Wo Liebe hinfällt blüht die Welt

Kolumne

Wer sich fragt, wie weltweite Armut besiegt werden kann und sich die Lebenssituation nachhaltig verändert, darf nicht beim Geld anfangen. Etwas anderes ist entscheidend: die Liebe. Steve Volke über ein Thema, das viel zu oft vergessen wird.

„Alles geschehe in Liebe“, schreibt Paulus in seinem ersten Brief an die Gemeinden in Korinth. Manche Übersetzungen schreiben: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Und damit beginnt die Herausforderung. Denn wir sind viel zu schnell wieder bei den Aktivitäten, bei den Dingen, die wir in Bewegung setzen, die wir bewirken, die wir tun.

Wie denken wir?

Für mich beginnt die Liebe aber nicht beim Handeln, sondern bereits beim Denken. Und damit viel früher. Wenn es um Menschen anderer Kulturen geht, die wir nicht nur mal kurz exotisch beeindruckt während einer Reise kennenlernen, sondern die vielleicht sogar zu uns kommen. Aber keine Sorge, es geht hier nicht um Migration oder Integration. Auch da setze ich viel früher ein: Wie denken wir über andere Menschen? Wie denken wir über uns selbst? Was bedeuten für uns Worte wie Würde, Gleichberechtigung, Gleichwertigkeit, Nächstenliebe? „Ach so“, denken Sie jetzt vielleicht. „Es könnte anstrengend werden …“ Kann sein, muss es aber nicht.

Das gute Vorbild

Die Beantwortung dieser Frage hängt für mich mit meinem Gottesbild zusammen. Der Schöpfer des Universums ist auch der Schöpfer der Menschen. „Alles geschehe in Liebe.“ Für mich ist nicht nur wichtig, was ich tue, sondern wie ich Dinge tue. Eben mit Liebe. Dabei spielen meine Gedanken eine große Rolle. Und auch einzelne Menschen. Ich kann nicht allen helfen und ich kann auch nicht die ganze Welt verändern oder gar vor Armut retten. Muss ich auch nicht. Ich kann mich aber um einzelne Menschen kümmern – mit Liebe. Dabei denke ich an das gute Vorbild, das ich auf meinen Reisen in die Welt der Armen immer wieder in christlichen Gemeinden und Kirchen erleben darf. An die vielen tausend Helferinnen und Helfer, die sich jede Woche aufopferungsvoll, kreativ und engagiert in über 8.600 Kirchengemeinden weltweit um inzwischen mehr als 2,3 Millionen Patenkinder von Compassion kümmern.

„Für mich ist nicht nur wichtig, was ich tue, sondern wie ich Dinge tue. Eben mit Liebe. Und dabei spielen meine Gedanken eine große Rolle.“

Grenzenlose Liebe

Sie sind die wahren Helden, denn ihre Liebe scheint grenzenlos zu sein. Wenn ich in unseren Projektländern Gemeinden besuche, gehe ich immer in die Küchen. Denn dort treffen ich sie. Sie haben Spaß, Kartoffeln zu schälen und Reisbrei zu kochen. Sie füllen hunderte Tassen mit dickflüssiger Kakaomasse und haben Freude, dann in den Pausen im Kinderzentrum den Kindern zu essen zu geben. Manchmal sind halbe Klassenräume mit Tischreihen bestückt, auf denen üppig gefüllte Teller mit Mittagessen aufgestellt werden. Alle mit Liebe – und viele auch mit begleitendem Gebet – gefüllt. 

Manchmal frage ich mich, ob ich mich wirklich nur auf den Standpunkt zurückziehen kann, dass wir aus dem reichen Deutschland ja für die Finanzen sorgen, damit das möglich ist. Liebe ist mehr. Und ich will immer wieder neu darüber nachdenken, wie viel mehr sie ist.