Das kann man doch bestimmt lernen

Ratgeber

Gibt es Methoden, die einem helfen, sich besser zu entscheiden? Oder überhaupt zu entscheiden? Gibt es Hilfestellungen oder Handreichungen, die Klarheit in das Wirrwarr bringen und dazu führen, dass sich Licht am Ende des Tunnels zeigt? Etwas, das wirklich hilft? Das wollten wir von Maike Fethke wissen.

„Du, Tante Maike, ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden soll!“ Mit großen blauen Augen guckt mich mein kleiner Neffe Paul an. Vor ein paar Minuten hat er mit seinen sechs Jahren einen ganzen Stapel Spielzeug-Kataloge herausgeholt und sorgfältig auf dem Boden vor sich ausgebreitet, dazu noch ein paar Schnipsel, die er irgendwo ausgerissen hatte. Paul ist eifrig dabei, die Geschenke-Wunschliste für seinen nächsten Geburtstag zusammenzustellen. Tja, wie weitermachen?

Kennen Sie das auch? Sie wollen sich entscheiden, ein Ereignis wirft seine Schatten voraus und Sie wissen so langsam muss ich mich zu einer Entscheidung durchringen. Und das ist nicht immer ganz einfach. Häufig wird das Fällen einer Entscheidung mit der Zeit, die wir uns dafür nehmen, sogar schwieriger. Da wollen wir alles gut durchdenken, alle Vor- und Nachteile abwägen. Wir bewegen die einzelnen Optionen immer und immer wieder in unserem Kopf. Und manchmal auch in unserem Herzen. Und dann bekommen diese Überlegungen plötzlich eine Eigendynamik, die nicht hilfreich ist: Die Entscheidungsfindung geht in ihr eigenes „Gedanken-Hamsterrad“. Wissen Sie, was ich meine? Dieses Hamsterrad in unserem Kopf, das sich immer schneller dreht, uns morgens um 3 Uhr aus dem Schlaf reißen kann und keine Stopp-Taste hat?

Ich möchte Ihnen drei Zielfindungsstrate-gien empfehlen, die wahre Allrounder sind und in vielen, vielen Situationen hilfreich sein können. Sie merken schon, Ziel und Entscheidung gehen oft Hand in Hand. Ist erst einmal das Ziel klar, sind wir häufig auch ein großes Stück weiter bei der Entscheidung. Oft fällt es uns dann sogar relativ leicht, manchmal überraschend leicht, die entsprechende Entscheidung zu fällen. Dies liegt daran, dass plötzlich das „Wofür?“ und das „Wozu?“, die so oft eine Entscheidung schwermachen, ihre Antwort gefunden haben. 

SMARTe Ziele

Mein erster Tipp: Definieren Sie Ihr Ziel so klar und kleinteilig wie möglich. Umso klarer ein Ziel, umso deutlicher ist erkennbar, welche Schritte dorthin führen. Und somit ist dann auch klar, welche Entscheidungen Sie treffen müssen, um diese Schritte machen zu können. Es gibt eine Fülle von 

„Wissen Sie, was ich meine? Dieses Hamsterrad in unserem Kopf, das sich immer schneller dreht, uns morgens um 3 Uhr aus dem Schlaf reißen kann und keine Stopp-Taste hat?“

Zieldefinitionsmethoden, eine hiervon ist die Arbeit mit SMARTen-Zielen. SMART steht für die ersten Buchstaben der Worte „spezifisch“, „messbar“, „attraktiv“, „realistisch“ und „terminiert“. Sie können ein Ziel also richtig „durchdeklinieren“: Beschreiben Sie es in 5 Punkten möglich spezifisch. Überlegen Sie sich 3 Kriterien, an denen Sie es bzw. seine Erreichung messbar machen können. Überprüfen Sie, ob das Ziel für Sie attraktiv und auch realistisch ist. Wenn Ziele weder ein gewisses Maß an Attraktivität haben noch realistisch sind, tun wir uns schwer damit sie zu erreichen. Deshalb unterschätzen Sie diese Punkte nicht. Und zu guter Letzt, terminieren Sie Ihre Entscheidung. Wann soll sie stehen bzw. wann soll das Ziel erreicht sein? 

