Weich ist stärker als hart
Die geheime Sprache glücklicher Paare
Kennen Sie das Passwort zum Herzen Ihrer Frau? Und Sie den Zugangscode zur Gedankenwelt Ihres Mannes? Die Eheberater Bill und Pam Farrel sind sich sicher: Nur durch eine gelingende Kommunikation können Paare die besten Seiten Ihrer Beziehung erschließen. Einer der wichtigsten Schlüssel dabei: Sanftmut.
Die eheliche Kommunikation verläuft offener und befriedigender, wenn Ihr Zuhause sich nach einem geschützten Ort anfühlt. Ihr Schutzraum soll dazu dienen, eine sanfte Atmosphäre für Ihre Gespräche miteinander zu schaffen. Die richtige Körpersprache, Respekt und Ermutigung spielen dabei eine große Rolle.
Vor allem Sanftmut ist eine starke Kraft in einer Liebesbeziehung. Viele Menschen lehnen Sanftheit ab, weil sie ihnen das Gefühl gibt, nicht stark zu sein, sondern sich selbst in eine Position der Schwäche zu bringen. Genau das Gegenteil trifft zu. Sanftmut beruht auf der Erkenntnis, dass Liebe nur dort blühen kann, wo Gnade das Miteinander bestimmt. Sie leben, weil Gott Ihnen Leben gab, und zwar trotz der Fehler, die Sie auf Ihrem Lebensweg machen. Sie haben die Erlösung, weil Gott seinen Sohn gab, um die Strafe auf sich zu nehmen, die Sie verdient hätten. Sie haben Chancen in Ihrem Leben, weil seine Gnade aus einem verlorenen Individuum einen neuen Menschen gemacht hat: „Er hat uns in Christus Jesus neu geschaffen, damit wir zu guten Taten fähig sind, wie er es für unser Leben schon immer vorgesehen hat“ (Epheser 2,10).
Sanftmut hat einige der bedeutendsten Veränderungen im Leben von vielen Menschen bewirkt. Sanftmut macht Menschen groß und bereitet sie auf die Kämpfe des Lebens vor. In Psalm 18 nennt David das Geheimnis seines Gelingens im Kampf: „Er bereitet mich auf den Kampf vor und macht mich stark, sodass ich einen bronzenen Bogen spannen kann. Du gibst mir rettenden Schutz. Deine Hand hält mich und durch deine Gnade hast du mich stark gemacht. Du ebnest den Weg für meine Füße, damit ich nicht stürze“ (Verse 35–37). David erkannte, dass Gottes Sanftmut in ihm eine Stärke erzeugte, die er aus sich heraus nie entdeckt hätte. Warum aber ist Sanftmut eine so wichtige Eigenschaft, gerade in Partnerschaft und Ehe?
1. Am Ende werden sanfte Menschen die Führung übernehmen. „Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben“ (Matthäus 5,5). Sanfte Menschen bauen starke Netzwerke und schaffen eine Vertrauensbasis zwischen Menschen. Es mag Situationen geben, in denen kontrollierende Menschen am längeren Hebel sitzen, aber am Ende werden die Sanftmütigen die Vertrauensstellungen erhalten.
2. Sanftmut lässt uns ehrlich gegen uns selbst bleiben. Manchmal müssen wir einander zur Rede stellen, weil jeder von uns unvollkommen ist. Wir brauchen andere, die uns durch Situationen begleiten und uns darauf aufmerksam machen, in welchen Bereichen wir etwas dazulernen müssen. Wenn Sie Ihre Beurteilung äußern, um das Verhalten anderer zu kontrollieren, wirken Sie verurteilend. Doch wenn Sie Ihre Einsicht mit Sanftmut äußern, bewahren Sie Ihr Herz vor der Versuchung und schaffen günstige Voraussetzungen dafür, dass alle Beteiligten etwas dazulernen können.
3. Sanftmut zeigt, dass Sie sich der Gegenwart Gottes bewusst sind. „Lasst alle sehen, dass ihr herzlich und freundlich seid. Denkt daran, dass der Herr bald kommt“ (Philipper 4,5). Wenn Sie glauben, dass der Herr nahe ist und alles im Leben im Blick behält, werden Sie andere mit Sanftmut behandeln, weil Ihnen bewusst ist, dass sie dieselbe Gnade brauchen wie Sie. Sie werden darauf vertrauen, dass Gott Ihr Leben und das Leben anderer so lenken wird, wie es seinem Willen entspricht.
