Der Sprung

Wie Glaube zum leidenschaftlichen Abenteuer wird

Nachfolgen in sicherem Abstand – geht das überhaupt? Was würde passieren, wenn wir Jesus fragten, wer er wirklich ist? Und was, wenn wir beginnen würden, auf das zu hören, was er wirklich sagt? In seinem Buch „Folge. Mir. Nach.“ macht David Platt Mut dazu, den Sprung zu wagen und an der großen Bestimmung teilzuhaben, für die wir geschaffen wurden: Allein bei Gott Erfüllung zu finden – und anderen davon weiterzusagen.

Ich hörte einmal die Geschichte eines Engländers, der einen Rolls-Royce kaufte. Das Auto würde niemals und unter keinen Umständen eine Panne haben, hieß es damals in der Werbung. Der Mann hatte einen sehr hohen Preis für den Wagen bezahlt und fuhr ihn eine Zeit lang – bis er eines Tages damit liegen blieb. Empört rief er den Rolls-Royce-Händler an: „Sagten Sie nicht, dass dieses Auto niemals eine Panne haben würde? Nun, ich bin gerade ziemlich weit von zu Hause entfernt, und das Auto bewegt sich nicht mehr.“ Unmittelbar nach dem Anruf brachte ein Hubschrauber den Rolls-Royce-Techniker zu dem defekten Fahrzeug. Alles wurde repariert, und der Besitzer konnte weiterfahren. Natürlich ging er davon aus, eine entsprechende Rechnung zu erhalten. Doch als nach ein paar Wochen immer noch nichts eingetroffen war, wollte der Autobesitzer die Sache klären und rief in der Werkstatt an: „Ich möchte gerne für den Reparatureinsatz von neulich meine Rechnung bezahlen, damit diese Angelegenheit endlich abgeschlossen ist.“ Die Rolls-Royce-Mitarbeiterin erwiderte: „Mein Herr, ich bedaure, aber uns liegen keinerlei Unterlagen darüber vor, dass an Ihrem Wagen jemals etwas repariert worden wäre.“

Genauso geht es uns: Wer von Jesus ein neues Herz bekommen hat, erhält vom Schöpfer des Universums diese Antwort: „Mir ist nicht bekannt, dass in deinem Leben jemals etwas nicht in Ordnung gewesen wäre.“ Die gute Nachricht des Evangeliums begegnet unserem tiefsten Bedürfnis. Durch Jesus kann Gott uns alle Sünden vergeben und uns mit sich selbst versöhnen. Doch so wichtig es auch ist, dass Jesus unsere Sünden vergibt, ist das doch erst der Anfang des Plans, den Gott mit uns hat. Wer sich über die Vergebung freut, aber kein wahres, authentisches Leben mit Gott führt, das sich grundlegend von seinem alten Leben unterscheidet, hat einen wichtigen Teil übersehen. Gott hat sich das anders vorgestellt, das lesen wir beim Propheten Hesekiel: „Ich will euch ein anderes Herz und einen neuen Geist geben … Mit meinem Geist erfülle ich euch, damit ihr nach meinen Weisungen lebt, meine Gebote achtet und sie befolgt“ (nach Hesekiel 36,26+27). Deshalb sagte Jesus auch zu Nikodemus, dass er aus Wasser und aus Geist geboren werden müsse. In dieser Aussage ist sehr viel enthalten. Jesus bietet uns nicht nur die Vergebung unserer Schuld an, er erfüllt uns auch mit seinem Geist. Das ist gewaltig. Wenn wir uns Jesus anvertrauen, legt er die Quelle seines Lebens ins Zentrum unseres Lebens hinein.

Damit kommen wir dem vollen Bedeutungsumfang der Nachfolge von Jesus schon viel näher. Wer Christ wird, gibt sein selbstbestimmtes Leben auf und Jesus wird zu seinem Leben: „Darum lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir! Mein vergängliches Leben auf dieser Erde lebe ich im Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, der mich geliebt und sein Leben für mich gegeben hat“ (Galater 2,20). Das ist die atemberaubende Botschaft des Christentums: Jesus starb für uns, damit er in uns leben kann. Jesus verbessert uns nicht, er schafft ein völlig neues Wesen in uns, das in Einheit mit ihm lebt.

