Garten des Gedeihens
Ratgeber
Gutes Leben hat wenigstens so viel mit den persönlichen Einstellungen zu tun wie mit den äußeren Umständen. Vielleicht sogar mehr, meint Eva Dittmann. Sie hat sich eins der bekanntesten Jesus-Zitate näher angeschaut und fragt, was es denn tatsächlich heißt, Leben im Überfluss zu haben. Bei ihren Überlegungen kommt sie zu erstaunlichen Ergebnissen.
Wie sähe Ihr Leben aus, wenn Sie es komplett selbst „designen“ könnten – ohne irgendwelche Einschränkungen oder Vorgaben? Was müsste sich in Ihrem Leben ändern, damit Sie ein erfülltes Leben hätten? Ich glaube, Ihre Antwort auf diese Frage offenbart sehr viel über Ihr Herz – das, worauf Sie Ihre Hoffnung setzen, was Ihre Werte und Ihre Weltanschauung sind. Aber irgendwie sehnen wir uns doch alle nach einem Leben im Überfluss – auch wenn wir ganz unterschiedliche Ideen haben, wie ein solches Leben auszusehen hat. Jesus selbst stellt sich in Johannes 10 als der ultimative Lebensgeber vor. In Vers 10 sagt er: „Ich aber bin gekommen, um ihnen Leben zu bringen – Leben im Überfluss.“ Was genau meint Jesus mit dieser Aussage? Wie genau sieht dieses Leben im Überfluss aus? Zwei konkrete Aspekte möchte ich an dieser Stelle etwas genauer beleuchten:
Das Leben wiederfinden
Erstens, der gute Hirte führt seine Schafe weg von den Lebensräubern hin zum lebensspendenden Gott. Der dreieinige Gott ist die Quelle des Lebens, weil er selbst lebendig ist. Weil er selbst das Leben hat. Weil er selbst das Leben ist. Und dieser Gott ist von seinem Wesen her ein sich selbst gebender Gott. Daher ist es nur natürlich, dass sein Leben überschwappt. Gott kann gar nicht anders als Leben zu geben. Als er die Menschen erschuf, hauchte er ihnen dieses strahlend-pulsierende und erfüllte Leben, das ihn auszeichnet, selbst ein. Mit dem Eindringen der Sünde wurde die Beziehung zwischen dem lebensspendenden Gott und den Menschen leider zerstört. So wurde der Mensch vom Lebenserfüllten zum Todgeweihten. Bei dem Versuch, dieses wahre Leben wiederzufinden, setzen wir Menschen unsere Hoffnung allerdings immer wieder auf Dinge, die selbst leblos und dem Tod geweiht sind. Die das letzte bisschen Leben, das wir haben, am Ende noch aussaugen. Diese Lebensräuber geben sich als Lebensgeber aus, aber in Wirklichkeit bringen sie nur Zerstörung, Hoffnungslosigkeit und Tod.
Was das nicht bedeutet
Wo oder bei wem schauen Sie sich nach diesem Leben im Überfluss um? Sie werden es nicht in immer mehr Reichtum finden; denn Leben im Überfluss bedeutet nicht Leben mit Überfluss. Sie werden es nicht in immer mehr Leistung finden; denn Leben im Überfluss bedeutet nicht, das Leben aus mir selbst heraus fließen zu lassen. Sie werden es nicht in immer mehr Macht finden; denn Leben im Überfluss bedeutet nicht, mich selbst auf Kosten anderer Menschen überfließen zu lassen. Sie werden es nicht in immer mehr Vergnügen finden; denn Leben im Überfluss bedeutet nicht, die Höhen und Tiefen des Lebensflusses zu vermeiden. Und Sie werden es nicht in anderen Menschen finden; denn Leben im Überfluss bedeutet nicht, aus dem Lebensfluss der anderen zu schöpfen. Nein, dieses Leben im Überfluss finden wir nur in und durch Jesus. Weil er bereit war, sein Leben zu geben (Johannes 10,11), haben wir nun wieder Zugang zum wahren Lebensgeber.
