Täglich gekämpft

Portrait

Ja, das hat sie wohl, und zunächst ganz sicher mit sich selbst und ihren Umständen. Doch die junge Amy Carmichael ließ sich nicht unterkriegen und bot dem Leben die Stirn – und vielen missbrauchten Kindern ein Zuhause. Elena Eigenbrodt hat sich mit dem Leben der Nordirin beschäftigt, die viele Kämpfe gewinnen musste, um ihr Ziel zu erreichen.

Für geschundene Frauen

„Er sagte: ‚Liebt, so wie ich euch geliebt habe.‘ Wir können nicht zu viel lieben.“ Diese Worte Jesu hat Amy Carmichael wahrlich verinnerlicht und mit ihrem Leben deutlich umgesetzt. Geboren wurde sie 1867 in einem kleinen Dorf in Nordirland. Gemeinsam mit ihren sechs jüngeren Geschwistern und ihren gläubigen Eltern wuchs sie dort auf, bis sie mit 12 Jahren auf ein Internat nach Yorkshire geschickt wurde. Dort hatte sie näheren Kontakt zu anderen Christen, ging regelmäßig mit ihren Mitschülerinnen in den Gottesdienst und zu Missionsabenden. Genau solch ein Abend war es, der ihr Leben im Alter von 15 Jahren veränderte: Amy übergab ihr Leben an Jesus. Als sie nach ihrem Schulabschluss zu ihrer Familie zurückkehrte, fiel ihr nach einem Gottesdienst eine sogenannte Schalträgerin auf. Sie gehörte zu einer Gruppe von Frauen, die unter unglaublich schlechten Bedingungen in Fabriken arbeiteten. Amy gründete für ebendiese Frauen eine Gemeinde, die stetig wuchs, und legte so den Grundstein ihres weiteren Lebenswegs. Nach einigen Jahren arbeitete sie für eine Weile in Manchester – ebenfalls mit Frauen, die unter schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen litten.

„Junge Mädchen wurden gezwungen, sich zu prostituieren, um Geld für die Priester zu verdienen. Teilweise waren sie kaum 5 Jahre alt.“

Für missbrauchte Mädchen

Bei einer Veranstaltung dort hörte sie Hudson Taylor über seine Missionseinsätze sprechen und bewarb sich – inspiriert davon – für eine Missionsreise nach China, die sie aber letztendlich aufgrund ihres gesundheitlichen Zustandes nicht antreten durfte. Trotz vieler Zweifler und ihres weiterhin eher schlechten Gesundheitszustands reiste sie aber für 15 Monate nach Japan. Von dort ging es weiter nach Sri Lanka, bis sie schließlich in Indien landete. Ursprünglich um sich zu erholen, da sie gesundheitlich erneut sehr zu kämpfen hatte. Als sie wieder auf den Beinen war und sich in ihrer neuen Umgebung umschaute, bemerkte sie massiven Missbrauch in den Hindu-Tempeln. Junge Mädchen wurden gezwungen, sich zu prostituieren, um Geld für die Priester zu verdienen. Teilweise waren sie kaum 5 Jahre alt. Amy Carmichael schaute nicht weg. Sie beobachtete die Kinder, holte sie bei Gelegenheit aus dem Tempel und gab ihnen in einem neu gegründeten Heim ein Zuhause und Geborgenheit. Indien wurde auch für Amy das neue Zuhause, sie kehrte nie wieder nach England zurück. Sie erzählte „ihren Kindern“ von Gott und gab ihnen dadurch eine Perspektive für die Ewigkeit.

Für die Nächstenliebe

In ihrer Zeit in Indien rettete Amy Carmichael tausende von Kindern aus dem Kreis von Menschenhandel und Prostitution. Über ihre Missionserfahrungen schrieb sie mehr als 30 Bücher und inspirierte damit viele Menschen, ihrem Weg in die Mission zu folgen. Mit 63 Jahren stürzte sie schwer und erholte sich nie wieder, die letzten zwanzig Jahre ihres Lebens war sie ans Bett gefesselt. Gott hat sie auch in ihrer schon immer schlechten gesundheitlichen Situation gebraucht, um seine Liebe weiterzugeben. Trotz der vielen Steine, die ihr in den Weg gelegt wurden, hat sie täglich für andere gekämpft. Ein unglaubliches Beispiel von grenzenloser Nächstenliebe, die auf beeindruckende Art und Weise gelebt wurde und zeigt, welche Wege Gott sich bahnt, um Menschen selbst in den hintersten Ecken der Welt seine Liebe zu zeigen.