Dieses Mal wird er es schaffen!
Persönlich
Welche Auswirkung das Scheitern eines Drogenabhängigen auf den Glauben eines Danebenstehenden haben kann, weiß Mario Tews. Er erzählt, was er gehofft, geglaubt und erlebt hat. Bevor sein Denken kräftig auf den Kopf und seine Beziehung zu Jesus mächtig auf die Probe gestellt wurde.
Schwarz und Weiß!
Ich bin ein kategorischer Denker, war es schon immer. Wirklich klar geworden ist mir das jedoch erst in den letzten zwei Jahren. Und es hat auch immer gepasst, in meiner eigens abgeschotteten christlichen Welt. Funktionieren tut es aber schon seit fünf Jahren nicht mehr. Während meines freiwilligen sozialen Jahres (FSJ) in Brasilien arbeitete ich unter anderem auf einer „Entzugsfarm“ für Drogenabhängige. Hier lernte ich Benjamin kennen, der das neunmonatige Entzugsprogramm durchlief. Er war Anfang 40 und schon zum sechsten Mal dort. Er ist ein herzlicher Mensch, lebensfroh und erweist sich auf der „Fazenda“ als überaus fleißig und engagiert. Er hat zwei Kinder, will es dieses Mal unbedingt schaffen! In jedem Gottesdienst ist er dabei, liebt Jesus von ganzem Herzen, nimmt so viele Workshops in Anspruch wie er nur kann und ist für jedes social gathering zu haben. Für mich war völlig klar: Dieses Mal wird er es schaffen! Doch vier weitere Male sollten folgen. Diese Realität hat mein Gottesbild und meine Selbstgerechtigkeit schwer erschüttert. Es war doch immer alles so klar, einzuteilen in Schwarz und Weiß. Warum plötzlich nicht mehr?! Mit Gott kann ich doch Berge versetzen. Warum konnte Benjamin diesen Berg nicht versetzen, trotz harter Arbeit und trotz seines Glaubens? Ich fing an, Grautöne wahrzunehmen, und diese machten mir gehörig Angst.
Jesus im Grau begegnen.
Mir wurde klar: In der Bibel begegnen uns fast nur Menschen, die sich in der grauen Realität befinden. Wenn Grau aber aus meinem Farbspektrum verbannt ist, nehme ich entscheidende Botschaften nicht wahr. Meine Lieblingsbotschaft ist Davids Geschichte. Ein demütiger König und ein Mann nach Gottes Herzen. Doch genau dieser Mann verführt die Frau eines treuen Gefolgsmannes, versucht es zu vertuschen und befiehlt schließlich, diesen auf dem Schlachtfeld zu ermorden! Aber das Beste kommt noch. Erst durch die Konfrontation mit Nathan merkt David was er getan hat, und stellt sich den Konsequenzen. Wie schnell würde ich jemanden oder mich verurteilen, der so versagt hat. Menschen und ihre Beweggründe sind komplex, fehlerhaft und gekennzeichnet vom zwar Wollen, aber nicht Tun (Römer 7, 19). Jesus kennt mein Grau und reicht mir immer wieder die Hand. (Klagelieder 3,22–23). Das ist Gnade in ihrer reinsten Form. Sie macht meinen Glauben lebenswert.
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