4. Sanftmut führt zu Weisheit. „Wer ist weise und verständig unter euch? Er zeige aus dem guten Wandel seine Werke in Sanftmut der Weisheit“ (Jakobus 3,13). Die Weisheit, die Gott einem Menschen gibt, zeichnet sich durch Sanftmut aus. Eine solche Weisheit bewältigt alle Herausforderungen des Lebens und lässt herausragende Beziehungen entstehen.
Die Angst, kontrolliert zu werden
Wie herausfordernd die Kommunikation in der Ehe ist, hängt davon ab, wie offen Sie Ihrem Mann oder Ihrer Frau gegenüber sein können. Vertrautheit öffnet einen Kanal zu Ihrem Herzen, der Ihrem Partner großen Einfluss auf Ihre Gefühle, Selbstsicherheit und Vertrauensfähigkeit gibt. Bei einem starken Sicherheitsnetz ist das Vertrauen groß und gegenseitige Offenheit ein erwünschter Zustand, auch wenn sie verletzbar macht. Wird das Sicherheitsnetz nur provisorisch geknüpft, ist das Vertrauen schwach ausgeprägt, und beide Partner wappnen sich mit einer defensiven Haltung.
Die Angst, von einem anderen kontrolliert zu werden, ist unter Menschen weit verbreitet, weil wir alle im Grunde selbstbezogen sind. Es dauerte nicht lange, bis wir in unserem Leben die Bedeutung des Wortes „meins“ lernten. Auf der einen Seite glauben wir, dass unsere Sicht des Lebens die richtige ist. Deshalb argumentieren wir für unseren Standpunkt und reden anderen ein, sie täten gut daran, uns zuzustimmen. Auf der anderen – dunkleren – Seite möchten wir das Verhalten anderer kontrollieren, um uns selbst besser zu fühlen. Wir glauben irrtümlich, dass unser Leben durch das Verhalten anderer Menschen besser wird. Das führt zu einem endlosen Kreislauf der Unsicherheit. Aus Unsicherheit sagen wir anderen, was sie zu tun haben. Wenn sie das tatsächlich tun, folgern wir, dass sie nicht die Stärke besitzen, für sich selbst zu entscheiden und damit von uns abhängig sind. Ihre Schwäche bedeutet, dass wir ihnen nicht wirklich vertrauen können, was uns noch unsicherer macht. Deshalb fordern wir sie auf, sich zu ändern, damit wir sicherer sein können, und der Kreislauf beginnt von vorn.
Gefühle betäuben
Diese Angst zu entlarven, war für uns beide eine bedeutsame Erfahrung. Meine (Bills) Mutter ist eine überaus kreative Frau mit einer starken Persönlichkeit. Andererseits hat sie vor vielen Dingen im Leben Angst, weil sie im Teenageralter einige traumatisierende Erfahrungen machen musste. Sie reagierte damit, dass sie ihre Stärke dazu benutzte, alles in ihrem Leben zu kontrollieren, auch ihren Mann und ihre Kinder. Heute weiß ich, dass sie sich einfach nur sicher fühlen wollte, aber als Teenager konnte ich das nicht erkennen. Meine erste Reaktion bestand darin, meine Gefühle zu unterdrücken. Ich hatte beobachtet, wie meine älteren Geschwister sich mit ihr stritten, bemerkte aber, dass sie jede Auseinandersetzung verloren, und ging deshalb in die andere Richtung. Ich betäubte einen großen Teil meiner emotionalen Reaktionen im Leben, damit ich nicht verletzt werden konnte. Man konnte mich anschreien, kritisieren oder herausfordern, ohne dass ich etwas fühlte.
Das funktionierte recht gut, bis ich mit 16 Jahren Jesus als meinem Retter begegnete. Er gab sich mit meiner Gefühls-taubheit nicht zufrieden. Je mehr sich meine Beziehung zu Jesus vertiefte, desto mehr erwachte mein Gefühlsleben. Ich begann, verschiedene Regungen in meinem Herzen zu spüren, die mir sehr gefielen, obwohl mir nicht ganz wohl dabei war. Ich begann, Anteil an anderen Menschen zu nehmen, wie ich es nie für möglich gehalten hatte. Zur gleichen Zeit fing ich an, gereizt auf verschiedene Situationen in meinem Leben zu reagieren. Vorher war ich nie über meine Eltern verärgert gewesen, weil meine Emotionen taub waren. Doch nun wurde ich in die Welt der Konflikte eingeführt. Ich ärgerte mich über das kontrollierende Verhalten meiner Mutter und die Weigerung meines Vaters einzugreifen. Meine Erfahrung der Taubheit ging wie von selbst über in passive Verhaltensweisen, um ein Gefühl der Kontrolle zu behalten. Ich ging nur Verpflichtungen ein, die hinter meinen Fähigkeiten zurückblieben. Ich sorgte für einen gemäßigten Rhythmus, obwohl mir ein schnelleres Tempo möglich gewesen wäre. Ich mied Situationen, in denen ich nicht die Führung übernehmen konnte, denn ich glaubte, die Dinge kontrollieren zu können, solange ich zuständig war.
