Einfach machen
Ratgeber
Wir wollten wissen, wie man auf einfache Art und Weise christliche Werte leben kann, und baten Verena Birchler um ihre Einschätzung. Das Ergebnis ist so einfach wie verblüffend: Mach’s einfach!
Die christlichen Werte haben Hochkonjunktur. Das jedenfalls könnte man meinen, wenn man die aktuellen Ereignisse und Diskussionen hört: „Wir müssen unsere christlichen Werte schützen.“ In der politischen Rhetorik ist diese Rückbesinnung zum verbalen Bestseller geworden, meist jedoch ohne theologische Grundlage. Wo immer dieser Satz zu hören ist, folgen diese vielen unendlichen und ermüdenden Diskussionen um Flüchtlinge, Integration, Grenzen und Abschiebung. Und plötzlich reden Menschen, die noch nie eine Kirche von innen gesehen und noch nie einen Blick in die Bibel geworfen haben, von christlichen Werten. Viele besinnen sich in ihrer Angst auf ein „Da war doch mal was mit guten Werten“.
Wort vor Tat?
Vielleicht ist die aktuelle Flüchtlingssituation ja tatsächlich für viele ein Auslöser, um sich auf diese christlichen Werte zurückzubesinnen. Menschen stellen Fragen, möchten Orientierung und erwarten diese von der Regierung, aber auch von Menschen, die sich Christen nennen. Wie leben denn diese Christen ihre christlichen Werte? Leider oft mit Worten, weniger mit Taten. Und seien wir doch ehrlich, wenn in unseren Gemeinden jemand mit Worten brillieren kann, wird er doch stärker wahrgenommen als jene, die für Frieden in der Nachbarschaft sorgen. Wort vor Tat. Dabei müssten wir viel weniger reden, wenn wir unsere hehren, ethisch-christlichen Lehrsätze einfach umsetzen würden.
Jetzt kommt der Knackpunkt
Kürzlich war ich mit einer Reisegruppe in Schweden. Das Hotelpersonal und die für uns verantwortliche Hotelmanagerin, Sara, waren hervorragend. Die Chemie zwischen Gästen und Dienstleistern passte. Beim Abschied hatte Sara Tränen in den Augen. Meine Gruppe saß bereits im Bus, als ich mich von ihr verabschiedete. Sie umarmte mich und meinte: „Ihr wart eine so tolle Gruppe. Freundlich, höflich, fröhlich. Das haben auch meine Kollegen gesagt.“ Ich freute mich, dass sie uns so wahrgenommen hatten, denn ich weiß, was Hotelpersonal so tagtäglich über sich ergehen lassen muss. Später erzählte ich das in meinem Team. Jemand meinte dann: „Ja, es ist doch schön, wenn das, was ihr ihnen über Gott gesagt habt, auch so positiv wahrgenommen wurde.“ So, und jetzt kommt der Knackpunkt. – Nein, wir haben mit dem Hotelpersonal nicht über Jesus, die vier geistlichen Gesetze, Bekehrung, Wiedergeburt und Taufe gesprochen. Wir waren nur da. Das habe ich in meinem Team dann auch gesagt.
„So, und jetzt kommt der Knackpunkt. – Nein, wir haben mit dem Hotelpersonal nicht über Jesus, die vier geistlichen Gesetze, Bekehrung, Wiedergeburt und Taufe gesprochen. Wir waren nur da.“
Wenn jemand uns positiv wahrnimmt, nur durch die Art, wie wir christliche Werte leben, dann reicht mir das fürs Erste. Dazu gehörten ein herzliches „tack så mycket“ genauso wie ein fröhliches „hej hej“ am Morgen. Respekt, Dankbarkeit und Wertschätzung sind urchristliche Werte. Die muss man leben, nicht darüber reden. Macht’s einfach!
Nichts als verbale Schaumschlägerei?
Christliche Werte zu leben, ist so einfach. Meine Nachbarn haben drei Jungen. Als sie in unser Quartier zogen, war mir klar, dass sie bestimmt ab und zu ein Auto brauchen würden. Sie leben bewusst ohne Auto, nutzen aber ein Carsharing-Modell. Also gab ich der Nachbarin meinen Autoschlüssel mit dem Hinweis, dass sie das Auto nutzen kann, wenn ich es nicht brauche. Mich kostet das nichts, ihr gibt es etwas Freiheit in ihrem Alltag. Und wir hatten noch nie Probleme. Teilen ist einer der christlichen Werte. Die vielen Diskussionen um christliche Werte sind leider oft nichts anderes als verbale Schaumschlägerei. Lasst uns nicht darüber diskutieren und reden. Machen wir’s einfach!
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