„Jesus verbessert uns nicht, er schafft ein völlig neues Wesen in uns, das in Einheit mit ihm lebt.“

Christus wird sichtbar

Ein Jahr vor unserer Hochzeit, als ich schon mit Heather verlobt war, lebten wir finanziell in zwei sehr unterschiedlichen Welten. Ich stand kurz vor dem Abschluss meines Studiums und musste mit sehr wenig Geld auskommen. Meine Ernährung bestand zu großen Teilen aus asiatischen Instant-Nudelsuppen, die es für wenige Cent gab. Ich hatte große Mühe, finanziell über die Runden zu kommen. Heather arbeitete schon als Lehrerin an einer Grundschule und hatte ein festes monatliches Einkommen. Bei ihr gab es nie Instant-Suppen. Dann kam der Tag, an dem wir vor unseren Verwandten und Freunden standen, um uns das große Versprechen zu geben. An diesem Tag bekam ich viele Geschenke; mein allergrößtes Geschenk war eine schöne Frau, die mit Gott lebte. Doch ich bekam an diesem Tag noch etwas anderes: ein monatliches Einkommen. Das war fantastisch. Einen Tag vor der Hochzeit hatte ich noch ein leeres Konto. Dank Heathers Großzügigkeit gehörte mir am Tag danach jedoch alles, was sie auf ihrem Konto hatte. Ich musste noch nicht einmal dafür arbeiten. Die Tatsache, dass ich mein Leben mit dem Leben von Heather verbunden hatte, genügte, um alles, was ihr gehörte, auch zu meinem Eigentum zu machen.

Das ist nur ein sehr kleines Beispiel, gemessen an dem, was passiert, wenn wir unser Leben mit Jesus verbinden. Wir bekommen Zugriff auf alles, was ihm gehört. Seine Gerechtigkeit tritt an die Stelle unserer Ungerechtigkeit. Sein Geist erfüllt unseren Geist. Wir beginnen, die Menschen mit seiner Liebe zu lieben. Seine Freude erfüllt uns. Sein Denken wird zu unserem Denken. Wir wollen, was er will, wir haben dasselbe Verlangen wie er und dieselben Ziele. Wir bekommen auch seine Kraft. Im Leben eines Christen wird Christus, der in ihm lebt, in allen Bereichen sichtbar. Genau das ist der Unterschied zwischen oberflächlicher Religiosität und einer übernatürlichen neuen Geburt. Ein religiöses Christentum ist eine Fälschung, die sich nur äußerlich abspielt, in Form von Regeln und Glaubenssätzen. Aber das eigentliche Wesen der Nachfolge geschieht im Inneren. Wer von Gott innerlich erneuert wurde, wird ein echtes Leben als Christ führen. Er hat einen lebendigen Geist und ist von göttlicher Wahrheit, Liebe, Leidenschaft und Kraft erfüllt, um Gottes Ziele zu verfolgen.

Jesus sagte nicht nur: „Folgt mir nach“, sondern er sagte auch: „Ich will euch zeigen, wie ihr Menschen für Gott gewinnen könnt“ (nach Matthäus 4,19). Er gibt seinen Jüngern einen Auftrag, und er will sie persönlich an die Aufgabe heranführen. Wenn er ihnen etwas zu tun gebietet, geht das nur, indem er es auch in ihnen bewirkt. Während diese Männer mit ihm unterwegs waren, veränderte er sie vollkommen: Er veränderte ihre Gedanken und Wünsche, ihren Willen, ihre Beziehungen und auch den gesamten Sinn ihres Lebens. Hier wird die ganze Angelegenheit spannend: „Folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen“ (Matthäus 4,19; Luther). Vom ersten Augenblick an verriet Jesus ihnen schon das ganz große Ziel ihres Lebens. Sie würden nicht mehr den See nach Fischen absuchen, sondern die Gute Nachricht von ihm auf der ganzen Welt bekannt machen. Jeder einzelne der Jünger von Jesus war beauftragt, Menschen für Gott zu gewinnen. Kein Wunder, dass das Matthäusevangelium mit der Wiederholung dieses Auftrags endet. Jesus steht mit seinen Jüngern auf einem Berg, als er ihnen noch einmal sagt: „Geht hinaus in die ganze Welt, und ruft alle Menschen dazu auf, mir nachzufolgen! Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Lehrt sie, so zu leben, wie ich es euch aufgetragen habe. Ihr dürft sicher sein: Ich bin immer bei euch, bis das Ende dieser Welt gekommen ist!“ (Matthäus 28,19–20)

Keine Leidenschaft?

Während der drei Jahre, die in der Bibel zwischen Matthäus 4 und Matthäus 28 liegen, hat Jesus aus diesen Männern nicht nur Jünger gemacht, sondern Menschenfischer. Er hat sie im Inneren verwandelt. Nach der Erfüllung mit dem Heiligen Geist waren sie so weit, dass sie ihr Leben dafür einsetzen wollten, nicht nur selbst Nachfolger zu sein, sondern auch andere in die Nachfolge zu rufen. Sie wollten in ihrem restlichen Leben nichts anderes mehr tun, als Menschen für Jesus zu gewinnen – und sie waren bereit, auch dafür zu sterben, wie zum Beispiel Petrus. Am Pfingsttag predigte er zu Tausenden. Auch danach konnte er nicht aufhören, von Jesus zu reden – so lange, bis er dafür umgebracht wurde.

