Liebe - Und ewig gilt, was Er verspricht

Essay

Einer der vermutlich bekanntesten Verse der Bibel steht im Johannesevangelium, Kapitel 3, Vers 16. Er spricht von Gott, von der Welt und von Liebe. Um zu verstehen, was es damit auf sich hat, baten wir Fritz Schuler, ihn uns näherzubringen. Und der wählte seinen ganz eigenen Zugang, gespickt mit reicher Lebenserfahrung. Aus guten sowie schlechten Tagen.

Jeder Mensch hat seine eigene Vorstellung davon, was für ihn Liebe bedeutet, wie er Liebe empfangen und schenken möchte. In den unterschiedlichen Lebensphasen verändern sich diese Vorstellungen und Bedürfnisse zusehends. Im Seniorenheim empfinden die Bewohner Liebe vielleicht durch einen unermüdlichen Gesprächspartner und wohlwollende Aufmerksamkeit. Der Flüchtling erlebt Liebe durch Familienanschluss sowie bei der Unterstützung seiner Lehrstellensuche oder bei Behördengängen. Eltern schenken ihren Kindern Liebe durch ihre ununterbrochene Aufmerksamkeit in Erziehung und Begleitung. Menschen die sich um einen Lebenspartner bemühen, suchen Liebe in gegenseitiger Zuwendung, um gemeinsam das Leben zu gestalten. Jeder hat so seine ganz eigenen Vorstellungen von und Erwartungen an Liebe.

Viele Menschen leiden und klagen über einen Mangel an Liebe und über ihre eigene Unfähigkeit, selbst zu lieben. Sie fragen nach dem Sinn des Daseins und versuchen, ihren Mangel auf die unterschiedlichsten Weisen auszufüllen. Den Möglichkeiten und Betätigungsfeldern sind keine Grenzen gesetzt. Aber das Ergebnis ist für viele nicht greifbar, nicht belegbar. So kommen sie zu dem Schluss, dass der Weg das Ziel sein muss. Was in den meisten Fällen einer Bankrotterklärung gleichkommt. Um die Sinnlosigkeit und die unerfüllte Sehnsucht nach „geliebt sein“ nicht eingestehen zu müssen, erfinden Menschen Erklärungen, die nicht tragen.

Als Menschen wissen wir um die Grenzen des Lebens. Wir haben unsere Existenz nicht selbst entschieden, sondern wir wurden von unserer Existenz überrascht. Und gehen von Geburt an unaufhaltsam auf das Ende unseres Lebens zu. Bewusst oder unbewusst versuchen wir auf dieser Wanderung, die verbleibende Zeit so sinnvoll wie möglich zu gestalten: mit Arbeit, Freizeit, Reisen, Sport, Familie, Religion und Vergnügungen aller Art. 

Martin Luther ist das perfekte Beispiel eines Menschen, der den Sinn des Lebens in der Religion gesucht hat und auf der Suche buchstäblich zerbrochen ist. In einer Gefahren- und Notsituation hat er sich für die Religiosität entschieden. Er ging ins Kloster, studierte mit großer Intensität Theologie, betete, fastete und konnte die Leere und Sinnlosigkeit trotzdem nicht ausfüllen. Er wollte Gewissheit über den Sinn seines Lebens. Er wollte Gewissheit über seine Beziehung zu Gott. Er wollte Gewissheit darüber, ob er von Gott anerkannt und geliebt ist. Und er wollte wissen, wo er die Ewigkeit verbringt. 

Die dramatische Wende seines Lebens trat ein, als er erkannte: nicht seine gut gemeinten Taten, nicht die religiösen Anstrengungen, auch nicht sein theologisches Wissen, das er als Mönch im Kloster erworben hatte, bringen ihm die Gewissheit ein, dass Gott ihn liebt.

