uns alle sehnen. Nicht nur in der Ehe, sondern in allen zwischenmenschlichen Beziehungen ist Treue viel mehr als ein Wort. Sie ist eine Verheißung für eine Beziehung. Genauso wie Gottes Treue für uns eine unumstößliche Garantie und Hoffnung ist.