Einfach mal Danke sagen

6 Tipps, die das Leben miteinander schöner machen

Was bringt Beziehungen eigentlich zum Blühen? Dieser Frage ist die Berliner Autorin und Coaching-Expertin Kerstin Hack nachgegangen und hat einige praktische Impulse zusammengestellt, wie wir im Alltag liebevoller miteinander umgehen und unsere Beziehungen stärken können. Denn: Besser lieben ist gar nicht so schwer.

1. ICH LIEBE DICH, SO WIE DU BIST!
Annehmen und Ja sagen

Echte Liebe gründet auf Wahrheit. Sie nimmt wahr, was ist. Und liebt genau das – nicht was sein könnte. Das bedeutet Annahme. Manche Menschen hoffen, dass der Traumpartner oder das perfekte Kind in ihr Leben kommt und sie bis ans Ende ihrer Tage glücklich und zufrieden sind. Die Realität aber sieht anders aus, denn immer wieder treffen wir bloß auf Menschen, die so unvollkommen sind wie wir selber. Das offenbart die eigenen Empfindsamkeiten: Der eine findet Unordnung schrecklich, der andere kann es nicht ertragen, wenn man ihm ins Wort fällt. Doch oft sagt das, was einen an Mitmenschen stört, mehr über einen selbst aus als über die anderen. Hier sollte man sich fragen: „Auf welches (unerfüllte) Bedürfnis weist das hin und was kann ich selbst tun, um es zu erfüllen?“ Sich selbst mit dem annehmen, was einem wichtig ist, entlastet jede Beziehung. Und entspannend ist die Erkenntnis, dass der andere mir nicht notwendigerweise das geben muss, was ich brauche, weil er oder sie nicht für die Erfüllung meiner Bedürfnisse zuständig ist. So kann ich den anderen leichter annehmen – mit genau dem, was er gerne gibt, aber auch mit dem, was er vielleicht gar nicht geben kann. Jede Liebe, die auf Dauer leben will, braucht dieses ganz grundsätzliche und bedingungslose Ja zum anderen, das nicht an Umstände, schöne Zeiten oder Perfektion geknüpft ist. Und nicht zuletzt erinnert uns ein solches Ja daran, dass Gott uns als ewig verlässlicher Partner einen unverbrüchlichen Bund anbietet. Nicht weil wir perfekt sind – sondern weil er uns zutiefst liebt.

2. DANKE, DASS DU DAS GEMACHT HAST!
Dankbar sein und bitten können

Es tut jeder Beziehung gut, wenn man einander Wertschätzung entgegenbringt. Denn die meisten Beziehungen scheitern nicht an großen Tragödien, sondern an den kleinen Nörgeleien im Alltag. Wir sind schnell dabei, den anderen anzuklagen, wenn uns etwas nicht passt. Doch permanente Kritik verunsichert und höhlt mit der Zeit die Beziehung aus. Stattdessen können wir einen Vorrat an Wertschätzung aufbauen, indem wir so oft wie möglich unseren Dank ausdrücken – und zwar nicht aus bloßer Höflichkeit, sondern von Herzen! Die Basis dafür ist, dass wir das, was der andere tut, nicht als selbstverständlich, sondern als Geschenk wahrnehmen: dass er uns zuhört, etwas für uns erledigt oder Zeit mit uns verbringt. Dafür „Danke“ zu sagen kann man lernen. Noch tiefer berührt und verbindet Dank, wenn wir ausdrücken, was etwas für uns bedeutet: „Ich bin so erleichtert, dass du die Aufgabe übernommen hast. Das hat mich entlastet.“ In Beziehungen, die von Dankbarkeit geprägt sind, lassen sich auch kritische Punkte leichter ansprechen und bewältigen. Auch die eigenen Wünsche zu formulieren und konkret um etwas zu bitten, hilft anderen zu verstehen, was man braucht. Oft denken wir, dass unser Gegenüber unsere Gedanken lesen kann und „irgendwie schon merkt“, was uns gut tut. Leider ist das meist nicht der Fall. Entscheidend ist, dass das Bitten nicht zur Forderung wird, sondern dass wir dem anderen Freiraum lassen, zu entscheiden. Umgekehrt gilt: Am ehesten erfährt man etwas, indem man fragt: „Wie geht es dir? Kann ich etwas für dich tun?“ So stärken wir die Beziehung, weil der andere spürt: Ich bin ihm nicht egal.