Mentale Stärke

Mein zweiter Tipp zum Fällen von Entscheidungen: Gehen Sie in Ihr Kopfkino. Stellen Sie sich vor, Sie haben bereits die richtige Entscheidung gefällt (ohne im Detail zu wissen, wie sie aussieht). Malen Sie sich jetzt drei Punkte aus, was in Ihrem Leben nun anders ist, nachdem die Entscheidung getroffen und das Ziel erreicht ist. Diese Punkte, die sich zum Positiven verändert haben, notieren Sie sich auf einem Blatt Papier. Wenn Ihnen weitere Punkte einfallen, ist das hilfreich. Machen Sie dann gerne ein paar Notizen mehr. Nun stellen Sie sich die Frage: „Was muss ich tun, um diese Punkte tatsächlich zu erreichen?“ Und auch das notieren Sie. Sie werden erleben, wie Ihnen fast unbewusst klar wird, welche Entscheidung Sie gefällt haben, um zu diesen Ergebnissen zu kommen. – Zu dieser Methode noch ein kleiner Hinweis: Umso mehr Zeit Sie sich nehmen, um sich in den Zustand „nach der Entscheidung“ hineinzufühlen und sich zu fragen: „Was ist jetzt anders?“, desto mehr Konturen bekommt die Entscheidung, die es zu fällen gilt. 

Wohlmeinende Ratgeber

Ich selber habe es häufig als sehr hilfreich erlebt, ein oder zwei reale oder imaginäre Ratgeber zu einer Entscheidungsfindung hinzuziehen. Machen Sie dazu folgendes: Nehmen Sie einige leere A4-Blätter und einen etwas dickeren Stift. Schreiben Sie sich nun das Anliegen, das Sie bewegt, als Frage auf und legen Sie sie vor sich. Überlegen Sie sich anschließend zwei Ratgeber, die es gut mit Ihnen meinen, deren Meinung Sie gerne zu Ihrem Anliegen hören möchten. Das können Personen aus Ihrer Familie oder Ihrem Freundeskreis sein.

„Wenn Sie mit Gott über Ihr Anliegen sprechen, brauchen Sie „keine Strategie“. Sagen Sie ihm einfach, was Ihnen auf der Seele liegt. Er hört zu.“

Das kann aber auch eine fremde Person sein, auf deren Meinung Sie Wert legen. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Frau oder dieser Mann noch lebt oder bereits verstorben ist. Sehr beliebt sind z. B. Mutter Theresa, Mahatma Gandhi oder James Bond. Schreiben Sie nun die Namen Ihrer Ratgeber jeweils auf ein Blatt Papier und legen Sie sie ebenfalls vor sich. Nun fühlen Sie sich in Ratgeber 1 hinein und fragen ihn oder sie: „Was würdest Du mir zu meinem Anliegen raten?“ Lauschen Sie auf die innere Stimme von Ratgeber 1, die zu Ihnen sprechen wird und notieren Sie sich die guten Gedanken, die diese Person für Sie hat. So machen sie es auch mit Ratgeber 2. Fragen Sie sich: „Welche Gedanken hiervon sind so attraktiv, dass ich sie unbedingt verfolgen möchte?“ Und: „Welche Entscheidung(en) fälle ich, um sie verwirklichen zu können?“ 

Diese Zielfindungsstrategien benötigen ein bisschen Übung; man kann sie sich antrainieren. Und wenn diese Art zu denken und zu einer Entscheidung zu kommen, Ihrem Gehirn erst einmal vertraut ist, dann entwickelt sie eine positive Eigendynamik und geht Ihnen „in Fleisch und Blut“ über. 
All diese Methoden sind praxiserprobt. Ich lade Sie ein, sich darauf einzulassen und sich von den Entdeckungen überraschen zu lassen, die Sie machen werden. Seien Sie gespannt!

Gottes Dimensionen

Gleichzeitig lade ich Sie auch ein, Ihre Entscheidungen mit Gott zu besprechen. Beten Sie darüber, ob allein oder mit einem vertrauten Menschen. Gott kann ganz neue Perspektiven schenken, er hat es uns zugesagt und tut es auch. Wenn Sie mit Gott über Ihr Anliegen sprechen, brauchen Sie „keine Strategie“. Sagen Sie ihm einfach, was Ihnen auf der Seele liegt. Er hört zu. 

Natürlich können Sie auch zweierlei kombinieren: Nehmen Sie eine der beschriebenen Methoden UND bringen Sie vor Gott, was Sie entdecken. Auch das kann eine große Hilfe beim Fällen von Entscheidungen sein. Sie sind in diesem Prozess nicht allein. Der Herr kann Sie durch seinen Heiligen Geist Schritt für Schritt leiten und Ihnen im richtigen Moment die Augen öffnen für das, was Ihr Anliegen beantwortet. 

Paul, mein kleiner Neffe, hat seine Entscheidung, was denn nun auf die Geburtstags-Wunschliste aufgenommen werden soll, übrigens ratzfatz gefällt: Er konnte sich sofort entscheiden, als ich ihn fragte: „Was ist Dir denn von all dem das Allerwichtigste ... und das Zweitwichtigste ... und das Drittwichtigste ...?“

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