Haben Sie sich schon entschieden?

Leitartikel

Warum diese Frage von so existenzieller Bedeutung für uns ist, warum wir ihr immer wieder nur zu gerne ausweichen und was wir schließlich als Grund dafür angeben? Sie werden überrascht sein, wie schlicht die Antwort ist. Wenn Sie bereit sind, sie zu akzeptieren. Von Detlef Eigenbrodt.

Ich sitze im Restaurant, mir gegenüber der Eigentümer des Hotels in dem wir sind. An unserem Tisch steht eine Dame die wissen möchte, was wir essen möchten. In unseren Händen halten wir die Speisekarten und unterhalten uns nebenbei sehr angeregt, als sie uns anlächelt und fragt: „Haben Sie sich schon entschieden?“ Ich lächle spontan zurück und sage: „Ja. Aber ich weiß noch nicht, was ich essen möchte.“ Mein Freund und ich waren mittendrin im Gespräch über den Glauben und seine Auswirkungen auf unseren Alltag, als die Bedienung auftauchte. Da schien mir diese – für sie zugegebenermaßen etwas verwirrende – Antwort nur natürlich. Er aber machte große Augen, orderte fix die Getränke und meinte, als seine Mitarbeiterin wieder fort war: „Was war das denn?“

Wir haben immer eine Wahl

Dieses Abendessen liegt viele Jahre zurück. Aber es erinnert mich immer noch und immer wieder daran, dass ich eine Wahl habe. Dass ich entscheiden kann. Oder entscheiden muss? Das, was für den einen eine lästige Pflicht ist, ist für den anderen höchster Genuss und Glücksgefühl. Was dem einen kalten Schweiß auf die Stirn treibt, zaubert dem anderen ein strahlendes Lächeln ins Gesicht. Was dem einen schier unmöglich erscheint, ist dem anderen Ansporn und Zeichen seiner Selbstgestaltung. Ich selbst gehöre zu den Menschen, denen es eher leichtfällt, sich zu entscheiden. Wenn ich ein T-Shirt brauche, dann kauf ich mir eins. Ohne, dass ich vorher fünfundzwanzig Stück vergleiche. Ich kenne meine Größe, ich weiß, welche Farben ich mag, ich weiß, was ich bereit bin auszugeben. Wo ist das Problem? 

Nun, ich hab’ gelernt, dass nicht jeder das genauso sieht wie ich. Ich kenne Menschen, die wissen ebenfalls, welche Farben sie mögen, und sind sich ihrer Größe oder finanzieller Rahmenbedingungen bewusst. Allerdings kaufen die nach dem gründlichen Vergleich von fünfunddreißig T-Shirts gar keins. Hat es jetzt einer von uns richtig und der andere falsch gemacht? Nein, wir haben es nur anders gemacht. Mit dem kleinen Unterscheid, dass ich mein T-Shirt kriege. Der andere dagegen steht kopfschüttelnd vor dem Schrank und beklagt: „Ach, ich hab‘ einfach nichts Schönes zum Anziehen.“ Beide haben ein Ergebnis. Ich bin mit meinem sehr zufrieden, der andere mit seinem keineswegs. Jeder von uns hat die Wahl, hat sie jetzt, hatte sie in der Vergangenheit und wird sie wohl auch in Zukunft meistens haben. Nicht nur im Blick auf die Auswahl unserer Garderobe übrigens, sondern auch auf die sehr wesentlichen Bereiche unseres Lebens. Wenn wir aber nicht begreifen, dass wir entscheiden können, dürfen und müssen, dann drohen wir, kapital zu scheitern.

Können. Das ist für die wichtig, die sich gern einreden oder einreden lassen, dass sie eher zu den Versagern gehören. Zu denen, die es nicht schaffen. Mal wieder nicht. Stimmt aber nicht. Jeder kann, wenn er will. Wenn er sich befreit aus den Lügen, die ihm das Leben erzählt. Wenn er sich von dem fesselnden Griff alter Festlegungen befreit. Ja, das muss er allerdings selber tun. Dürfen. Hier geht’s um die, die sich gern unterordnen, mit dem Hang, sich selbst aufzugeben. Menschen, die in der Annahme leben, sie hätten nicht das Recht zu eigenen Entscheidungen und zum Glück. Weil die Eltern zu dominant waren. Weil das Leben keine Alternativen bot. Weil, weil, weil. Irgendeine Erklärung gibt es immer. Die allerdings schiebt bestenfalls die Verantwortung ab. Müssen. Der Punkt macht vielen schlaflose Nächte. Bringt in Bedrängnis, schafft Ultimaten. Können, dürfen, müssen. Am Ende ist in jedem Fall eins ganz glasklar: Man kann nicht ‚nicht entscheiden‘. Wer nicht entscheidet, hat entschieden.

