Wenn der Wind die Seele streichelt

Ratgeber

Wann sind Sie das letzte Mal barfuß über eine Wiese gelaufen? Gänseblümchen zwischen den Zehen, Gras, das sich unter ihrem Auftritt beugt und dann gleich wieder aufrichtet, feucht, geschmeidig, natürlich? Dazu Sonne auf der Haut oder Wind in den Haaren. Sie wissen doch, wie sich das anfühlt?

Immer mehr Menschen in immer größeren Städten setzen darauf, alles ziemlich schnell, effektiv und ohne große Umwege erreichen zu können. In Zeit-Management-Seminaren wird ihnen beigebracht, wie wertvoll die Zeit ist und wie gut, wenn man gewohnt ist, sie auszunutzen. Da ist nichts falsches dran, überhaupt nichts. Wäre da nicht das latente „auf der anderen Seite vom Pferd fallen“ so vieler Zeitgenossen. Derer nämlich, die unglaublich effizient sind in dem was sie tun, aber stark entwicklungsbedürftig in dem, was sie sind. Irre ich mich, oder haben wir fast schon verlernt, die Seele anzuhalten und ihr zu gestatten, mal ein bisschen im Wind zu baumeln?

Versuchen Sie doch mal folgendes: Suchen Sie sich in Ihrer Umgebung einen Wald aus, einen, der Ihnen die Möglichkeit bietet, eine Weile dort unterwegs zu sein. Legen Sie einen Tag fest und nehmen Sie sich Zeit, lassen Ihr Smartphone daheim, alles andere, was sie ablenken könnte auch. Dann gehen Sie. Atmen Sie regelmäßig und in tiefen Zügen ein und aus. Gehen Sie langsam, so, als hätten Sie kein Ziel. Achten Sie mit offenen Augen auf das, was um Sie herum ist. Die Ameisen, die über den Boden krabbeln. Schauen Sie ihnen bei ihrem munteren treiben zu, einfach so. Sehen Sie die Schmetterlinge, die Käfer, das, was fliegt oder krabbelt, erlauben Sie, dass sich deren Unbeschwertheit sich auf Sie überträgt.

„Erst unterm Blätterhimmel wird der Mensch zum Menschen.“

Setzen Sie sich an den Rand einer Lichtung und machen sich keine Gedanken darüber, ob die Hose schmutzig wird. Sitzen Sie einfach nur da, still, unabgelenkt und aufmerksam für die Stille des Waldes oder seine Geräusche. Denken Sie nicht mal daran, auf die Uhr zu schauen. Freuen Sie sich, eins zu sein mit der Natur. Leise, entschleunigt, nicht an das denkend, was später noch kommt. Oder Morgen.

„Erst unterm Blätterhimmel“, schrieb der Romantiker Ludwig Tieck, „wird der Mensch zum Menschen.“ Ob das stimmt, entscheiden auch sie selbst. Indem es wahr wird. Indem Sie es tun, es zulassen. Schauen Sie sich sorgfältig um. Legen Sie sich einen Plan zurecht. Die Natur ist nahezu zu jeder Tageszeit reizvoll und wartet darauf, Sie in ihren Bann zu ziehen. Bei einem frühmorgendlichen Spaziergang bevor der Tag über Sie hereinbricht, bei einer Verschnaufpause am Vormittag auf dem Balkon oder im Garten, nachmittags am See oder Abends, wenn die Sonne sinkt. Dabei kommt es nicht auf hohe Temperaturen, blauen Himmel oder den Sommer an. Sondern auf die Ruhe, die Luft, das in Einklang sein mit der Schöpfung. 

Längst hat die Wissenschaft die wohltuende und heilende Wirkung des Natürlichen wiederentdeckt, die nämlich, von der die Menschen früher bereits wussten, bevor sie krank und bedürftig wurden. Erinnern Sie sich, wie Ihre Mutter immer sagte: „Geh doch mal ein bisschen raus, das wird dir gut tun?“ Nutzen Sie, was so einfach zu finden ist. Aktiv und bewusst. Nicht reaktiv und erst, wenn es zu spät ist. Studien zeigen, dass ein Ausflug in den Wald das Immunsystem stärkt, den Stresslevel senkt und sogar zur Steigerung des Selbstwertgefühls beiträgt. Machen Sie gerade nach stressigen Arbeitstagen noch einen Spaziergang durch die freie Natur, und sei es nur ein kurzer, denn nachweislich reichen bereits einige Minuten aus, um den Kopf freizukriegen und zu entspannen. Worauf warten Sie noch?

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