Die zieren das Land
Kolumne
Was ein bisschen nach altdeutschem Volkslied klingt, ist die Umschreibung für Menschen, die ausreichend Zeit mit Gott verbringen. Und das ist gar nicht so einfach, weiß Doris Schulte, denn der Alltag bedrängt uns mit allerlei Konventionen und Pflichten, mit „Dos and Don’ts“. Wer rechtzeitig die Kurve kriegen will, muss sich einen Moment Zeit nehmen.
Jeder will sie haben, doch wenn man sie dann hat, will man nicht mehr drüber sprechen. Denn wer Zeit hat, erweckt schnell den Eindruck, unwichtig zu sein. Und unbedeutend. Die Wichtigen sitzen ja schließlich nicht daheim rum, sondern setzen sich ein. Paradox? Gewiss, zu unserem Alltag gehört die Arbeit, und manchmal müssen wir auch bereit sein, Leid und Spannungen zu ertragen. Doch all das hat nichts mit dem Dauerstress von heute zu tun, der in die Erschöpfung treibt. Das war nie im Sinne des Erfinders unseres Lebens.
Tage wie Koffer
Wie kommen wir von einem überfüllten Leben zu einem erfüllten Leben? Ein Sprichwort sagt: „Unsere Tage sind wie identische Koffer – alle sind gleich groß. Aber manche Menschen packen mehr hinein als andere!“ Unseren Koffer mit dem Wichtigsten so zu füllen, dass er nicht überfüllt ist und keine negativen Auswirkungen auf uns und unser Umfeld hat, lernen wir am besten in der Gegenwart Gottes. Er möchte nicht, dass wir von Zeitdruck Angetriebene sind, sondern Berufene, deren Antrieb Liebe ist. Er wartet darauf, dass er uns zeigen darf, wie wir die uns anvertraute Zeit einteilen und ausschöpfen können. Damit nicht die Uhr oder die Umstände unser Leben dirigieren, sondern er. Gott denkt übrigens heutzutage nicht anders über unsere Zeit und Kräfte als zur Zeit Davids. Gott ist nicht pro Erschöpfung. Damals wie heute will er uns zum frischen Wasser und zur grünen Aue führen, weil wir das heute genauso brauchen wie die Menschen früher.
„Unsere Tage sind wie identische Koffer – alle sind gleich groß. Aber manche Menschen packen mehr hinein als andere!“
Die Akku-leer-Anzeige
Wenn Psalm 23 für uns verlässlich ist, sprich, wenn wir glauben, dass Gott uns Menschen führt, erquickt, uns genug Leben schenkt und uns auf rechter Straße führen kann und will, ist doch die Frage: Haben wir die Zeit, mit Gott zu verweilen, um von ihm geführt zu werden und bei ihm aufzutanken? Oder kommt bei uns nur das Besetztzeichen oder die Akku-leer-Anzeige? Genug Leben im Alltag sieht anders aus. Menschen, die sich Zeit nehmen, um sich von Gott beraten und pflegen zu lassen, werden laut Bibel „wie funkelnde Edelsteine das Land zieren“ (Sacharja 9,16). Die Frage hier ist: Wie kommen wir daher? Zieren wir unser Land? Zieren wir unsere Familien, Nachbarschaften, Arbeitsstellen und Gemeinden? Als Menschen, die sich Zeit für Gott nehmen?
Göttliche Gelassenheit
Wir können alles Mögliche versuchen, um unseren Lebensrhythmus zu kontrollieren, aber ohne regelmäßig Zeit mit Gott zu verbringen, büßen wir unseren Schliff ein und verpassen die Chance, ein für uns maßgeschneidertes Leben zu führen. Wenn wir jedoch Gottes Nähe suchen und seine Zusagen in Anspruch nehmen, wird er uns ganz sicher nicht auf ein dürres Stoppelfeld oder zu einem ausgetrockneten Bach führen, sondern zu saftigen Weiden und frischem Wasser, wo wir alles bekommen, was wir für ein erfülltes Dasein brauchen. So werden auch aus Menschen mit vollem Terminkalender Personen, die mit göttlicher Gelassenheit leben, von denen Ströme lebendigen Wassers hin zu anderen fließen und die ihr Land zieren.
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