Neue Heimat
Ratgeber
Früher lebte und arbeitete man (Mann und Frau…) meistens noch an einem Ort. Und das mehr oder weniger glücklich und zufrieden. Heute gehört die äußere und innere Beweglichkeit zum Alltag, wie eine rote Ampel oder ein unpünktlich fahrender Zug. Wie es einer geht, die sich immer wieder auf eine neue Heimat einstellen musste, wollten wir von Katrin Schäder wissen. Und auch was ihr half, damit zurechtzukommen.
Mein erster Ausflug in die große weite Welt (immerhin hundert Kilometer!) war unfreiwillig. Typisch! Alle Klassenkameraden strebten zur Ausbildung weg von zuhause – und mussten zuhause bleiben. Ich wollte unbedingt daheim bleiben, und musste weg ins Internat. Hölle! Jeden Freitag schmiss ich mich erwartungsfroh in einen Zug, um übers Wochenende – und sei es nur für ein paar Stunden – „daheim“ zu sein.
Vom Strahlen und bösen Fehlern
Danach passierte erstmal ein paar Jahre nichts – bis zu den umwälzenden politischen Veränderungen Ende der 1980er. Nach einem wunderbaren Umweg über die Nordsee („Jetzt habe ich zwei Zuhause!“, höre ich mich noch tönen) bruchlandete ich nach kurzer Zeit jedoch im „Pott“. Immerhin mit Gemeindeanschluss. Ich erinnere mich an ein Hauskreis-Crossover. „Die anderen“ erzählten mit strahlenden Augen, wie gern und warum sie gerade hier wohnten und arbeiteten. „Wir“ guckten ungläubig. Offenbar beurteilten wir denselben Ort völlig anders, ja gegensätzlich. Für die einen war er das Eldorado. Das Positivste, was „wir anderen“ zustande bekamen, war ein „es hat mich halt hierher verschlagen“. Hierher verschlagen? Klingt ein bisschen brutal.
Wohnungstechnisch hatte ich das erstbeste genommen, was ich kriegen konnte – eine Souterrainwohnung mit Blick auf einen Erdwall. Böser Fehler! Zu den Mitbewohnern des Hauses – einem ältlichen Vermieter und einem alten Ehepaar – gab es keinen Kontakt (was sicher auch an mir lag!). Im Büro war ich mit weitem Abstand die Jüngste. Die Gemeinde behandelte mich eher kühl (was vermutlich auch an mir lag!). „Hierher verschlagen“ eben.
„In manchen Situationen ist es hilfreich zu wissen, dass man nicht allein auf der Welt ist und nebenan echte Menschen wohnen.“
Vom Losgehen und Einlassen
Was würde ich heute anders machen? Mich auf Land und Leute einlassen. Klar, „mia san mia!“, wie der Bayer sagt. Aber es lohnt sich, Kopf und Herz ganz bewusst zu öffnen. Für einen anderen Dialekt und spannende Geschichten – und nicht zuletzt für die Menschen, die vielleicht ein bisschen anders ticken als man selbst. Und mit ihnen zu lachen – statt über sie. Einfach mal Hallo sagen. Kontakte sind wichtig, auch ganz reale! Gerne mal durchs Haus und vielleicht auch durch die neue Nachbarschaft gehen und sich als die Neue vorstellen. Ja, das kann auch mal nach hinten losgehen, und ja, man kann Frau Piepenkötter nicht einfach wegklicken. Aber in manchen Situationen ist es hilfreich zu wissen, dass man nicht allein auf der Welt ist und nebenan echte Menschen wohnen. Gemeindeanschluss suchen. Überraschungen sind dabei vorprogrammiert. Nicht immer fühlt man sich am neuen Ort sofort in einer Gemeinde wohl, obwohl es doch eigentlich „meine“ Gemeinderichtung ist und alles passen müsste. Ein mutiger Blick über den frommen Tellerrand lohnt in jedem Fall!
Bei Jesus ein Zuhause finden
Last but not least – wir gehen nicht ohne Jesus. Unser Freund, Bruder und Sohn des Allerhöchsten macht jeden Umzug mit. Gott sei Dank! Und wo bin ich jetzt daheim? In einer Region, die meiner Heimat zugegeben sehr ähnlichsieht. Die Menschen hingegen sind ganz und gar anders als im „Zuhause“ von früher. Ich hab´s schätzen gelernt, auch wenn es vielleicht manchmal gewöhnungsbedürftig ist. Hat zwar ein bisschen gedauert, aber hier ist tatsächlich mein Zuhause.
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