Weil ich mich entschieden hab

Kolumne

Sie ist viel unterwegs und erlebt dabei so einiges. Manchmal dauert es einen Moment, bis sie die Lektion durchschaut – wie zum Beispiel mit dem Typen auf dem Nebensitz im Flugzeug, der ihr ziemlich auf die Nerven ging. Aber Evi Rodemann wäre nicht Evi Rodemann, würde sie sich wegducken. Sie hört, denkt nach und lernt.

Ich war mal wieder gestrandet. Am Flughafen Frankfurt. Zu viel Schnee, war die Aussage vom Kapitän. Nach einem verlängerten Wochenende mit vielen tollen jungen Leitenden wollte ich nur noch nach Hause, aber das ging nun nicht. Der Weiterflug war gestrichen. Dass jetzt nicht die Stimmung des Gestrandetseins das schöne und gesegnete Wochenende überlagern sollte, war mir theoretisch natürlich bewusst, dennoch kämpften verschiedene Stimmen in meinem Kopf. Am nächsten Morgen – völlig übernächtigt – war ich zurück am Flughafen. Ja, es gab einen Flieger, hörte ich, wenn auch erneut mit Verspätung. Nun saß ich auf dem Heimflug am Fenster und, wie fast immer, jemand hatte den Mittelsitz. Obwohl ich versuchte, mich sehr ans Fenster zu drücken, berührte mich dieser junge Mann ständig am Arm. Und wenn ich ständig sage, dann meine ich ständig. Ich war innerlich absolut nicht entspannt. Nach dem ganzen Flugchaos wollte ich nur noch meine Ruhe. Auf dem Weg zum Flugzeug hatte ich mir noch eine Flasche Cola gekauft. Zucker und Koffein waren an diesem Morgen um 6 Uhr das Einzige, was ich brauchte. Und meine Ruhe.

Völlig perplex

Genervt von diesen ewigen Berührungen machte ich die Cola auf, hatte aber wohl den Druck unterschätzt. Der Deckel flog durch die Gegend, als hätte er ein Eigenleben, und ward nicht mehr gesehen. Na toll, jetzt musste ich auch noch die ganze Zeit die Flasche halten. Und der Arm des Nachbarn nervte auch noch immer. Dieser Nachbar griff nun nach seiner Wasserflasche, leerte sie mit einem Zug, schaute mir in die Augen und bot mir seinen Deckel an! Perplex griff ich danach. Der nervige Typ hatte soeben extra für mich seine Flasche geleert, damit ich meine Cola wieder verschließen konnte? Wie nett war das denn? Und wie wenig nett waren vorher meine Gedanken über ihn?

„Gott brauchte jetzt kein Opfer von mir, sondern ermutigte mich liebevoll, ihm zu vertrauen.“

Völlig lustlos

Leider kann ich jetzt nicht sagen, dass wir deshalb eine ganz tolle Unterhaltung anfingen und ich ihm erzählen konnte, dass Jesus ihn liebt. Nein, leider nicht. Ich war zu sehr mit mir selbst beschäftigt, mit meinem Unmut und meiner Cola. Und damit, dass Gott mir gerade was gezeigt hatte. Ich hatte keine Lust auf Freundlichkeit, Liebe und Barmherzigkeit. Ich hatte gar keine Lust! Als ich mir das eingestand, ging ich in einen Dialog mit Gott, der mich kennt und liebt, auch wenn ich voll Unlust bin, und bat ihn, meine Haltung hier zu verändern. Ich wurde herausgefordert, mich neu zu entscheiden. Für die Liebe. Für den Menschen! Gott brauchte jetzt kein Opfer von mir, sondern ermutigte mich liebevoll, ihm zu vertrauen, ihn um Liebe zu bitten. Für mich persönlich, aber auch für mein Umfeld.

Völlig entschieden

Natürlich werden Entscheidungen dieser Art auf die Probe gestellt. Immer! Schon eine Woche später ging es für mich wieder auf eine Reise. Gut, ich kaufte mir dieses Mal keine Cola, merkte aber, dass sich meine Haltung durch meinen Entschluss für die Liebe verändert hatte. Auch diese Reise war nicht ohne Probleme und Abenteuer, aber ich konnte meinen Mitmenschen anders begegnen, liebevoller und damit Jesus-ähnlicher. Weil ich mich dazu entschieden hatte.