Wenn ich darüber nachdenke, frage ich mich, was bei uns schiefgelaufen ist. Wir haben den Auftrag Jesu sehr abgeschwächt. Er befahl uns, zu den Menschen zu gehen, sie zu taufen und zu lehren, um jeden Preis. Doch wir haben es uns in unseren Gemeinden gemütlich gemacht und sagen den Leuten, sie dürfen hereinkommen, dann taufen wir sie, und sie können es sich bei uns bequem machen. Die wenigsten Christen würden auf die Frage nach dem Sinn ihres Lebens sagen, sie hätten den Auftrag, Menschenfischer zu sein. Für viele klingt dieser Gedanke sogar abschreckend. Aus Sicht der Bibel jedoch ist jeder Nachfolger von Jesus damit beauftragt, andere in die Nachfolge zu rufen. Wenn wir die Apostelgeschichte lesen, bekommen wir nicht den Eindruck, dass die ersten Christen das unter Zwang getan hätten. Nein, es war ihnen ein Bedürfnis. Nachdem der Heilige Geist auf sie gekommen war, musste den Jüngern niemand mehr gut zureden.

Was aber hält uns heute davon ab, Jesu Befehl auszuführen? Eigentlich gilt dieser Auftrag Jesu doch jedem Einzelnen von uns. Warum sind so viele Christen nur in ihren Gemeinden anzutreffen, wo sie mehr oder weniger engagiert mitarbeiten? Warum setzen wir nicht mit Leidenschaft und von ganzem Herzen, opferbereit und von Freude erfüllt, unser Leben dafür ein, überall auf der Welt Menschen für Gott zu gewinnen? Könnte es damit zusammenhängen, dass so viele Jesus nur aus sicherer Distanz folgen wollen und nicht übernatürlich verwandelt wurden?

Von Herzen Menschen gewinnen

Wenn das Christentum nur aus einer Reihe von Geboten und Verboten besteht, aus Glaubenssätzen und Verhaltensvorschriften, dann haben wir den Menschen nicht viel mitzuteilen. Warum sollte man Christ werden, wenn der Islam oder der Hinduismus nicht viel anders sind? Folgen nicht alle Menschen Regeln, die ihrer jeweiligen Kultur und Tradition angepasst sind? Werden wir am Ende nicht alle dafür belohnt werden, dass wir uns an diese Regeln gehalten haben, gleich welcher Färbung sie sind? Gleichzeitig wird uns niemand dazu bringen können, unser gemütliches Leben aufzugeben und Menschen mit dem Evangelium zu erreichen, wenn unsere Religion nur eine oberflächliche Angelegenheit ist. Warum sollten wir dann unsere Prioritäten neu ordnen, unseren Besitz aufgeben, unser Ansehen riskieren, vielleicht sogar unser Leben verlieren, nur um anderen von Jesus zu erzählen? Ist es nicht viel sinnvoller, den Glauben Privatsache sein zu lassen?

Wer nur ein oberflächliches Christsein lebt, wird in seiner Kirche oder Gemeinde auch am liebsten Konsument und Beobachter bleiben. Aber wenn der Glaube mit einem göttlichen Eingreifen im Inneren beginnt, alle Sünden vergeben werden und das Herz mit dem Heiligen Geist erfüllt wird, kann man kein Zuschauer bleiben. Wer erlebt hat, dass Jesus sein Herz, sein Denken, seinen Willen und seine Beziehungen erneuert hat, der wird Gottes Ziele verfolgen. Wer Jesus wirklich nachfolgt, wird sich auch danach sehnen, andere Menschen für diesen Weg zu gewinnen.

Wer Jesus nachfolgt, bekommt ein neues Herz und ein neues Denken, neue Wünsche, einen neuen Willen, eine neue Art, in Beziehung zu Menschen zu treten – und einen neuen Sinn im Leben. „Kommt mit mir! Ich will euch zeigen, wie ihr Menschen für Gott gewinnen könnt“ (Matthäus 4,19). Dies ist keine Einladung, den Pfad einer oberflächlichen Religion zu beschreiten. Es ist die Einladung zu einer so tiefen, erfüllenden Freude, wie man sie nur in der übernatürlichen Beziehung mit Jesus findet. Er lädt uns ein, seine Güte kennenzulernen und von seiner Gnade verändert zu werden. Wir dürfen uns von der Sünde und von unserem Ego abwenden und uns ihm anvertrauen, dem allmächtigen, alle Bedürfnisse stillenden Retter unserer Seelen.