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Warum es sich lohnt, Weihnachten zu feiern

Der Wert der Tradition

„Tradition heißt nicht, die Asche hüten, sondern die Fackel der Wahrheit durchs Gedränge zu tragen.“ Über dieses Zitat, von dem man sich nicht wirklich einig ist, aus welcher Quelle es stammt, muss man ein wenig nachdenken, will man die ganze Tiefe seiner Aussage verstehen. Inge Frantzen hat sich hierzu Gedanken gemacht und verrät, was das Ganze für sie mit Weihnachten zu tun hat.

Bei uns daheim gab es nie Limonade. Nicht etwa, weil meine Eltern der Überzeugung waren, sie sei ungesund, sondern weil wir im Herbst immer Obst zur Mosterei brachten und dafür alle möglichen Fruchtsäfte bekamen. Diese mit Mineralwasser vermischt – davon waren meine Eltern überzeugt – wären genauso gut wie Limonade und man müsse dafür nicht unnötig Geld ausgeben. Über die Weihnachtsfeiertage gab es allerdings immer eine große Ausnahme. An Heiligabend wurde ein ganzer Kasten Limonade gekauft – 6 Flaschen Orange für meine Schwester, 6 Flaschen Zitrone für mich. Ich freute mich schon Wochen vorher darauf und die jährliche „Weihnachtslimo“ war in meiner Kindheit über viele Jahre eine gute und wertvolle Tradition, bis sie dann von anderen abgelöst wurde.

Asche hüten ist unsinnig und nutzlos

Neben guten und wertvollen Traditionen gibt es allerdings auch ungute und unsinnige, die nicht nur wenig hilfreich sind, sondern notwendige Entwicklungen entscheidend blockieren können. Wenn es einen Satz gibt, bei dem sich mir immer wieder die Nackenhaare aufstellen, dann dieser: „Das haben wir schon immer so gemacht.“ Oft fielen diese Worte so oder ähnlich am Ende einer schwierigen Diskussion, bei der es zum Beispiel um Vorschläge zu Veränderungen in der Jugendarbeit oder im Gottesdienst ging. Gab es keine sachlichen Argumente bei den Älteren mehr, dann musste immer die Tradition herhalten – und bei uns Jugendlichen entwickelte sich mehr und mehr ein regelrechtes Feindbild. Tradition war in unseren Augen alles was alt, verstaubt, langweilig und eigentlich „out“ ist – auf jeden Fall also etwas Negatives oder – noch härter ausgedrückt – etwas Totes, das sich aber keiner traute zu beerdigen. „Die Asche hüten“ heißt im Grunde ja, ein erloschenes Feuer zu bewachen – und das ist völlig unsinnig und nutzlos!

Andererseits: Wo Asche zu finden ist, da muss ja irgendwann einmal ein Feuer gebrannt haben – zunächst lodernd, dann war irgendwann nur noch Glut vorhanden und letztlich die kalte Asche. Wer auf einer Freizeit einmal die Aufgabe hatte, so lange beim Lagerfeuer zu bleiben, bis es gefahrlos ausgehen konnte, der weiß, wie lange man die Möglichkeit hat, ein heruntergebranntes Feuer innerhalb kürzester Zeit wieder zu einem lodernden zu machen. Ist aber sämtliche Glut erst mal zu kalter Asche geworden, geht nichts mehr und man muss ein ganz neues Feuer anzünden.

Die Fackel der Wahrheit und das Gedränge der Welt

Haben Sie schon einmal versucht, mit einer Fackel durch eine Menschenmenge zu gelangen? Ich nicht, aber ich kann mir gut vorstellen, wie schwierig eine solche Aktion ist. Da muss man zum einen auf das Feuer selbst aufpassen, denn es soll ja im dichten Gedränge nicht unterwegs ausgehen. Aber auch man selber ist durch das Feuer in Gefahr und kann sich schwer verletzen, wenn man versehentlich – oder vielleicht sogar absichtlich – angerempelt wird oder jemand einem ein Bein stellt. Nicht zu vergessen die anderen Menschen, an denen man mit seiner Fackel vorbei muss – es erfordert höchste Konzentration und Aufmerksamkeit, niemandem weh zu tun. Ständig muss man sowohl das Feuer als auch die anderen Menschen im Blick haben, um auf die kleinste Veränderung reagieren zu können und wohlbehalten sein Ziel zu erreichen.

Im Gedränge der Welt die Fackel der Wahrheit hochzuhalten, ist schwierig. Es ist voller geworden, das Gedränge dichter, der Überblick schwerer. Wo findet man Orientierung und Halt in einer Welt, die viele gute Traditionen über Bord geworfen hat, ohne sich wirklich mit deren Hintergründen auseinanderzusetzen? Alte Zöpfe abzuschneiden, mag oftmals berechtigt sein, aber wenn wir darüber nicht mehr wissen, wo unsere Wurzeln sind, gehen wichtige Werte ein für alle Mal verloren.

Weihnachten statt Xmas und Co.

Das Wort Tradition kommt vom lateinischen Begriff tradere und bedeutet „hinüber-geben“. Es bezeichnet die Weitergabe von Überzeugungen, Werten und häufig auch Glaubensmustern. Durch Traditionen prägen wir und schaffen eine Kultur. In den letzten Jahren wurde in unserem Land aus Weihnachten „Xmas“, aus der Weihnachtsfeier die „Jahresendveranstaltung“ und die Weihnachtsferien wurden in „Winterferien“ umbenannt. Modernisierungen in allen Ehren, aber viele Menschen wissen inzwischen in unserem christlich geprägten Land nicht mehr, wer Jesus ist und was am 24. Dezember eigentlich genau gefeiert wird. Nikolaus und Weihnachtsmann sind mittlerweile bekannter als das Kind in der Krippe – erschreckend, wie schnell gute christliche Traditionen sich in Luft auflösen.

„Das ist bei uns gute Tradition“ ist weit entfernt vom „Das haben wir schon immer so gemacht“ von Gegnern jeglicher Veränderungsvorschläge. Es geht darum, ganz bewusst etwas zu bewahren, das von allen Seiten angegriffen wird, und sich wieder in Erinnerung zu rufen, worum es im Tiefsten geht. Ich möchte „Weihnachten“ feiern und nicht „Xmas“, und ich will mich daran erinnern, dass die „Heilige Nacht“ die Nacht war, die ALLES verändert hat. Der heilige Gott hat sich ganz klein gemacht und ist als Mensch in unsere Welt gekommen, weil wir Erlösung nötig haben und es keinen anderen Weg gab, uns zu erretten – Punkt. Sich daran zu erinnern, lohnt sich jedes Jahr aufs Neue und ist eine gute Tradition, die es zu bewahren gilt. Wir sollten jedes Jahr aufs Neue die „Glaubens-Glut“ neu anfachen und uns begeistern lassen von dem, was in Bethlehem geschehen ist, damit die Fackel hell leuchtet und im Gedränge der Welt nicht beim ersten Windhauch ausgepustet wird.