Gegen die Nacht kann man nicht kämpfen
Kolumne
Klartext war schon immer nötig. Aber bisweilen kann man den Eindruck gewinnen, die Fähigkeit, ihn zu sprechen oder auszuhalten, sei uns irgendwo zwischen Selbstverwirklichung und Achtsamkeitskurs abhandengekommen. Steve Volke beherrscht ihn noch und weiß, dass Barmherzigkeit der Schlüssel ist.
In Krisenzeiten zeigt sich, welchen Charakter Menschen haben. Denn es ist eine Frage des Charakters, auf welche Werte wir in Krisenzeiten bauen. Lassen wir uns von Verschwörungstheorien verführen, suchen wir nach Fakten, legen wir Wert auf Beziehungen, bewahren wir Ruhe oder geraten wir ständig in Panik? Alles eine Frage des Charakters.
Gott will …
Ich habe für mich entschieden, dass ich mich auf die Bibel verlassen möchte. Und damit fangen meine Probleme an. Der amerikanische Journalist, Humorist und weltbekannte Buchautor Mark Twain soll in seiner satirischen Art einmal gesagt haben, er hätte keine Probleme mit den Bibelversen, die er nicht verstehe. Mehr Probleme bereiteten ihm die Verse, die er verstünde. In einem Brief an seinen Mitarbeiter Timotheus schreibt der Apostel Paulus einmal sehr deutlich, was der Wille Gottes ist (1. Timotheus 2, 4): „Gott will, dass allen geholfen wird und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“
Was ist Wahrheit? Diese Frage zieht sich nicht erst seit der Kreuzigung Jesu durch die Weltgeschichte, als Pilatus genau diese Frage stellte: „Was ist Wahrheit?“ Die meisten Menschen haben ein recht gutes Gespür dafür, was Wahrheit ist. Sie nennen es nur nicht immer so. Sie sagen „echt sein“, „authentisch sein“, „richtig oder falsch“, „Reinheit“, „Integrität“. Und trotzdem ist „Wahrheit“ ein umstrittener Begriff, der zum Diskutieren, Argumentieren und Kämpfen einlädt. Gerade in Corona-Zeiten fällt es bei der Informationsflut nicht leicht, Wahrheit von Lüge zu unterscheiden.
Und ich? Was will ich?
Für mich haben sich im Laufe der Jahre drei „Wahrheitsfelder“ herauskristallisiert, von denen Gott möchte, dass ich sie erkenne: die Wahrheit über Gott, die Wahrheit über mich selbst und die Wahrheit darüber, wie Gott die Erde gedacht und sich das Leben vorgestellt hat. Zu allen drei Themenbereichen finde ich in der Bibel ausreichend Stoff zum Nachdenken. Um Gottes Wahrheit zu erkennen, muss ich aber mehr in der Bibel lesen als YouTube-Videos schauen. Ich muss mich mehr mit seiner Liebe zu mir beschäftigen als mit meiner Liebe zu Facebook. Ich sollte andere Menschen mehr in den Blick bekommen und ihre Bedürfnisse ernst nehmen, statt mich von irgendwelchen dahergelaufenen Influencern beeinflussen zu lassen, die nur so lange funktionieren, bis ihnen mal der Kommunikationssaft abgedreht wird.
Was Menschen bemerken
Gott will …! Es gibt Menschen, die immer davon sprechen, dass sie „den Willen Gottes suchen“. Manchmal habe ich den Verdacht, das soll sie davor schützen, ihn tatsächlich zu leben. Im Mark-Twain-Sinn ist der Vers aus dem Paulus-Brief sehr klar zu verstehen: „Gott will, dass allen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ Gibt es eine bessere Zeit, Barmherzigkeit zu leben, als in einer Krisenzeit wie der Corona-Krise? Wir dürfen es neu lernen, barmherzig mit uns selbst zu sein und Barmherzigkeit gegenüber anderen zu üben. Kleiner herausfordernder Denkanstoß: Wie werden die Menschen in unserer Nachbarschaft, in unserer Stadt, in unserem Land nach der Krise über die Christen denken und reden? Werden sie überhaupt gemerkt haben, dass es welche in ihrem Umfeld gab? Woran haben sie gemerkt, dass Christen mit ihnen gelebt haben?
Franz von Assisi hat einmal gesagt: „Gegen die Nacht können wir nicht ankämpfen, aber wir können ein Licht anzünden.“
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