Wieder zurechtbringen, was durcheinander ist

Ratgeber

Das tut schon beim Anhören weh: sich der Regierung und Obrigkeit unterordnen. Man fragt sich schnell, wie das zusammenpasst mit verbrecherischen, unterdrückenden oder schlicht unfähigen Regierungen der Vergangenheit und Gegenwart. Tillmann Klein kommt auf Grundlage von Titus 3, 1–8 zu einer Einschätzung, die es in sich hat.

Die Kreter, die unter der römischen Besatzungsmacht litten und denen Paulus die Ermahnung zur Unterordnung durch Titus überbringen ließ, müssen sich ganz schön gewundert haben. Es wäre schon schwer genug, ein gehorsamer Untertan zu sein, wenn man eine wohlwollende, fürsorgende Autorität über sich hätte, die nur das Beste ihrer Bürger im Sinn hat. Aber bei den Römern? Genau auf diesem Gedanken basiert Paulus’ Rat an Titus im Neuen Testament. Bereits im ersten Buch Mose, Kapitel 1 Vers 28 lesen wir, wie Gott dem Menschen die Verantwortung für das Wohl der Erde und aller Kreaturen gibt. Gott, als höchste Autorität, hat soeben die Menschen wunderbar erschaffen und ihnen einen vollkommenen Lebensraum zur Verfügung gestellt (1. Mose 1, 1–27). Dann, in Vers 28, verleiht er diesen Menschen die Autorität, gut damit umzugehen. Paulus leitet daraus ab, dass Autorität nicht nur ihren Ursprung in der Güte Gottes hat, sondern auch von ihm verliehen wird, und darum im Grundsatz etwas Gutes ist.   

Gott als Autorität abgewählt

Gleichzeitig führt die Bibel schonungslos Beispiele von brutalen, ungerechten und unqualifizierten Machthabern auf, die endloses Leid über ihre Untertanen bringen. Die den Menschen übertragene Autorität hat ihre Unschuld im Sündenfall verloren und dient darum heute nur noch im günstigsten Fall dem Wohl der Menschen. Trotz dieser Tatsache knüpft das Volk große Hoffnungen an die Obrigkeiten. In 1. Samuel 8 fordert das Volk Israel, von einem König regiert zu werden, und „wählt“ damit Gott als gültige Obrigkeit ab. Gott warnt vor all den Folgen, Nachteilen und Ungerechtigkeiten, die sich aus der Herrschaft eines menschlichen Königs ergeben werden. Die Israeliten ziehen es dennoch vor, ihr Wohlergehen einer menschlichen Macht zu unterstellen und es nicht mehr von Gottes Güte und wundervoller Versorgung abhängig zu machen. Sie setzen überzogene Hoffnungen auf Menschen und erleben viel Enttäuschung, Unmut und Ärger. Denn die Erwartungen, die sie haben, kann im Grunde nur Gott selbst erfüllen. Aber den wollten sie ja nicht mehr.

Die menschliche Obrigkeit ist überfordert

Paulus rahmt seinen Aufruf zur Unterordnung unter sie mit zwei Schlüsselversen ein. In Titus 2, 11 und in Kapitel 3, Vers 4 erinnert er die Gläubigen daran, dass Gottes heilsame Gnade, seine Freundlichkeit und Menschenliebe in Jesus erschienen sind und dass sie dadurch selig oder heil geworden sind. Paulus zeigt auf, dass wir durch Jesus aufgerufen sind, uns aus unserer Verlorenheit erretten zu lassen und uns erneut unter die wohlwollende und fürsorgliche Autorität Gottes zu stellen. Nur dadurch werden wir frei von unerfüllbaren Erwartungen an die menschliche Obrigkeit. Dieses errettet sein durch die Gnade Gottes macht uns fähig dazu, Gutes zu tun und Böses zu vermeiden. In Vers 1 nennt Paulus „Unterordnung“ und „das Gute tun“ in einem Atemzug. Er fordert uns also auf, teilzuhaben an dem, was nach Gottes Plan ursprüngliche Aufgabe der Obrigkeit war: nämlich für das Wohlergehen aller zu sorgen. Als Christen sollen wir also nicht in erster Linie fragen, was die Regierung Gutes für uns tut oder nicht tut. Vielmehr sollen wir uns selbst für die Belange der Gesellschaft und deren Wohlergehen einsetzen. Wir sollen uns für Frieden, soziale Gerechtigkeit, Bildung, Umweltschutz und die Versorgung Benachteiligter einsetzen. Wo immer Gutes gefragt ist, sind wir Christen gefragt. Dies gilt besonders auch dort, wo im Namen der Obrigkeit das Gegenteil von Gutem geschieht. Paulus fordert uns in Vers 2 auf, über niemanden schlecht zu reden. Dabei muss er gewusst haben, dass es kaum eine Personengruppe auf der Welt gibt, die im Gerede der Leute so schlecht wegkommt, wie Politiker. Als Nachfolger Jesu sollen wir stattdessen freundlich und deutlich mit denen, die Verantwortung tragen, umgehen. Gerade dort, wo Dinge falsch laufen. Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen. Gott ist und bleibt die höchste Autorität. Wenn wir wollen, dass es uns gut geht, kommen wir nicht daran vorbei, uns auch seiner Autorität unterzuordnen. Er steht über allem und er kann alle Dinge zum Guten wenden.

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