Die Begegnung mit Pam machte mir bald bewusst, dass ich einen großen Teil des Lebens verpasste, solange ich glaubte, alles kontrollieren zu müssen. Sie war in Bereichen talentiert, von denen ich nur träumen konnte. Sie war mutiger als ich und war bereit, große Verpflichtungen anzunehmen, um ihre persönliche Entwicklung voranzutreiben. Das alles fand ich unglaublich attraktiv, und ich glaubte, dass ich sehr profitieren würde, wenn ich von ihr lernen könnte. Manchmal macht es mich immer noch nervös, wenn sie Zusagen macht, die mir das Gefühl geben, keine Kontrolle zu haben. Inzwischen hat sie bei solchen Zusagen so oft Erfolg geerntet, dass ich gelernt habe, auf Gottes Führung in ihrem Leben zu vertrauen – auch wenn mir sehr unwohl dabei ist, zu hören, was wir als Nächstes tun werden. Es gibt verschiedene Ansätze, in Ihrer Liebesbeziehung eine sanfte, sichere Umgebung zu schaffen, zum Beispiel:
1. Üben Sie eine Körpersprache ein, die zum Ausdruck bringt: „Du bist bei mir sicher.“ Sie können das allein üben oder als Ehepaar gemeinsam erarbeiten. Wichtig ist, dass Sie sich in den Übungsphasen nicht zu streng beurteilen. Üben Sie, folgende Emotionen auszudrücken, ohne ein Wort zu sagen: inneres Glück, Freude, Begeisterung, Zuneigung, Zustimmung, Entschlossenheit, Frustration, Abscheu, Unverständnis, Widerspruch, Enttäuschung.
2. Üben Sie, Ihren Tonfall bewusst zu wählen. Genau wie bei der Körpersprache können Sie allein oder gemeinsam üben. Wichtig ist, dass Sie Ihr Gehör darin schulen, den Tonfall Ihrer eigenen Stimme wahrzunehmen. Wenn Sie allein üben, können Sie auch ein Aufnahmegerät nutzen, damit Sie selbst hören können, wie Sie Sätze aussprechen, die Sie Ihrem Mann oder Ihrer Frau sagen wollen. Beim Abhören dieser Aufnahmen werden Sie eine neue Wahrnehmung bekommen, wie Sie sich für Ihren Partner anhören. Benutzen Sie dieselbe Liste wie oben, und versuchen Sie, diese Emotionen durch Ihren Tonfall auszudrücken. Sprechen Sie dabei immer denselben Satz aus: „Das Leben ist eine große Reise.“ Wiederholen Sie diesen Satz für jede Emotion, um zu sehen, ob Sie sie durch Ihren Tonfall zum Ausdruck bringen können.
3. Nehmen Sie sich jede Woche Zeit für ein Gespräch. Dabei ist es hilfreich, sich vorher einige Fragen zu überlegen, über die Sie sprechen wollen, damit Sie nicht wieder bei Ihren Verpflichtungen, Rechnungen und Alltagsproblemen landen. Sie können leichter eine tiefe Vertrautheit herstellen, wenn Sie über Hoffnungen, Träume und Ihre eigene Entwicklung sprechen, aber das geschieht selten von selbst.
Die Verbindung zu Ihrem Partner zu knüpfen, ist ein kompliziertes Unterfangen. Doch nur wenige Erfahrungen im Leben sind befriedigender als die Momente, in denen Sie geistlich, emotional und körperlich tief miteinander verbunden sind. Wenn Sie das noch nicht miteinander erlebt haben, werden Sie in Ihrem Herzen einen nagenden Wunsch nach mehr Nähe in Ihrer Beziehung verspüren. Sobald Sie erlebt haben, wie erfüllend eine echte Verbundenheit sein kann, werden Sie sich diese Erfahrung für Ihr ganzes Leben wünschen. Statten Sie Ihre Beziehung heute mit einer sicheren Atmosphäre aus, die Ihre persönliche Entwicklung maximiert und eine echte Partnerschaft auf Ihrem gemeinsamen Lebensweg entstehen lässt. Ihre Ehebeziehung kann zu Ihrem Schutzraum auf dieser Erde werden.
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