3. ICH LASS DICH LOS
Freiraum geben und loslassen

Manchmal wollen wir erzwingen, dass ein anderer etwas für uns tut und uns unsere Wünsche erfüllt. Doch damit üben wir Kontrolle aus, engen den anderen ein und der Betroffene ergreift die Flucht. Der erste Schritt zur Freiheit liegt darin anzuerkennen, was man wirklich braucht und sich das zu wünschen. Der zweite: Die Erwartung zu lösen, dass gerade der andere meine Wünsche erfüllen muss. Fast jedes Bedürfnis kann auf unterschiedliche Art gestillt werden. Es schenkt uns Freiheit, wenn wir dem anderen signalisieren, dass er etwas für uns tun kann, aber nicht muss. Wer anderen die Freiheit lässt, Dinge für sich selbst zu tun, gibt der Beziehung Raum zum Atmen. Wichtig ist es auch, immer wieder innerlich loszulassen, was den Blick auf den anderen verstellt. Wir sollten die rosarote Brille absetzen, um zu sehen, wer der andere tatsächlich ist. Meist haben wir feste Bilder von Menschen im Kopf, die auf unseren bisherigen Erfahrungen basieren. Doch zur Liebe gehört, den anderen umfassend wahrzunehmen und immer wieder mit neuen Augen zu betrachten. Außerdem sollten wir uns von den Erwartungen an das Verhalten anderer lösen, ihre Entscheidungen respektieren und nicht ständig sagen oder denken: „Das hätte ich aber anders gemacht!“ Damit achten wir die Würde unserer Mitmenschen.

4. WEISST DU NOCH?
Gemeinsam genießen und Höhepunkte erleben

Wenn es darum geht, gemeinsam etwas zu erleben, sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Denn gemeinsame Aktivitäten stärken und verbinden und die Erinnerung daran gibt der Beziehung viel Kraft und verhindert, dass man sich einander entfremdet. Natürlich ist es optimal, wenn man ohnehin in seiner Freizeit gerne das Gleiche tun. Aber auch wenn man ganz unterschiedlich tickt, kann man gemeinsame Interessen entwickeln, indem man etwas sucht, das beide gerne tun. Oder man setzt sich gemeinsam für andere ein. Denn gerade das Gefühl, sich gemeinsam zu engagieren – sei es in der eigenen Umgebung oder auf einem Hilfseinsatz – verbindet tief. Und oft entdeckt man ganz nebenbei am anderen ganz neue, faszinierende Seiten. Auch im Alltag besondere Höhepunkte zu feiern stärkt die Bindung. Das muss sich nicht nur auf Feste wie Weihnachten, Ostern oder die Geburtstage beschränken. Man kann die besonderen Anlässe feiern, die sich ergeben, oder sich selbst welche schaffen – sei es die gelungene Prüfung, die überstandene Krankheit oder eine schwierige Situation, die man gemeistert hat. Ein Ausflug, ein leckeres Essen, eine Wanderung früh am Morgen – es gibt viele Möglichkeiten, einfach mal aus dem Alltag auszubrechen. Dinge, die sich vom Alltäglichen abheben, behalten wir eher in Erinnerung. Und wer nicht gerade zu den Spontanen gehört, kann sich eine Liste mit beziehungsstärkenden Aktivitäten erstellen und diese griffbereit haben. Dann kann man gemeinsam feiern, was und wann man will.   

