Ich war überrascht
Kolumne
Wer Gott um etwas bittet, rechnet besser mit einer Antwort. Doris Schulte weiß das zwar theoretisch auch, kann sich aber gut an Momente erinnern, in denen sie diesen Grundsatz vergessen hat. Und prompt von Gott überrascht wurde. Am Ende, meint sie, lebt es sich besser, wenn Gottes Möglichkeiten nicht unterschätzt werden.
Entspannt und wohlgesättigt saß ich an meinem Platz beim Frauenfrühstückstreffen, nachdem ich mich ausreichend am Frühstücksbuffet bedient hatte, und schon wieder – wie so oft – kam die Frage: „Frau Schulte, wollen Sie nicht noch mal zugreifen? Oder sind Sie vor Ihrem Vortrag nervös?“ Nein, nervös bin ich nicht mehr. Meistens nicht mehr! Aber das war nicht immer so, denn wer sich einer neuen Aufgabe stellt oder sich verpflichtet, einen Vortrag zum ersten Mal zu halten, hat Arbeit. Auch mit sich selbst. Wer sich auf Neues oder Ungewisses mit Gott einlässt, muss lernen, ihm zu vertrauen, dass er weiß, wen er wozu beruft.
Ermutigt
Als meine Bitten und Wünsche an Gott für mich und meine Vortragsarbeit immer länger, detaillierter und spezieller wurden, entschloss ich mich, sie aus praktischen Gründen auf eine konkrete Bitte zu reduzieren: „Gott, lass mich erleben, dass meine Zuhörer meine Vorträge nicht nur mit ihren Ohren hören, sondern auch mit ihren Augen sehen.“ Ich wünschte mir, dass meine Vorträge bunt, lebendig und bildhaft sein sollten, wie ein Kurzfilm, der sich tief in die Herzen der Zuhörer einprägt. Überrascht war ich allerdings sehr, als eine Frau nach meinem zweiten Vortrag auf mich zukam, sich bedankte und sagte: „Ihren Vortrag habe ich nicht nur mit meinen Ohren gehört, sondern auch mit meinen Augen gesehen.“ In dem Moment war ich sehr überrascht! Schade, dass ich so verblüfft war, denn es zeigte mir, dass ich nicht wirklich mit einer so konkreten Antwort Gottes gerechnet hatte. Aber immerhin war ich ermutigt, zu erleben, dass Gott in seiner geduldigen und verständnisvollen Art meine Unsicherheit kannte und ihr begegnete. Durch diese Begebenheit gab er mir eine kleine Demonstration seiner Macht, um mich zu ermutigen und mir zu bestätigen, dass ich auf dem richtigen Weg war. Danach habe ich meine Gebetsanliegen noch spezieller formuliert und immer mehr mit Gottes Eingreifen gerechnet. Dieses Erlebnis war ein Sprungbrett für den Weg, der vor mir lag. Immerhin, wenn Gott mir eine Frau über den Weg schicken kann, die mir bestätigt, dass er bei mir ist, wird er auch in Zukunft bei mir sein, egal was kommt.
Bestätigt
Nicht nur ich brauche immer wieder eine kleine Vorstellung von der Macht Gottes, um meine Aufgaben zuversichtlicher anzupacken. Auch Mose brauchte sie (2. Mose 3 und 4). Mose wurde von Gott als Führungsperson ausgesucht. Er sollte das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten führen. Aber weil Mose sich selbst für unfähig hielt, diese Aufgabe auszuführen, antwortete Gott ihm auf seine Zweifel und Ausreden mit einer Demonstration dessen, was er tun kann. Er fragte Mose: „Was hast du da in der Hand?“ „Einen Stab“, erwiderte Mose. „Wirf ihn auf den Boden“, befahl der Herr. Mose gehorchte, und sofort verwandelte sich der Stab in eine Schlange. Voller Entsetzen lief Mose weg. Der Herr aber forderte ihn auf: „Pack die Schlange beim Schwanz!“ Mose griff nach ihr, und sie wurde in seiner Hand wieder zum Stab. Der Herr sagte: „Tu dies vor den Augen der Israeliten! Dann werden sie dir glauben, dass ich, der Herr, dir erschienen bin!“ So prägte Gott Mose ein, dass er, der aus einem Stock eine Schlange machen kann und umgekehrt, auch fähig ist, aus Mose eine Führungsperson zu machen. Schließlich ist Gott selbst derjenige, der uns für unseren Auftrag befähigt. Also gibt’s eigentlich keinen Grund, nervös zu sein, wenn Gott uns etwas zutraut, womit wir nicht gerechnet haben.
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