Gott steht zu seinem Wort

Reflexion

Was für ein Schatz! Wertvoll, unermesslich in seinem Wert, strahlend und: kostenlos für jeden! Das bringt auch kritische Gemüter zur Ruhe, vor allem selbstkritische. Menschen, die fürchterliche Angst haben, dass Gott sich von ihnen abwendet. Weil sie das Leben nicht gebacken kriegen. Wie das einzuordnen ist, erklärt Dr. Simone Flad. Sie meint: Gott lässt uns nicht hängen!

Menschen, die Jesus nachfolgen wollen, fragen sich manchmal (oder auch häufiger), ob Gott nicht davon enttäuscht ist, wie inkonsequent sie ihren Glauben leben, wie oft sie zweifeln oder versagen. Gerade, wenn man ein sehr sensibles Gewissen hat, können einem solche Fragen zu einer großen Last werden. Vielleicht hat Gott ja auch mal genug oder zuckt resigniert mit den Schultern, wenn ich zum wiederholten Male andere mit meinen Worten verletze, mich in Sorgen verliere oder was sonst meine „Lieblingssünden“ sein mögen. Das ist doch die Erfahrung von uns allen, dass wir auch nach vielen Jahren Christsein immer noch nicht so sind, wie wir gerne sein würden. Wir sind oft schlechte Repräsentanten Jesu auf dieser Erde und spiegeln nicht das wider, was Jesus uns vorgelebt hat. Ist Gott da nicht enttäuscht von uns? Hat seine Geduld mit uns nicht auch mal Grenzen? Wendet er sich nicht innerlich von uns hoffnungslosen Fällen ab?

Ein Blick voller Verständnis

Wenn wir uns anschauen, wie Jesus mit Petrus umgeht, zeigt sich ein anderes Bild: Petrus ist als eifriger Jesus-Nachfolger zu allem bereit. Aber er versagt – und das ziemlich kläglich. Obwohl er nicht vor Gericht steht, sondern einfache Leute ihn fragen, leugnet er, zu Jesus zu gehören, ja sogar ihn zu kennen. Dreimal. Jesus hatte ihm das vorhergesagt, aber Petrus hatte einen solchen Gedanken weit von sich gewiesen. Als dann aber der Hahn krähte, da bemerkte er, was er getan hatte und weinte bitterlich (nachzulesen zum Beispiel in Matthäus 26,31–35; 69–75). Lukas gibt uns noch ein paar weitere Details: Jesus prophezeite Petrus nicht nur seinen Verrat, sondern sagte ihm gleichzeitig, dass er auch danach weiterhin einen Auftrag für ihn hat („Stärke deine Brüder“ Lukas 22,32). Lukas berichtet außerdem, dass Jesus Petrus in dem Moment ansah, als der ihn verleugnete (V. 61). Wir denken vielleicht automatisch, dass in jenem Blick Verachtung oder Enttäuschung lag. Doch wenn wir sehen, wie Jesus Petrus danach begegnet, war das wohl nicht seine Haltung. Als Jesus ein paar Tage später mit Petrus alleine war (nachzulesen in Johannes 21), zeigt sich, mit wieviel Liebe er Petrus begegnet: dreimal fragt er ihn, ob er ihn liebhabe. Dabei geht es Jesus nicht darum, dass er etwas wissen will, sondern es geht ihm um Petrus. Um seinetwillen stellt Jesus diese drei Fragen. Und eben beim dritten Mal ist Petrus tief getroffen. Und das war offensichtlich nochmal nötig – für Petrus selbst. So unangenehm und peinlich das ist – man muss dem, was man angestellt hat oder versäumt hat, konkret ins Auge sehen. Solange ich mich noch entschuldige und Ausreden aufzähle, oder es verschweigen will, ist eine wirkliche Reue oder Klärung nicht passiert.

„So unangenehm und peinlich das ist – man muss dem, was man angestellt hat oder versäumt hat, konkret ins Auge sehen.“

Das muss man sich mal vorstellen!

