Das Gift muss raus

Ratgeber

Mach dir keine Sorgen. Was oft so leicht gesagt ist, ist doch in vielen Fällen unendlich schwer umzusetzen. Mancher schafft es gleich gar nicht. Warum eigentlich? Tamara Boppart hat sich darüber Gedanken gemacht.

„Ooh ... ooh ... Don’t worry, be happy.“ Bobby McFerrin trällert mir den A-cappella-Hit mit einer Gelassenheit, die mich beinahe schon provoziert, aus dem Autoradio entgegen. Mich zu sorgen, bringt mir nichts. Es bringt mich höchstens um den Schlaf. So viel ist klar. Aber sag‘ das mal meinem Gedankenkarussell. Sorglosigkeit scheint sich trotz der gepfiffenen Feel-good-Melodie nicht so recht ausbreiten zu wollen. Sorglosigkeit auf musikalischen Knopfdruck hin funktioniert anscheinend nicht.

Unsere Sorgen sind überflüssig

Die Fähigkeit, sich zu sorgen, als solche ist ein sinnvoll eingerichteter Gefahrendetektor. Diese perfekte Strategie, um zu überleben, ist als Software-Komponente in unserem Hirn installiert. Eigentlich könnten wir froh darüber sein. Nun ist die Sache aber die: Heute steht die Ängstlichkeit, die hinter unseren Sorgen steckt, in keinem Verhältnis mehr zu den realen Gefahren. Wir leben ja nicht mehr im Dschungel, wo hinter jedem Baum ein Raubtier lauert. Unsere Sorgen sind überflüssig, wir könnten größtenteils mit völliger Unbekümmertheit durch unsere schön dekorierten Wohnungen und unser Leben spazieren. Trotzdem scheinen wir nicht aufzuhören, hinter jeder Ecke Gefahr zu wittern, und das löst aus, dass wir schwarzmalen. 

Diese zermürbenden Runden, die wir gedanklich drehen, führen zu einem Grundrauschen an Stress. Sorgen sind wie imaginäre Gewichte auf unseren Schultern, die uns dann psychosomatisch tatsächlich belasten, obwohl sie nicht existieren. Und, weil wir mental in der Vergangenheit oder der Zukunft festhängen, übergehen wir dabei die Gegenwart. Die Sorgen vernebeln den Moment, vergiften das kostbare Jetzt.

„Weil wir mental in der Vergangenheit oder der Zukunft festhängen, übergehen wir dabei die Gegenwart. Die Sorgen vernebeln den Moment, vergiften das kostbare Jetzt.“

Was ich nicht beeinflussen kann

Vor einem Jahr lieferte ich exakt dafür ein leider nicht fiktives Fallbeispiel: Die Winterferien, die einzigen fünf Tage im Jahr, die wir als sechsköpfige Familie in den sonnigen Bergen auf den Skiern verbringen wollten, lagen vor uns. Aber der Wetterbericht konnte schlechter nicht sein. Zu der tief dunklen Wolkengrafik 
meiner App kamen noch prognostizierte Minusgrade hinzu, bei denen mir beim Anschauen bereits die Zehen blau wurden. Ich sah mich schon mit schreiendem Kleinkind auf dem Schlitten durch die Kälte stapfen. Tage vor der Abreise herrschte deshalb bereits schlechte Stimmung, die Packerei war eine katastrophale Materialschlacht und auch die ersten zwei Ferientage widmete ich ganz meinen Sorgen und dem Pessimismus. Das Resultat: Ich habe mir die Hälfte unserer Ferien selbst vergiftet. 

Um das zu vermeiden, empfahlen die Stoiker, die griechischen und römischen Philosophen, Folgendes: herausfinden, was man beeinflussen kann und was nicht. Was beeinflussbar ist, soll angepackt werden. An die Dinge, die sich unserem Einfluss entziehen, keinen Gedanken verschwenden. Im Matthäusevangelium der Bibel sagt Jesus, wir sollen uns keine Sorgen um den nächsten Tag machen. Es genüge, dass jeder Tag seine eigene Last mit sich bringt. Bobby McFerrin, die Stoiker und Jesus summen mir heute in den 3.54 Minuten des Radiosongs eine ähnlich klingende Melodie ins Ohr. Und langsam klingt sie in meinem Inneren an.

Es ist meine Entscheidung

Die Sonne hat sich während unserer Ferien in den Bergen nicht gezeigt. Es blieb bitterkalt. Die Wettergewalten liegen definitiv nicht in meinem Einflussbereich. Aber die Art, wie ich Gegebenes und auch Zukünftiges sehe, ist gestaltbar. Es ist meine Entscheidung, wie ich mein Leben kommentiere. Ob ich mir dabei imaginäre Gewichte aufbürde oder aber den kommenden Tag seine eigene Last mit sich bringen lasse. Ich will mein Jetzt öfter mit einer himmlischen Kur entgiften.

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