Ich nehm’ mir das Leben

Ich geb’s zu. Ich mag Udo Lindenberg. Der Typ hat irgendwas. Eins seiner Lieder fordert auf: „Nimm dir das Leben“ – und meint damit ganz sicher nicht den Suizid. Lindenberg hat die höchsten Höhen und tiefsten Tiefen eines menschlichen Lebens kennen gelernt, hat ungezählte Fehler gemacht, manche davon bereut, andere nicht. Er hat geliebt, gelacht, gehofft und geweint. Udo hat gelebt. Nach seinem eigenen Muster zwar, nach einem Wertekodex, den man mögen oder ablehnen kann. Ich mache mal einen Schwenk von ihm auf der einen zu Jesus auf der anderen Seite. Einen Schwenk, den nicht jeder gleich nachvollziehen kann und für den mich manche vermutlich kritisieren werden. Wie kann er nur diese beiden in einem Atemzug erwähnen! Nun, bleiben Sie bei mir und lesen Sie weiter.

Jesus sagte doch, er sei gekommen, damit die Menschen das Leben in vollem Überfluss haben. Johannesevangelium, Kapitel 10, Vers 10. Jesus schuf doch eine Basis, auf der der Mensch grundsolide stehen, gehen und sogar vor Freude tanzen kann. Das Leben bot er an, nicht ein knappes, nicht eins, bei dem es hinten und vorne nicht reicht. Nein, das Leben, von dem Jesus sprach und heute noch spricht, ist so unglaublich unbegrenzt, dass es einem den Atem verschlagen könnte. Die Krux ist nur die:

„Jesus ist wie die Floristin, die Ihnen einen wunderschönen kostenlosen Frühlingsstrauß hinhält, aber Sie greifen nicht zu. Er ist wie der Fleischermeister, der ein gutes, großartiges und gratis Steak vom Kobe-Rind für Sie hat, aber Sie nehmen es nicht.“

Jesus ist wie die Floristin, die Ihnen einen wunderschönen kostenlosen Frühlingsstrauß hinhält, aber Sie greifen nicht zu. Er ist wie der Fleischermeister, der ein gutes, großartigesSteak vom Kobe-Rind gratis für Sie hat, aber Sie nehmen es nicht. Jesus ist wie der Anwalt, der Ihnen schreibt, Sie hätten ein Vermögen geerbt, aber Sie schmeißen den Brief ins Altpapier. Wieder so ein Betrüger, der Sie quälen will … Jesus ist wie der Therapeut, der Ihrer Seele zur Ruhe verhelfen will, aber Sie nehmen sich keine Zeit für das Gespräch. Er ist wie der, der Sie gesund machen möchte, aber Sie streiten ab, krank zu sein. Er ist der, der aus Güte und Gnade sagt „Ich hab’ schon gezahlt.“ Sie dagegen verzehren sich in kranker und falsch verstandener Pflichterfüllung und erwidern: „Danke. Aber das ist nicht nötig. Ich habe selber genug Geld.“

Wenn ich die Aufforderung Udo Lindenbergs richtig interpretiere, dann meint er, der Mensch hätte die volle Freiheit, das Schöne zu genießen und zu leben. Für ihn schließt das jeden denkbaren Bereich in jeder denkbaren Dimension ein. Nicht in jedem davon bin ich seiner Meinung. Halte ich mich also an das, was Jesus sagt. Denn der fordert mich doch auch auf – und Sie ebenfalls: Nimm dir doch endlich das Leben! Nimm doch das an, was ich dir geben will! Lass mich doch nicht noch länger hier rumstehen und darauf warten, dass du meine ausgestreckte Hand ergreifst! Ich, Jesus, bin das Leben, das Gute, Ewige, das was dir niemand wieder nehmen kann. Warum wehrst du dich denn so mit Händen und Füßen?

„Ich habe sicherlich noch viel zu lernen, eins aber habe ich bereits begriffen: für das, was ich tue, trage ich die volle und alleinige Verantwortung. Für das, was ich nicht tue, auch.“

Es kommt darauf an

Ich habe sicherlich noch viel zu lernen, eins aber habe ich bereits begriffen: für das, was ich tue, trage ich die volle und alleinige Verantwortung. Für das, was ich nicht tue, auch. Ich kann sie nicht an irgendwelche Umstände abgeben, an Fehler in der Erziehung, an Menschen, die mich ablehnen, an die Gesellschaft oder Politik, an dies oder das oder jenes. Ich ganz alleine bin zuständig. Sicher. Es bieten sich Ratgeber an. Angst und übertriebene Vorsicht, beides keine Guten, zum Beispiel. Mut- und Perspektivlosigkeit ebenfalls. Und wieder haben Sie die Wahl. Die nämlich, ob Sie sich weiterhin demoralisieren und nach unten ziehen lassen wollen, ob Sie weiterhin denen Macht über Ihr Leben geben, die es nicht gut mit Ihnen meinen, ob Sie weiterhin freudlos im tristen Grau allein bleiben und verzweifeln. Oder ob Sie sich mit dem beschäftigen, der sagt: „Komm her zu mir, wenn du dich unter der Last des Lebens abmühst. Ich werde dir Ruhe und Frieden geben.“ oder „Ich bin das Licht der Welt.“ oder „Ich bin der gute Hirte.“ oder „Wirf deine Sorgen auf mich, denn ich sorge mich um dich.“ oder „Ich mache alles neu!“ oder, oder, oder. Sie haben die Wahl! Entscheiden Sie sich fürs Leben! Nehmen Sie es sich jetzt. Nur darauf kommt es an.

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