Egal wohin
Klartext
Ganz schön gewagt, sich auf einen Weg einzulassen, von dem unklar ist, wohin er führt. Und doch tun es immer wieder unzählige Menschen. Nicht aus Verzweiflung, sondern bei vollem Verstand. Was Kritiker für völlig verrückt halten, finden Überzeugte einleuchtend, meint Hans-Georg Wünch und beschreibt, worauf es dabei ankommt.
„Komm und folge mir nach“ – das sagt Jesus zu Levi (Matthäus), der in seinem Zollhäuschen sitzt (Markus 2,14). Und auch seine anderen Jünger hat er mit ähnlichen Worten zu sich gerufen. Sie alle hatten ein Zuhause, hatten Arbeit und Familie. Und wohin ruft er sie? Als einmal ein Schriftgelehrter ihm ebenfalls nachfolgen wollte, antwortet er ihm: „Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.“ (Matthäus 8,20). Das klingt nicht wirklich ermutigend oder einladend! Wer Jesus nachfolgen wollte, sollte also sein Zuhause mit all seinen Sicherheiten verlassen und sich auf ein Wagnis mit ungewissem Ausgang einlassen? Ist das nicht eine seltsame Methode, Jünger zu gewinnen? Indem man sie abschreckt? Und Jesus geht ja noch weiter. Er sagt: „Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach.“ (Lukas 9,23).
Warum tun die das?
Was hat einen Zolleinnehmer wie Matthäus, oder einen Fischer wie Petrus, dazu bewogen, sich auf dieses Wagnis einzulassen? Alle Sicherheiten hinter sich zu lassen und ganz sprichwörtlich auf der Straße zu leben? Ganz offensichtlich ging es ihnen nicht darum, was Jesus ihnen geben konnte. Wie er ihr Leben reich und zufrieden, glücklich und sicher machen konnte. Es ging ihnen darum, wer Jesus war. Der Messias. Der König der Welt. Bei ihm waren sie wirklich zuhause. Hier waren sie angekommen, hatten sie Heimat, auch wenn sie morgens oft nicht wussten, wo sie abends unterkommen würden. Ihr Zuhause war eine Person – Jesus, der Christus.
Einige der Menschen, die angefangen hatten, mit Jesus zu gehen, hielten dieses Leben nicht aus. Sie konnten oder wollten dem Anspruch von Jesus nicht folgen und entschlossen sich, wieder nach Hause zurückzukehren. In dieser Situation fragt Jesus die Jünger, die noch bei ihm geblieben waren: „Wollt ihr auch weggehen“? Und Petrus antwortet: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“ (Johannes 6,68f). Warum blieben Petrus und die andern bei Jesus? Warum verließen sie ihn nicht ebenfalls? Weil sie wussten, dass dieser Jesus nicht nur die Wahrheit kannte, sondern dass er der Weg und die Wahrheit selbst war. Dieser Jesus war der Heilige Gottes, der Messias. Bei ihm waren sie angekommen, waren sie zuhause.
„Wer in und bei Jesus ans Ziel gekommen ist, der hat nicht nur ,etwas vom Leben' bekommen, der hat das Leben selbst gefunden.“
Er war so ganz anders
Trotz dieses Bekenntnisses ist es den Jüngern immer wieder schwergefallen, dass Jesus so gar nicht ihren Vorstellungen eines Königs entsprach. Sie haben darum gekämpft und gestritten, wer von ihnen die wichtigste Position in dem künftigen Königreich von Jesus haben würde. Und als Jesus schließlich am Kreuz starb, schienen alle ihre Hoffnungen verloren. Und wieder hat Jesus sie überrascht, war er so ganz anders als erwartet. Denn Jesus blieb nicht im Grab. Seine Auferstehung macht erneut deutlich, wie anders Jesus ist. Dass er wirklich der „Heilige Gottes“ war und ist. Und dass man bei ihm auch nach dem Tod noch zuhause ist. Denn seit Jesus den Tod überwunden hat, gibt es wirklich nichts mehr, was uns von ihm trennen kann. Wer in und bei Jesus ans Ziel gekommen ist, der hat nicht nur „etwas vom Leben“ bekommen, der hat das Leben selbst gefunden.
Diese Erkenntnis hat auch die junge Gemeinde in Jerusalem geprägt. Jesus war ihr Mittelpunkt. Und das hatte Auswirkungen für alle Bereiche ihres Lebens. Ihr bisheriges Leben, ihre materielle Absicherung und ihr Besitz ordneten sich dem unter. „Es war ihnen alles gemeinsam“, erzählt die Apostelgeschichte (4,32). Das war kein „Urkommunismus“, das war die logische Konsequenz der Nachfolge. Nicht mehr ihr Besitz und ihre menschlichen Sicherheiten standen im Vordergrund, sondern Jesus und sein Auftrag. Und wir? Welche Rolle spielen unser Besitz und unsere Absicherung für uns? Und welche Rolle spielt Jesus? Folgen wir ihm nach, weil er uns Gutes tut, oder weil er die Wahrheit ist? Ist er unser Zuhause, unsere Heimat? Oder haben wir es uns so gut auf dieser Welt eingerichtet, dass wir Jesus eigentlich gar nicht mehr brauchen?
Das Ziel ist gesetzt
Während ich dies schreibe, sitze ich in meinem Arbeitszimmer in unserem Eigenheim. Ich nutze alle Annehmlichkeiten, die unsere moderne Gesellschaft bietet. In der Garage stehen mein Auto und mein Motorrad. Soll ich das nun alles aufgeben? Oder geht es nicht vielmehr um etwas Anderes: um die Frage nach meinen Prioritäten. Um die Frage, ob ich diese Annehmlichkeiten nutze, oder ob ich mein Leben darauf ausrichte? Sind Jesus und seine Nachfolge das eigentlich Entscheidende, oder meine Bequemlichkeit und mein Besitz? Die Beantwortung dieser Frage macht den Unterschied. Den Unterschied zwischen jemand, dessen Ziel es ist, immer mehr zu haben und immer mehr zu sein und jemand, der immer mehr werden möchte wie Jesus, ihm immer mehr nachfolgen will. Und der alles, was er besitzt und hat, diesem Jesus unterordnet.
Anders ausgedrückt: Wo bin ich zuhause? In meiner Wohnung, meinem Haus, meinem Eigentum – oder bei Jesus? So wie damals ein Petrus verheiratet war, eine Frau und ein Zuhause besaß, und doch sein Leben ganz darauf ausrichtete, diesem Jesus nachzufolgen, weil er bei ihm zuhause war. Weil er wusste, dass dieser Jesus „der Heilige Gottes“ ist, dass er nur in ihm und in seiner Nachfolge wirklich angekommen war.
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