Nur die Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes brachte ihm die Erkenntnis. Die persönliche Hinwendung zu Jesus Christus schenkte ihm Gewissheit. Auch diesen Vers hat er vom Lateinischen ins Deutsche übersetzt: „Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun werden alle, die sich auf den Sohn Gottes verlassen, nicht (in der Sinnlosigkeit) zugrunde gehen, sondern ewig leben“. Das steht im Johannesevangelium, Kapitel 3, Vers 16.

Die Menschheit hat sich in der Ablehnung dieses Gottes verirrt, ist und bleibt auf der Suche nach Sinn und Erfüllung, bis sie – wie Luther – dem Schöpfer in Jesus Christus begegnet. Woran man diese Ablehnung Gottes erkennt? Zunächst an der Infragestellung der Existenz Gottes und seines Wortes, der Bibel. Und dann auch am eigenen Erfinden religiöser oder philosophischer Ideen und Gottesbilder. Am eigenen Bestimmen, was gut und böse ist. Solch eine von Gott unabhängige Haltung ist der Ursprung der Rebellion gegen Gott, die die Bibel Sünde nennt. Aus ihr allein entspringen all die schrecklichen Taten der Menschen, die in aller Welt sichtbar sind. Weil diese Rebellion gegen Gott nur durch Buße und Vergebung überwunden werden kann, hat Jesus uns Menschen durch seinen Tod am Kreuz freigekauft. Er hat unsere Schuld auf sich genommen. 

Lassen Sie mich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen. Einem jungen Mann aus ländlichem Gebiet in Thailand wird es zu langweilig in seinem Heimatort. Er verlässt seine Eltern und möchte das Großstadtleben in Bangkok genießen.

„Als Menschen wissen wir um die Grenzen des Lebens.“

Immer mehr driftet er ab und landet im Rotlicht-Milieu, verliert seine Würde und die Achtung vor sich selbst. Er erinnert sich traurig an seinen Vater und empfindet starke Sehnsucht nach der Heimat. Gleichzeitig überkommt ihn die Angst, wie er wohl bei einer Heimkehr nach Hause empfangen würde. Er setzt sich dennoch in den Zug. Er erzählt dem Fahrgast neben ihm von seiner verzweifelten Situation und der Angst, vom Vater verstoßen zu werden. Je näher der Zug ihn dem Heimatort entgegenbringt, desto mehr schämt er sich. Er vergräbt seinen Kopf in den Händen und überlegt, ob er nicht besser doch aussteigen soll. Dem Mitfahrenden erzählt er jetzt, dass er seinem Vater einen Brief geschrieben hätte mit der Bitte, ihn wieder aufzunehmen. Und dass er ihn gebeten hätte, ein bunter Tuch als positives Zeichen um den Stamm eines bestimmten alten Baumes zu binden. Den Baum, der dicht an den Gleisen stand. Würde dort kein Tuch hängen, würde er einfach weiterfahren. Als der Zug sich in eine Kurve legt, kommt zuerst das Elternhaus in Sicht. Und dann auch der Baum. Der Stamm kräftig umwickelt mit vielen bunten Tüchern! Und der Vater steht – wild mit den Armen winkend – am Bahnsteig unweit des Hauses. Er wollte seinen Sohn wiederhaben und schloss kurz darauf den weinenden Jungen in die Arme. 

So ist Gott zu uns. Zu mir. Und auch zu Ihnen. Er hat es versprochen. Wenn wir unsere Verfehlungen eingestehen, können wir uns darauf verlassen, dass Gott uns vergeben und uns von aller Schuld reinigen wird. Allen, die ihn, den lebendigen Gott, aufnehmen und ihm Vertrauen schenken, sagt er zu, Kinder Gottes zu werden. Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun werden alle, die sich auf den Sohn Gottes verlassen, nicht (in der Sinnlosigkeit) zugrunde gehen, sondern ewig leben. In dieser Zusage findet die ewige Suche nach Sinn und Liebe ihre endgültige Erfüllung.

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