Ich lächle zurück
Ratgeber
Manche Bilder sind bestechend schlicht, manche Geste überzeugend einfach: der eine lächelt, der andere lächelt zurück. Unaufgeregt, und für den unaufmerksamen Beobachter fast nicht wahrzunehmen. Aber wirksam. Ulrich Müller meint, das gibt Orientierung, sei Übungssache und beruhe auf gutem Blickkontakt.
Mit einem kleinen Stups in die Seite musste ich als Kind öfters daran erinnert werden, „Danke“ zu sagen, wenn die Verwandtschaft mir fünf Mark und eine Tafel Nussschokolade schenkte. Dabei sprach mein strahlendes Gesicht doch schon Bände. Auf einen anerzogenen Austausch von Höflichkeitsfloskeln legt Gott keinen Wert. Aber interessanter Weise zielt er sehr wohl darauf ab, dass sich in unserem Leben echte Dankbarkeit entwickelt. Die Bibel geht sogar so weit, Dankbarkeit als Erkennungszeichen derer zu definieren, die in Verbundenheit mit Gott leben wollen. Was steckt dahinter?
Orientierung
In seinem Brief an Christen in Rom beschreibt der Apostel Paulus Menschen, die mit dem Glauben an Gott nichts zu tun haben wollen, obwohl der ihnen laufend Hinweise gibt, dass er sehr wohl mit ihnen in Kontakt treten will, simpel als solche, „die Gott gegenüber nicht dankbar sind“ (Römer 1,21). Folge: „Ihre Gedanken laufen ins Leere und in ihren unverständigen Herzen wird es finster.“ Umkehrschluss: Dankbarkeit Gott gegenüber füllt mein Herz mit Glück und Zufriedenheit und gibt meinen Gedanken Orientierung. Dankbarkeit heißt nämlich, immer wieder in einzelnen Szenen meines Lebens wahrzunehmen, dass Gott mir gewissermaßen zulächelt – und zurückzulächeln. Dankbarkeit deutet mein ganzes Leben aus der Verbindung zu Gott heraus. Dankbarkeit heißt, ich nehme hilfreiche Begegnungen, beglückende Situationen und wohltuende Erfahrungen bewusst wahr und rufe mir in Erinnerung, wer sie mir gönnt, wer letztlich dahintersteckt.
„Ein von Herzen kommendes ‚Danke‘ ist auch ein vollwertiges Tischgebet – wenn es nicht nur der Köchin gilt!“
Übungssache
Wir sollen und können nicht für alles dankbar sein, was uns widerfährt – aber „dankbar in allen Dingen“ sollen wir sein (1. Thessalonicher 5,18). Dankbarkeit ist also Wahrnehmungs- und Übungssache. Mir persönlich hilft es, ein kurzes „Danke!“ tatsächlich laut auszusprechen, wenn ich mich über etwas freue, wenn ich etwas Tolles erlebe, wenn sich Probleme lösen oder etwas Wichtiges gelingt. Das ist dann kein Selbstgespräch, sondern eine Art Mini-Zwischendurch-Gebet. Ich mache mir bewusst, dass Gott seine Finger im Spiel hatte, nehme Gottes Lächeln wahr – und lächle zurück. Ein von Herzen kommendes „Danke“ ist auch ein vollwertiges Tischgebet – wenn es nicht nur der Köchin gilt!
Blickkontakt
Ich liebe es, kurz vor dem Einschlafen die schönsten Momente des vergangenen Tages gedanklich zu rekapitulieren. Ich schlafe dann mit guten Gedanken ein – und suche auch hier gewissermaßen am Ende des Tages noch einmal den Blickkontakt mit Gott: „Du hast mich heute begleitet – Danke!“.
Man kann auch morgens eine Handvoll unterschiedlicher Münzen in die linke Hosen- oder Jackentasche stecken. Jedes Mal, wenn man im Lauf des Tages etwas erlebt oder wahrnimmt, für das man dankbar sein kann, wandert eine Münze von der linken in die rechte Tasche. Abends kann man dann die rechte Tasche leeren und noch einmal Revue passieren lassen, womit Gott einen beschenkt hat. Manchen hilft es, einmal ihr persönliches Dank-Lied zu schreiben, etwa in Orientierung an Psalm 103 oder 107, und darin den großen Linien des Lebens und der Schöpfung nachzuspüren. Anderen hilft es, Kleinigkeiten des Alltags in den Blick zu nehmen, indem sie in einem Tagebuch jeden Tag drei Punkte festhalten, für die sie Gott konkret ihren Dank aussprechen. Es gibt sogar 5- oder 10-Jahres-Tagebücher, in die man fortlaufend in wenigen Zeilen gute Erfahrungen des Tages einträgt. Im Lauf der Zeit ergibt sich in der Rückschau ein beeindruckendes Gesamtbild. Und bei erneuter Lektüre spiegelt sich Gottes Lächeln in unserem Gesicht wider.
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