Über Zweifel
Hallo Gott, ich mach mir grad so meine Gedanken. Über Zweifel. Ich bin nämlich über deinen Jünger Thomas gestolpert. Natürlich nicht im wörtlichen Sinne, aber doch über die Worte, die man so über ihn sagt. Thomas alias „der Zweifler“. Nicht sehr schmeichelhaft, wie ich finde. Der Zweifler. Das klingt in meinen Ohren gleichauf mit „der Kleingläubige“ und „der Versager“.
Ehrlich: wenn ich seine Geschichte lese, kann ich ihn zutiefst verstehen. Jesus ist tot und mit ihm ist alle Hoffnung gestorben. Thomas pflegt zwar noch immer die Gemeinschaft mit seinen Jesus-Jünger-Freunden, aber es ist nicht mehr, wie es war. Er muss mal raus, den Kopf frei kriegen. Und als er wiederkommt, erzählen sie ihm plötzlich, sie hätten Jesus gesehen, er würde leben und es wäre doch alles ganz anders, als sie gedacht hätten. Halleluja ...
Was? Auferstanden? Das kann er einfach nicht glauben. Tja, und jetzt hat er den Stempel „Zweifler“.
Nachdenklich macht mich, dass du eine ganze Woche wartest, bis Thomas dich dann auch sehen darf. Das waren sicher die längsten sieben Tage seines Lebens – zumal er ja nicht wusste, dass der Frust, der Zweifel, das Nachgrübeln nach sieben Tagen vorbei sein wird. Er musste es einfach aushalten und auf dich warten ohne zu wissen, ob du wirklich kommst. Kann es vielleicht sein, dass solche Zeiten des Wartens und der großen Lebens-Krisen-Fragen in deinem Plan mit einkalkuliert sind? Dass es dir gar nicht so sehr wie uns darum geht, diese Zeiten so schnell wie möglich zu beenden? Und dass Zweifel auch gar kein Zeichen von Schwäche, Kleinglaube und Versagen sind? Sondern im Gegenteil zwar ganz schwere, aber auch ganz wertvolle Zeiten? Weil wir lernen? Lernen auszuhalten. Grenzen zu haben. Nicht mehr Herr der Lage zu sein. Uns nicht selbst helfen zu können. Sondern warten zu müssen. Vertrauen. Dich und dein Timing zu akzeptieren. Um am Ende zu erleben: du kommst. Spätestens früh genug. Weil du wahrhaftig auferstanden bist. Und weil das Unglaubliche möglich zu machen, heute noch deine Mission ist. Sogar im Leben von Zweiflern wie Thomas – und mir.
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