Im Hier und jetzt leben
Zweitens, der gute Hirte führt seine Schafe aus der Wüste der Gebrochenheit in den Garten des Gedeihens hinein. Ich glaube, wir vergessen manchmal, dass das ewige Leben eben nicht erst nach unserem Tod anfängt, sondern in dem Moment, an dem Jesus uns beim Namen nennt und wir seiner Stimme folgen (Johannes 10,3–4). Und wir sind eingeladen, dieses ewige Leben mit allem, was dazugehört, schon im Hier und Jetzt zu ergreifen – auch wenn dies natürlich ein Prozess ist, der erst am Ende der Zeiten zur Vollendung gebracht wird. In der Wüste der Gebrochenheit leben wir mit sorgendurchzogenem Mangel, hoffnungsloser Sinnlosigkeit und nervenzehrender Kraftlosigkeit. Im Garten des Gedeihens werden wir hingegen erfüllende Versorgung, ganzheitliche Entfaltung und transformierende Kraft.
„Lebensräuber geben sich als Lebensgeber aus, aber in Wirklichkeit bringen sie nur Zerstörung, Hoffnungslosigkeit und Tod.“
Mutig und mit Zuversicht
Im Garten des Gedeihens werden wir vom guten Hirten versorgt. Genau wie ein guter Hirte seine Schafe vor Gefahren schützt und sie auf frische Weiden und an Wasserquellen führt, können wir uns Jesus in allen Lebenslagen anvertrauen. Wir müssen uns nicht mehr von unseren alltäglichen Sorgen vereinnahmen lassen oder die Qualität unseres Lebens an dem „Wimpernschlag“ bis zum Tod messen, sondern können unser Leben mutig und zuversichtlich mit Perspektive Ewigkeit gestalten. Denn selbst wenn finstere Täler oder Feinde kommen, wie David in Psalm 23 betet, wissen wir, dass Christus bei uns ist und uns hindurchführt. Durch seinen Beistand können wir trotz des Chaos um uns herum Frieden, Freude und Hoffnung ausstrahlen.
Wir sind jetzt befreit
Im Garten des Gedeihens können wir unser Menschsein zur vollen Entfaltung bringen. Als Ebenbilder des lebendigen Gottes wurden wir dazu berufen, Gottes Gegenwart, Gottes Eigenschaften und Gottes Herrschaft in dieser Welt widerzuspiegeln. Leider wurde diese Fähigkeit durch den Sündenfall geschmälert. Wir haben verlernt, wirklich Mensch zu sein. Der menschgewordene Sohn Gottes hat unsere Ebenbildlichkeit wiederhergestellt. Durch ihn sind wird nun befreit, das Leben so zu leben, wie Gott es sich von Anfang als Ideal vorgestellt hat. Diesen Jesus sollen wir nachahmen. Ihm sollen wir immer ähnlicher werden. Ja, jeder von uns soll so werden wie Jesus, wenn er wie wir wäre. Wenn er unsere jeweilige Persönlichkeit, unsere Biografie und unsere Gaben hätte. Alles soll zur vollen Entfaltung kommen – wir dürfen das Leben ausschöpfen, das Leben feiern und es mit anderen teilen.
Die Kraft wohnt in uns
Im Garten des Gedeihens leben wir aus der Kraft der Auferstehung. Die gleiche Kraft, durch die Christus auferstanden ist, die gleiche Kraft, die Wunder tun und Herzen verändern kann, die gleiche Kraft, die den Satan besiegt hat und bis zum Ende der Zeiten regieren wird, diese gleiche Kraft wohnt in uns. Diese Auferstehungskraft kann in unserem Leben zum Wachstumsvollbringer, Sündenbezwinger, Schwächenumwandler, Hindernisüberwinder und sogar Wundervermittler werden. Die Frage ist nur: Schöpfen wir in unserem Alltag wirklich aus dieser Kraft oder verlassen wir uns auf unsere eigene Stärke? Wo und wie wirkt sich dieses Auferstehungsleben auf Ihren Alltag aus? Letzten Endes macht Jesus in diesem Text vor allem eines deutlich: Wenn wir uns nach Leben im Überfluss sehnen, sollte die eigentliche Frage nicht sein „Wie sähe dieses Leben aus?“ sondern „Wer ist der wahre Lebensgeber?“ Ihn zu kennen und von ihm gekannt zu werden – das ist Leben im Überfluss.
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