Die Hand Gottes

Kolumne

Bisher hat Dr. Peter Tauber als „Vorwärtsdenker“ hier Einblicke in sein Leben und seinen Glauben gegeben. Erstaunlich locker, beeindruckend tiefgehend, oft herausfordernd. Und immer wieder hat er es verstanden, Aha-Momente auszulösen. Jetzt übernimmt ein Neuer seinen Platz und spricht erst mal über den Alten: Herzlich willkommen, Uwe Heimowski.

Kann man – oder genauer: kann ich – das einfach so weiterführen? Nein, natürlich nicht. Peter Tauber ist Peter Tauber. Er ist ein politischer Hochkaräter und zugleich ein evangelischer Christ und sehr bodenständiger Mensch. Ich kenne und schätze ihn seit vielen Jahren. Er war seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestags (MdB) und später Generalsekretär der CDU. 2009 wurde ich selbst Referent für Menschenrechte bei einem MdB und bin seit 2016 Beauftragter der Evangelischen Allianz am Sitz des Bundestags und der Bundesregierung. Da gab es immer wieder Berührungspunkte zwischen uns. Peter Tauber setzte im Wahlkampf auf moderne Technik und ungewöhnliche Methoden, wie etwa das feDidwgugl- Haus in Berlin (feDidwgugl? Das ist die Abkürzung von „für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“), und stand zugleich für konservative Werte. Er joggte morgens durchs Regierungsviertel. Er zeigte klare Kante gegen Hass und Hetze und scheute sich nicht vor Kontroversen. Auch bekannte er sich immer wieder zu seinem Christsein. Ein glaubwürdiger, taffer Typ. Kaum zu ersetzen. Nicht im politischen Berlin, wo die Gesundheit ihm einen Strich durch die Rechnung machte. Und auch nicht hier als „Vorwärtsdenker“-Kolumnist. Ich werde also keinen Versuch starten, in Peter Taubers Fußstapfen zu treten. Das wäre vermessen. Aber: Ich werde etwas Eigenes versuchen. 

Einfach aus dem Alltag 

Meine Idee für die neue Kolumne: Beruflich bin ich viel unterwegs, zunächst fünfzehn Jahre als Gemeindepastor mit Partnerschaften und Besuchen in Russland und den USA, dann als Menschenrechtler beim Bundestag und für die Evangelische Allianz. Seit Mai 2023 arbeite ich für das christliche Hilfswerk Tearfund, dessen deutscher Zweig erst vor vier Jahren gegründet wurde. Ursprünglich ist es 1968 in England entstanden, der Name ist eine Abkürzung von The Evangelical Alliance Relief Fund – Hilfswerk der Evangelischen Allianz. Wir leisten Nothilfe und arbeiten in der Entwicklungszusammenarbeit. Tearfund Deutschland ist in Afrika (Südsudan, Somaliland, Zentralafrikanische Republik) und im Nahen Osten (Yemen, Türkei, Pakistan) tätig. Projektbesuche vor Ort gehören zu meiner Tätigkeit. Von diesen Reisen, den kleinen und großen, und vor allem von den Menschen, die ich dabei treffe, möchte ich schreiben, von Überraschungen, Einsichten und Ausblicken. Und manchmal auch einfach aus dem ganz normalen Alltag, in dem Gott immer wieder – mitunter ziemlich überraschende – Spuren hinterlässt. 

„Von diesen Reisen, den kleinen und großen, und vor allem von den Menschen, die ich dabei treffe, möchte ich schreiben, von Überraschungen, Einsichten und Ausblicken.“

Der treue Christus 

Ein Bibeltext, der mich auf den Reisen im In- und Ausland immer bewegt hat, steht in Psalm 139 in den Versen 9 und 10: „Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“ Das ist eine Erfahrung, die ich immer wieder gemacht habe: Wo immer ich bin, Gott lenkt meinen Schritt. Und sollte mein Fuß mal ausgleiten, ist es seine Hand, die mich hält. Seine „Rechte“ – das ist der treue Christus, der zur Rechten Gottes sitzt und der uns verheißen hat, dass er bei uns ist, bis an das Ende der Tage (Matthäus 28,20). 
Für heute möchte ich mit einer Reise schließen, die gar nicht stattgefunden hat. Im Dezember 2020 war ich nach Pakistan eingeladen. Als Referent bei einer Konferenz. Thema: Mission – und das in Pakistan, wo der Glaube für Christen lebensgefährlich sein kann. Mutig. Aber natürlich auch mit Sicherheitsvorkehrungen. Die Konferenz sollte weit abgelegen in den Bergen im Norden Pakistans abgehalten werden. Ich war begeistert. Für die Geschwister ist es sehr wichtig, dass Christen aus der westlichen Welt sich an ihre Seite stellen. Das Datum war reserviert, Flüge angefragt, doch dann kam die Absage. Wegen Corona musste die Konferenz ausfallen. So schade. Ich war echt gefrustet. Bis zum 12. Dezember. An diesem Tag wäre ich seit einer knappen Woche in Pakistan gewesen – und hatte in Deutschland einen Herzinfarkt. 

Von der Schippe gesprungen 

Der kam nicht völlig aus heiterem Himmel – ich hatte immer wieder mit Atemproblemen zu kämpfen, die ich mir nicht erklären konnte –, aber doch ziemlich überraschend. Mit dem Rettungswagen wurde ich ins Krankenhaus gebracht, insgesamt neun Stents wurden gesetzt, um verstopfte Adern wieder durchlässig zu machen. Meine Hausärztin meinte: „Da sind Sie dem Tod von der Schippe gesprungen.“ 

Da war sie, die Hand Gottes: Wäre ich nach Pakistan gereist, hätte ich den Herzinfarkt nicht überlebt, eine entsprechende medizinische Versorgung wäre nicht in Reichweite gewesen. Wie oft habe ich das erlebt: Ich ärgere mich, weil etwas nicht funktioniert – und im Nachhinein verstehe ich, dass Gott seine Hand im Spiel hatte. 

Mittlerweile geht es mir gesundheitlich sehr gut. Ich kann wieder eine verantwortliche Stelle ausüben. Und ich darf auch beruflich die „Flügel der Morgenröte“ wieder ausbreiten und Länder bereisen. Übrigens auch Pakistan: 2022 wurde die Konferenz nachgeholt, und es war beeindruckend, dabei zu sein und zu sehen, wie Gottes Hand auch in diesem Land aktiv ist.

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