Weil das Leben ist, wie es ist
Ratgeber
Über Männer kann man sicher so einiges sagen, viel Wahres, manches, was Legende oder Illusion ist, dies und das, was an den Haaren herbeigezogen oder alten John Wayne Filmen entnommen ist. Doch selbst der brauchte Freunde. So wie Tillmann Klein. Den haben wir gebeten, uns zu erklären, warum das so ist und was das so komplex macht.
Ich schaue mit meinen Kindern die eher zweitklassige Hollywood Actionkomödie „Central Intelligence“ an. Mehr gelangweilt als amüsiert sehe ich zu, als ich plötzlich Bob (Dwayne Johnson) einen Satz sagen höre, der mich aufhorchen lässt: „Du bist mein einziger Freund, du bist der Einzige in der ganzen Welt, dem ich vertraue!“
Johnson spielt einen CIA-Agenten, der in seiner Kindheit übelst gemobbt wurde. Als er nun als Agent Hilfe braucht, um die Welt zu retten, wendet er sich an den einzigen Menschen, der ihm in seiner Schulzeit beigestanden hatte: seinen einzigen Freund. Die kitschige Komödie bringt es auf den Punkt: Auch die Stärksten und Erfolgreichsten im Leben brauchen Freunde, denen sie (sich an-) vertrauen können. Bücher und Filme sind voller Erzählungen von Männer-Freundschaften. Von Robin Hood über Frodo und Sam bis hin zu Captain America geht es um den Schatz der Freundschaft. Die Geschichten spiegeln eine tiefe Sehnsucht in uns wider. Ähnlich wie bei der Sehnsucht nach der perfekten Liebe erhoffen wir uns auch eine unerschütterliche Freundschaft. Wir sprechen davon, dass sie „trägt“ – weil das Leben uns oft mehr aufbürdet als wir selbst tragen können. Natürlich geht es bei Freundschaft nicht immer um Rettung in höchster Not. Aber in diesen Zeiten zeigt sich, ob Mann Freunde hat oder doch nur Bekannte. In Prediger 17, 17 schreibt Salomo: „Ein Freund steht zu dir in jeder Lage und Bruderschaft entsteht in der Not.“
Wie wird der Traum vom Schatz der Freundschaft Wirklichkeit? Wenn tief in der Erde die richtigen Stoffe unter großer Hitze und großem Druck lange genug zusammengepresst, ausgegraben und geschliffen werden, hält irgendein Glücklicher einen Diamanten in der Hand. Die Chemie muss stimmen. So wie beim Diamanten die richtigen Stoffe zusammenkommen müssen, so auch bei der Freundschaft. Wir brauchen jemanden, mit dem wir viel gemeinsam haben. Viele Gemeinsamkeiten sind allerdings nicht immer der Ursprung von, als vielmehr oft das Resultat aus einer treuen Freundschaft. Für mich sind es eher die „zufälligen“ Gemeinsamkeiten, die Freundschaft fördern. Wie die Tatsache, dass wir zusammenarbeiten, nebeneinander wohnen, zusammen studieren oder Sport treiben.
„Wir wünschen uns, dass jemand Interesse an uns hat, uns akzeptiert, wie wir sind, Zeit mit uns verbringt, uns praktisch hilft, ehrlich und fair mit uns umzugehen, und vieles mehr. Wenn ich einem Gegenüber genau in dieser Weise begegne, habe ich eine reelle Chance, dass er ähnlich mit mir umgeht.“
Im Englischen spricht man vom „making friends“. So wie es Arbeit macht, einen Diamanten auszugraben, so bedarf es unseres Einsatzes, um Freundschaften wachsen zu sehen. Ein weiser Spruch sagt: „Der beste Weg, einen Freund zu haben, ist der, selber einer zu sein.“ Wir wünschen uns, dass jemand Interesse an uns hat, uns akzeptiert, wie wir sind, Zeit mit uns verbringt, uns praktisch hilft, ehrlich und fair mit uns umzugehen, und vieles mehr. Wenn ich einem Gegenüber genau in dieser Weise begegne, habe ich eine reelle Chance, dass er ähnlich mit mir umgeht.
Erst, wenn ein Rohdiamant zurechtgeschnitten und geschliffen worden ist, ist er ein Juwel. Wir wollen den Schatz der Freundschaft, haben aber gleichzeitig Angst vor Verwundungen. Doch nur, wenn wir den Mut aufbringen, den andern an unserem Innersten teilhaben zu lassen, entsteht Tiefe. Nur, wenn wir das Risiko eingehen, einander unsere dunklen Seiten zu zeigen und das gleichzeitig auszuhalten, entsteht Treue. Freundschaft lebt vom Investieren. Ich habe solche Freunde, die mich tragen und ertragen. Freunde, die da sind. Freunde, denen ich vertraue. Gott sei Dank ist das so. Ich genieße das und weiß dabei: „Freundschaft ist nicht nur ein köstliches Geschenk, sondern auch eine dauernde Aufgabe.“ Ernst Zacharias.
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