Dieb oder Diener?

Sicher kennen Sie das: Sie steigen in Ihr Auto, und kurz nachdem Sie losgefahren sind, grübeln Sie darüber nach, ob Sie die Haustür tatsächlich abgeschlossen haben. Der Gedanke lässt Sie nicht los, also kehren Sie um und schauen noch mal nach. „Sicher ist sicher!“, denken Sie bei sich, denn Sie möchten ja keinen Dieb in der Wohnung haben, ganz zu schweigen davon, bestohlen zu werden.

Dabei kann Diebstahl auch ganz anders aussehen. Es kann sich auch um geistiges Eigentum handeln, welches sich jemand unrechtmäßig aneignet. Oder auch darum, dass man einem anderen die Liebe und Zuwendung vorenthält, die ihm eigentlich zustehen. Wir halten immer wieder Seminare und Vorträge darüber, wie man Beziehungen gewinnbringend gestalten kann. Dabei fällt uns auf, dass viele Beziehungskonflikte dadurch entstehen, dass sich Menschen in ihren Beziehungen wie ein Dieb verhalten: Stets nehmen sie von dem anderen und erwarten, dass er oder sie in die Beziehung investiert – und das Ganze freilich, ohne sich selber entsprechend einzubringen.  

Dabei geht es in Beziehungen immer um Nehmen und Geben. Praktisch heißt das: Nicht nur Probleme wälzen, sondern auch nach Lösungen suchen. Nicht immer nur die Fehler des anderen kommentieren, sondern ihn auch ermutigen. Wer zum Beispiel Liebe, Geduld, Hilfsbereitschaft, Achtung oder Vergebung erwartet, der muss auch selbst dazu bereit sein, diese in die Beziehung einzubringen. Wer immer nur gibt, wird irgendwann müde und resigniert letztendlich.

Damit wir die Bedürfnisse des anderen nicht aus den Augen verlieren, hilft es, wenn wir uns eine „Liebes-To-Do-Liste“ anlegen. Somit können wir uns gegenseitig immer wieder unsere „Erwartungen“ ins Blickfeld rücken und keiner bleibt auf der Strecke. Es ist wie bei einem Bankkonto: Nur wer investiert, nur wer einzahlt, kann auch etwas abheben. Dort, wo das „Beziehungskonto“ kippt, wird es teuer: Eine Studie belegt, dass es fünf Mut machender, hilfreicher und wohlwollender Taten bedarf, um ein geschehenes Unrecht emotional wieder auszugleichen.  

In Beziehungen leben heißt, in Menschen zu investieren, ganz nach dem Motto: „Geben ist seliger als Nehmen“. Im Neuen Testament heißt es: „Wer vom Diebstahl gelebt hat, muss jetzt damit aufhören! Er soll seinen Lebensunterhalt durch eigene Arbeit verdienen und zusehen, dass er auch noch etwas für (den anderen) übrig hat“ (Epheser 4,28)! Bei Gott geht es nie nur darum, bloß das Falsche zu lassen, sondern auch das Richtige zu tun. Darum: Seien Sie ein Geber und kein „Dieb“!