Gute Entscheidung
Ratgeber
Diesen Ausspruch bekommt man dann anerkennend zu hören, wenn die Person, die ihn von sich gibt, voller Überzeugung hinter eben dieser steht. Was die Frage aufwirft, wie man dahin kommt, ihn möglichst oft zu hören. Was macht denn eine Entscheidung zu einer guten Entscheidung? Das wollten wir von Prof. Dr. Dr. Volker Kessler wissen, der uns prompt einen Auszug aus einem seiner Bücher schickte.
Manche Christen zögern, eine Entscheidung zu treffen, weil sie Gottes Stimme gerade nicht eindeutig vernehmen und eine wichtige Frage ansteht wie: Soll ich diese Stelle annehmen? Soll ich jene Person heiraten? Soll ich mich für einen geistlichen Dienst entscheiden?
Lektüre, die tröstet
Interessanterweise bietet bereits Igna-tius von Loyola (1491–1556) ein gutes Modell an, Spiritualität, Gefühl und Verstand bei einer Entscheidung zu integrieren. Ignatius stammt aus Spa-nien und ist bekannt als Gründer der Jesuiten. Als er sich wegen einer Kriegsverletzung erholen musste, las er Bücher über das Leben Jesu und erlebte dabei, wie diese Lektüre ihn tröstete, im Unterschied zu den Ritterromanen, die er üblicherweise las. Ignatius stellte sich die Frage, ob er Priester werden solle. Seinen Entscheidungsprozess hielt er in Notizen fest, welche die Grundlage für die Geistlichen Übungen wurden. In diesen Geistlichen Übungen (GÜ 175–178) stellt Ignatius drei Modi (Weisen) vor, eine Entscheidung zu treffen.
„Auch wenn Ignatius die Wichtigkeit von Gefühlen betont, dürfen Gefühle nicht die ethischen Überlegungen ersetzen, insbesondere dann, wenn eine Option klar Gottes Gebot widerspricht.“
Modi, die die Richtung weisen
Spirituelle Intuition: Gott redet so klar, dass Zweifeln grundsätzlich unmöglich ist. So erging es dem Jünger Matthäus, als Jesus ihn in die Nachfolge rief (Matthäus 9,9), und dem Apostel Paulus bei seinem Damaskuserlebnis (Apg. 9,3–8).
Emotionen wahrnehmen: Ignatius geht davon aus, dass Gott durch Emotionen redet und Trost schenkt. Wenn man zwischen zwei Alternativen A und B zu wählen hat, stelle man sich vor, man würde sich für A entscheiden: Welche Gefühle kommen dann in einem hoch? Gleiches vollzieht man für die Alternative B. Wenn man sich bei dem Gedanken an die erste Option getröstet fühlt, sich aber bei dem Gedanken an die andere Option trostlos fühlt, wäre dies ein göttliches Zeichen für die erste Option. Hier ist die Unterscheidung der Geister gefragt, ein für Ignatius zentrales Thema.
Rational abwägen: Wenn die Emotionen weder in die eine noch in die andere Richtung weisen, solle man in Ruhe die rationalen Gründe abwägen. Ignatius stellt dazu verschiedene Verfahren vor, zum Beispiel ein Pro-Contra-Verfahren: Was spricht für oder gegen Option A, was spricht für oder gegen Option B? Eine andere Idee ist, sich vorzustellen, man würde am Ende des Lebens stehen: Welche Entscheidung würde man sich dann im Rückblick wohl wünschen, heute getroffen zu haben?
Vorgehen, das sich anpasst
Der Modus 1 erscheint uns vermutlich als die „geistlichste“ und attraktivste Variante. Wir wünschen uns, dass Gott so unmittelbar zu uns redet wie zu Matthäus und Paulus. Aber offenbar war dieses direkte Reden, „wo ein Zweifeln schlichtweg unmöglich ist“, auch im Neuen Testament nicht täglich erlebbar. Derselbe Paulus, der auf seinem Weg nach Damaskus ein unmittelbares Reden Gottes erlebte, hatte bei seiner zweiten Missionsreise zunächst keine klare Anweisung, wohin sie reisen sollten (Apg. 16,6–8). Für Ignatius ist klar: Gott kann durch alle drei Modi zu einem Menschen oder zu einer Gruppe reden.
In der Praxis laufen die Modi 2 und 3 oft parallel. Man stellt sich zum Beispiel morgens früh in der Andacht mehr den Emotionen, und am Nachmittag wägt man rational ab.
Die folgende Tabelle fasst die drei Modi zusammen. Ignatius weist daraufhin, dass diese drei Modi überhaupt nur in Frage kommen, wenn die abzuwägenden Alternativen aus ethischer Sicht gleich gut sind. Auch wenn Ignatius die Wichtigkeit von Gefühlen betont, dürfen Gefühle nicht die ethischen Überlegungen ersetzen, insbesondere dann, wenn eine Option klar Gottes Gebot widerspricht.
Mir gefällt bei diesem Modell, dass hier auf einfache und anschauliche Weise Spiritualität, Emotion und Ratio in ei-nem Entscheidungsfindungsprozess integriert werden, ohne dass eine der drei Arten den Vorrang hätte.

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