Damit genug genug sein kann
Kolumne
Die einen haben genug vom Leben, die anderen können nicht genug davon bekommen. Die einen sind satt oder müde, die anderen ständig unterwegs und auf der Jagd. Was beide verbindet, ist die Sehnsucht nach Zufriedenheit – und die ist nicht so leicht zu bekommen, meint unser Kolumnist Steve Volke.
Alle Zeichen auf Wachstum
Es gibt unterschiedliche Gründe, Drogen zu nehmen. Die einen nehmen sie, weil sie leer sind, obwohl ihnen alle Wege, genug zum Leben zu haben, offenstehen. Genug zu essen haben sie mindestens, auch genug Möglichkeiten, gesund zu bleiben, Bildung zu bekommen, einen Beruf zu ergreifen. Manche von denen, die genug haben, verwenden einen Teil davon, um noch mehr zu bekommen. Mehr Lebenskomfort durch ein eigenes Haus, mehr Spaß durch ein Pferd oder dreihundertfünfzig davon unter der Motorhaube. Oder sie bringen einen Teil ihres Vermögens auf den Geldmarkt, verbunden mit der Hoffnung, es möge sich verdoppeln, verdreifachen – eben vermehren. Die Sehnsucht nach mehr scheint in uns verankert zu sein. Und trotzdem bleibt da immer die Gefahr der Leere, der enttäuschten Herzen und der achtlos zertrampelten Seelen. George Best, der englische WeltmeisterFußballer von 1966, hat gegen Ende seines Lebens einen markanten Spruch gebracht: „Die Hälfte meines Vermögens habe ich mit Alkohol und Frauen durchgebracht, den Rest habe ich einfach sinnlos verprasst!“ Besser ist diese Leere nicht auszudrücken.
Die großen Enttäuschungen
Die anderen Gründe, Drogen zu nehmen, sind leichter zu verstehen, aber deutlich schwieriger zu bewältigen. In Ruanda hat es die Jugendlichen getroffen. Sie haben keine Zukunftsperspektiven, kommen aus ärmsten Verhältnissen, sind in Dörfern aufgewachsen ohne Elektrizität, Wasser, Bildungschancen und jeglichen Komfort. Diese Jugendlichen kommen in die großen Städte wie Kigali, die Hauptstadt des Landes, um weitere große Enttäuschungen zu erleben. Denn hier wird ihre Situation nicht besser. Also nehmen sie den Stoff, der zunächst schöne Träume mit sich bringt. Doch bereits nach kurzer Zeit erleben sie die Abhängigkeit und die daraus resultierende Leere. Wieder nicht genug! Keine Hoffnung, keine Perspektive, kein Job, kein Geld, keine guten Beziehungen zu anderen Menschen – keine Liebe.
„Was hilft es eigentlich dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und nimmt doch Schaden an seiner Seele?“
Was hilft es dem Menschen?
„Was hilft es eigentlich dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und nimmt doch Schaden an seiner Seele?“, hat Jesus einmal gesagt. Beschädigt sind beide erwähnten Gruppen – die, die alles haben, und die, die nichts haben. In Ruanda hat es in den letzten drei Jahren eine unglaubliche Wende gegeben. Über 340 Kirchen haben gemeinsam mit dem Hilfswerk „Compassion“ die Aktion „Free indeed“ (Wirklich frei) gestartet. Bis heute haben sich über 220.000 Jugendliche für ein Leben mit Jesus entschieden und sind von dem Zwang, Drogen zu nehmen, frei geworden. Sie gehören nun zu einer dieser Kirchen und besuchen regelmäßig den Gottesdienst. Natürlich gehört in Ruanda noch sehr viel mehr dazu, die Not zu lindern. Daher war besagtes Programm mit einem Bildungs- und Ausbildungsprogramm gekoppelt, so dass die Jugendlichen auch einen Grunderwerb entwickeln und materiell genug haben können. Damit genug genug sein kann.
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