Dann bin ich zufrieden

Motivation

Wie oft wird man gefragt, wie es einem geht, und wie oft ist die schnelle Antwort: „gut“. Johanna Postelt hat sich damit auseinandergesetzt und meint, es kostet schon etwas mehr Überlegung und persönliche Reflektion, um zu wissen, ob, und vor allem, warum es einem gut geht. Warum man zufrieden ist mit dem, wie es ist. Ihre Gedanken stecken an und machen Mut!

Ich sitze im Garten, habe einen Cappuccino vor mir stehen, die Sonne scheint und ich fühle mich so richtig zufrieden. Gestern hatte ich viel zu tun, viele Termine zu bewältigen und außerdem ein schwieriges Personalgespräch. Als alles geschafft war, war ich zufrieden mit dem Tag und mit mir. Und auch nach dem letzten Friseurbesuch war ich beim Blick in den Spiegel zufrieden mit dem Ergebnis.

Es muss beständig sein

Sehr oft benutzen wir das Wort Zufriedenheit, um zu beschreiben, wenn es uns gut geht oder wenn uns etwas gelungen ist. Zufriedenheit ist aber wahrscheinlich nicht das richtige Wort, um ein Hochgefühl einzufangen, das nach kurzer Zeit wieder vorbei ist. Zufriedenheit ist keine Beschreibung für unsere Glücksmomente, sondern etwas Beständigeres, etwas, das Menschen ausstrahlen, die mir begegnen und das mir irgendwie erstrebenswert vorkommt. Mit zufriedenen Menschen bin ich gern zusammen, lieber als mit den unzufriedenen, die immer etwas zu schimpfen und zu klagen haben. Die Definition, die ich bei Wikipedia finde, passt: Zufriedenheit bedeutet, innerlich ausgeglichen zu sein und nichts anderes zu verlangen, als man hat, oder mit den gegebenen Verhältnissen einverstanden zu sein.

Ob ich da bin, oder nicht

Doch wie kommt es, dass es zufriedene Menschen gibt und solche, die es offensichtlich nicht sind? Was jemanden zufrieden macht, ist von Mensch zu Mensch sicherlich unterschiedlich. Mich ganz persönlich macht es zum Beispiel zufrieden, wenn ich ausgelastet bin. Wenn ich nicht überlegen muss, wie ich meine Zeit fülle, sondern wenn der Tag gefüllt ist: mit Arbeit und Erledigungen, aber auch mit Menschen und Begegnungen. Ja, beschäftigt zu sein und zu arbeiten, macht mich zufrieden. Wenn ich weiß, dass ich etwas schaffe, dass ich etwas Sinnvolles zu tun habe. Mindestens genauso zufrieden machen mich meine Beziehungen. Ich komme aus einer Großfamilie. Je mehr Menschen ich um mich habe, umso wohler fühle ich mich. Es macht mich zufrieden, Beziehungen zu haben und zu pflegen. Es macht mich zufrieden, zu spüren, dass es für die Menschen um mich herum einen Unterschied macht, ob ich da bin oder nicht. Zu spüren, dass ich gebraucht werde und andersherum weiß: da gibt es ein Netz, das mich auffängt, wenn ich Unterstützung benötige. Beim Schreiben fallen mir immer mehr Dinge ein, die mich zufrieden machen: der Aufenthalt in der Natur, regelmäßiger Sport und Urlaube am Meer, die mich entspannen lassen. Und da stellt sich die Frage: sind alle diese Aufzählungen die Grundlage für echte Zufriedenheit? Ist meine Zufriedenheit abhängig von den äußeren Umständen, davon, dass ich Urlaub machen kann, dass die Menschen um mich herum freundlich zu mir sind, dass ich Arbeit habe?

„Ich habe Gott gedankt für das, was ich Gutes hatte, aber ich dankte ihm auch für das, mit dem ich zu kämpfen hatte.“

Ich glaube an die Dankbarkeit

Ich glaube fest, dass Dankbarkeit der Schlüssel für Zufriedenheit ist. Dankbarkeit gegenüber Gott, der mir mein Leben so geschenkt hat, wie es ist, der mich umgibt mit so vielen wertvollen Menschen, der mir auch finanziell so viel gibt, dass ich jedes Jahr ans Meer fahren kann. Wenn ich in meinem Kopf eine Liste mache, für was ich danke, ist diese so lang, dass ich sprachlos bin. Und was noch viel besser ist: Meine Zufriedenheit ist nicht abhängig davon, dass die Umstände immer gut sind, dass die Menschen um mich herum mich brauchen oder ob ich einen Pool im Garten habe, sondern ich habe es selbst in der Hand, meinen Blick auf das zu richten, was mich zufrieden und dankbar macht. Zufrieden werde ich, wenn ich mich entscheide, dankbar zu sein.

Es schleicht sich etwas an 

Einmal andersherum gedacht: wenn ich weiß, was mich unzufrieden macht, komme ich vielleicht auch der Zufriedenheit auf die Spur. Und was Unzufriedenheit in mir auslöst, dazu muss ich nicht lang überlegen: Unzufrieden bin ich ganz oft dann, wenn ich mich vergleiche. Denn da findet sich immer etwas, das der Mensch neben mir mehr hat: das schickere Auto, den exotischeren Urlaub oder das eigene Haus. Jeder findet schnell etwas, das im Leben des Mitmenschen besser scheint als im eigenen Leben: der andere Ehemann verdient viel besser als der eigene, die andere Familie hat drei Kinder, während es bei mir selbst bei nur einem Kind geblieben ist, die Kinder der anderen Familie haben immer gute Noten, während das eigene Kind immer nur das Mittelmaß erreicht. Und wo ich noch in einem Moment so zufrieden war mit meinem Leben, schleicht sich von einem Augenblick auf den anderen die Unzufriedenheit herein und ich habe das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Ja, irgendwann denke ich, dass ich erst wieder zufrieden sein kann, wenn genau der Wunsch, den ich da verspüre, erfüllt wird.

Nur kein Neid, bitte

Ich neige absolut zum Vergleichen und sehe so schnell, was mir selbst fehlt. Und ich leide darunter, weil es mich so unzufrieden macht. Vor einigen Jahren aber hatte ich ein Schlüsselerlebnis. An einem bestimmten Punkt, an dem ich wieder mit Neid zu kämpfen hatte, stieß ich auf einen Vers aus der Bibel. Da steht: Saget Gott Dank allezeit und für alles. Allezeit, also in jedem Moment und wirklich für alles. Epheser 5,20. Das ist heftig. Für alles bedeutet nämlich auch, zu danken für das, was mir gerade vielleicht nicht so gut gefällt. Aber weil ich diesen Neid und damit diese große Unzufriedenheit, die er auslöste, nicht mehr aushielt, habe ich damit angefangen. Ich habe Gott gedankt für das, was ich Gutes hatte (und das war viel!), aber ich dankte ihm auch für das, mit dem ich zu kämpfen hatte. Immer, wenn unzufriedene Gedanken sich in meinem Kopf Raum schafften, versuchte ich mit kleiner Kraft und oft nur mit halbem Herzen ein Danke dagegen zu setzen. Das Unglaubliche war: Ich spürte mit der Zeit, dass sich tatsächlich etwas in mir veränderte.