Aber Jesus stellt nicht nur Fragen. Er hilft Petrus nicht nur, seine Beziehung zu ihm in Worte zu fassen und zu klären, sondern er wiederholt auch seinen Auftrag! Trotz seines großen Versagens setzt er Petrus wieder da ein, wo er ihn schon die ganze Zeit haben wollte – als Hirte für seine Herde, die Gläubigen: „weide meine Schafe, kümmere dich um meine Lämmer“. Das muss man sich mal überlegen – der Jünger, der Jesus so schändlich verraten hat, der in so einer relativ einfachen Situation versagt hatte und von dessen Versagen spätestens seit die Evangelien geschrieben und verbreitet wurden, jedermann wusste, der wird von Jesus als ein wichtiger Leiter der jungen Gemeinde eingesetzt!

Jetzt könnte man einwenden, dass das nur bei Petrus so war, da er ja zu den Aposteln gehörte, dass das aber bei mir – einem ganz normalen Christen – sicher anders ist. Das Neue Testament zeigt uns da aber, dass das nicht stimmt: Zu den Eigenschaften Gottes zählt auch seine Treue. Treue hat ganz viel mit Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit zu tun. Gott steht zu seinem Wort, er hält was er verspricht, ändert nicht einfach seine Meinung über irgendetwas. Wenn wir nun alle Stellen im Neuen Testament anschauen, wo explizit gesagt wird, dass Gott treu ist, stellen wir fest, dass Gottes Treue sogar noch viel konkreter ist. In den meisten Stellen geht es darum, dass Gott seinen Kindern gegenüber treu ist! Nicht nur allgemein, sondern uns kleinen Menschen gegenüber! Diese Treue Gottes zeigt sich gerade dann, wenn wir zweifeln, wenn wir in Versuchungen stecken und es uns schwerfällt, auf seinem Weg unterwegs zu sein (1. Korinther 10,13). Und auch wenn wir versagen, wenn wir schuldig werden und Vergebung brauchen, auch dann sagt uns Gott seine Treue zu (1. Johannes 1,9). Er steht zu uns – auch wenn wir meinen, das könne doch gar nicht sein, oder wir hätten das nicht verdient.

„Das ist kein Freibrief für lasche Christen, denen es egal ist, ob sie Jesus widerspiegeln oder nicht.“

Er wird uns ans Ziel bringen

Den 1. Korintherbrief schreibt Paulus an eine Gemeinde, die sehr viele Probleme hat. Zu dieser Gemeinde sagt Paulus: „Gott wird euch die Kraft geben, im Glauben festzubleiben, bis das Ziel erreicht ist, damit an jenem großen Tag, dem Tag unseres Herrn Jesus Christus, keine Anklage gegen euch erhoben werden kann. Ja, Gott ist treu; er wird euch ans Ziel bringen. Denn er hat euch dazu berufen, jetzt und für immer mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn, verbunden zu sein“ (1. Korinther 1, 8–9). Was für eine tröstliche Aussicht für alle unruhigen Herzen! Er wird dafür sorgen, dass keine Anklage gegen mich erhoben werden wird. Gott wird mich ans Ziel bringen! Das ist kein Freibrief für lasche Christen, denen es egal ist, ob sie Jesus widerspiegeln oder nicht. Paulus schreibt im weiteren Verlauf des Briefes auch über vieles, wozu er die Korinther auffordert. Auch Jesus sagt zu Petrus „folge mir nach“. Aber die Zusage der Treue Gottes steht am Anfang, über den Aufforderungen, wie eine Überschrift. Darauf baut alles andere – auch alle Anstrengungen meinerseits, alle Kämpfe und aller Frust mit mir selbst und anderen.

Gott ist treu – nicht nur prinzipiell, sondern seinen Kindern gegenüber! Er steht zu mir – gerade auch wenn ich schon wieder schuldig werde, zweifle oder sonst wie versage. Er ist treu. Wie gut! Der Segen, den Paulus für die Gemeinde in Thessaloniki (1. Thessalonicher 5, 23–24) ausspricht, gilt deshalb allen seinen Kindern – auch mir: „Gott selbst, der Gott des Friedens, helfe euch, ein durch und durch geheiligtes Leben zu führen. Er bewahre euer ganzes Wesen – Geist, Seele und Leib –, damit, wenn Jesus Christus, unser Herr, wiederkommt, nichts an euch ist, was Tadel verdient. Der, der euch beruft, ist treu; er wird euch ans Ziel bringen.“

Dr. Simone Flad, ist Theologin und Dozentin am Theologischen Seminar Rheinland (TSR), kommt aus dem Schwabenland und lebte von 2004 bis 2015 in Sofia, Bulgarien. Ihre große Leidenschaft ist die (Kirchen-) Geschichte.

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