5. DAS WILL ICH (NICHT)!
Grenzen achten und treu sein

„Das bin ich und das will ich – und das nicht!“ Grenzen markieren, wer wir sind: Wenn andere unsere Grenzen verletzen, sind sie sich oft gar nicht im Klaren darüber, dass überhaupt welche da sind. Jeder Mensch sollte deutlicher zum Ausdruck bringen, wo seine eigenen Grenzen liegen und welche Konsequenzen folgen, wenn diese missachtet werden. Wichtig ist, dass Liebe die Verantwortungsbereiche des Gegenübers achtet. Wer liebt, übernimmt nicht ungefragt Verantwortung für den anderen. Tut man das trotzdem, ist oft Angst (etwa davor, dass sonst etwas misslingt) die Motivation dafür. Doch damit entmündigt man den anderen und macht ihn klein. Besser ist es, miteinander zu sprechen, als füreinander zu denken.
Dazu sollten wir nie aufhören, in unseren Beziehungen zu wachsen. Wachstum bedeutet Treue. Denn Treue meint, dass man eben nicht wegläuft, wie mancher vielleicht darunter versteht. Das Wachsen sieht bei jedem anders aus. Die einen müssen konfliktfähiger werden, die anderen vielleicht aktiver. Im biblischen Gleichnis von den anvertrauten Pfunden (Lukas 19,11ff) offenbart Jesus, dass er die beiden Verwalter als treu erachtet, die das ihnen überlassene Vermögen ihres Herrn in dessen Abwesenheit vervielfachen. Nicht etwa den dritten Verwalter, der es aus Angst vor Verlust vergraben hat. Wir können uns fragen: „Was kann ich dazu beitragen, dass diese Beziehung die bestmögliche wird, die sie werden kann?“ Man darf sich auch vor Augen halten, was sein könnte – etwa in zehn Jahren. Und dann die Beziehung stärken und fördern, Schritt für Schritt, Tag für Tag – in aller Treue.   

6. ICH VERGEBE DIR
Fair streiten und Vergebung üben

Sie galten als Traumpaar: 68 Jahre lang waren Altbundeskanzler Helmut Schmidt und seine Loki verheiratet. In einem Interview konnten sie sich daran erinnern, nur ein einziges Mal wirklich gestritten zu haben. Sie warf einen Waschlappen nach ihm, doch was der Anlass war, wussten beide nicht mehr. Nur wenigen Paaren gelingt es, Konflikte ohne Streit zu lösen. Perfekte Dauerharmonie ist die Ausnahme. Streiten ist vielleicht die intensivste Form der Kommunikation, aber manchmal eben nötig. Denn jede Auseinandersetzung bietet die Chance, den anderen besser kennenzulernen. Gut wäre es, wenn man die Kunst gelernt hat, fair zu streiten: in Ruhe miteinander reden, genau beschreiben, was einen ärgert, und gemeinsam Wege suchen, den Konflikt zu entschärfen. Pauschale Vorwürfe wie „Immer machst du das so!“ sind wenig hilfreich. Besser ist es, dem anderen Raum zu geben, seine eigene Position zu erklären, auch, um Missverständnisse aufzudecken. Wenn es Dinge gibt, die einen irritieren, ist es besser, sie gleich zu klären, denn oft können wir sie schnell aus der Welt schaffen. Dass wir als Menschen einander mit Worten und Taten verletzen, geschieht oft – und in vielen Fällen ohne Absicht. Darum ist es unnötig verschwendete Lebensenergie, wegen allem „einen Aufstand“ zu machen. Ist etwas nicht so einfach zu klären, weil das Gegenüber nicht gesprächsbereit ist, können wir weiter grollen oder vergeben. Letzteres bedeutet: auf mein Recht verzichten, mich bewusst von Vergangenem lösen – und nicht mehr erwarten, dass der andere alles wiedergutmacht, was er angerichtet hat. Nur so wird man innerlich frei. Deshalb ist Vergeben ein großes Geschenk – in erster Linie für einen selbst.