Nicht einfach nur ein „nice-to-have“

Ratgeber

Es ist gewaltig, welch positive Kraft in der Dankbarkeit steckt. Und es ist bemerkenswert ernüchternd, wie selten der Mensch diese Kraft abruft. Aus Unwissen? Aus Unwillen? Philipp Rüsch meint, es ist gut, etwas genauer hinzuschauen, und hilft, mit leichten Übungen einen enormen Schatz zu heben.

Dankbarkeit ist für mich persönlich eine der schönsten Tugenden, in denen wir ein Leben lang wachsen dürfen. Sie beeinflusst so vieles zum Positiven: mein Selbstbild, meine Beziehungen, meine Zukunftserwartung, meine psychische und emotionale Gesundheit. Wenn ich in meine Jugend zurückblicke, dann sehe ich einen melancholischen, wenig dankbaren und kaum hoffnungsvollen Teenager. Nun, fast zwei Jahrzehnte später, hat sich dies ins Gegenteil gewandelt. Einer der Hauptgründe für diesen Wandel ist Dankbarkeit. Dankbarkeit – und auch die eng damit verbundene Wertschätzung – sind erlernbar und wie ein Muskel trainierbar. Dabei sollte unser Gemüt oder unsere aktuelle Lage kein Hindernis darstellen. Dies haben Menschen wie der Neurologe Viktor Frankl bewiesen, die durch schlimmste Situationen gegangen sind und ihre Hoffnung und Dankbarkeit nicht verloren haben. Es gibt immer Gründe zu danken.

Dankbarkeit ist kein nice-to-have,  wie wir es an Weihnachten oder Geburtstagen ausdrücken. Sie ist beste Medizin gegen Stress, Depression, Überheblichkeit und Vergesslichkeit. Gleichzeitig stärkt sie unser Selbstwertgefühl, Beziehungen, Kreativität und unsere Spiritualität, wie Studien beweisen. Gründe genug, um sie bewusst zu entwickeln. Hier ein paar Tipps, die mir geholfen haben, dankbarer zu leben:

Als Einschlafhilfe

Es gibt immer mal Nächte, in denen man nicht leicht einschläft. In der Dunkelheit, erschöpft vom Tag, haben es Sorgen und Ängste leicht, sich in unseren Köpfen breitzumachen. Ein gutes Mittel dagegen ist das Aufzählen von Dingen, für die man dankbar ist: die schönen, guten, gewöhnlichen und ungewöhnlichen Momente und Menschen, die unser Leben bereichern. Am besten beginnt man schon vor dem Gang ins Bett damit, seine Sorgen aufzuschreiben und dort zu lassen, um den Kopf frei zu machen für die dankbaren Gedanken. Natürlich dürfen auch diese aufgeschrieben werden, um länger im Gedächtnis zu bleiben.

Ein Dankesglas

Vor ein paar Monaten haben meine Frau und ich mit dieser kleinen Übung begonnen. In unserer Küche steht ein großes Glas mit einem Notizblock daneben. Wann immer uns Dinge einfallen, für die wir dankbar sind, schreiben wir sie auf und werfen den Zettel ins Glas. Am Ende des Monats wird das Glas geleert und jeder Zettel vorgelesen. Dadurch rufen wir uns diese Momente wieder in Erinnerung.

Gerne weitergeben

Wenn du dankbar bist für andere Menschen: sag es ihnen. Bist du Gott dankbar: sag es ihm. Behalte deine Dankbarkeit nicht für dich. Andere freuen sich darüber, wenn sie realisieren, dass sie dein Leben positiv beeinflussen. Vielleicht haben sie es noch gar nicht bemerkt. Von diesem Punkt an braucht es auch nicht mehr viel, um zusätzlich noch ein bisschen Wertschätzung weiterzugeben. Das wird allen Beteiligten einen Energieschub geben und die Beziehung stärken.

Nicht vergleichen

Vergleich dich nicht mit anderen. Andere Menschen haben andere Voraussetzungen, Stärken und Herausforderungen, die wir oft kaum kennen. Es ist ein großes Hindernis für unsere Dankbarkeit, ständig in den Nachbargarten zu schauen. Wenn schon vergleichen, dann mit unserem ehemaligen Selbst, um dankbar auf unseren Weg zurückzublicken.

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