Wie kann ich selbst ein Vorbild sein?

Persönlich

Ich sehe einen Menschen mit starkem Rückgrat. Er steht aufrecht, die Schultern locker, der Kopf ist stolz erhoben, aber die Nase ist demütig unten. Oder die Frau, die für mich da ist. Wenn ich anrufe, nimmt sie sich Zeit und schenkt mir ihr Ohr, wenn ich es brauche. Sogar ihren Geldbeutel öffnet sie im Ernstfall für mich. Aber auch mutig ihren Mund, wenn es gilt, andere zu verteidigen. Dann wieder er: Er packt mit seinen starken Armen an, wenn es gilt, andere zu beschützen oder sie zu stützen. Beide, der Mann und die Frau, verneigen sich immer wieder vor dem Thron Gottes. Oft einfach nur, um ihre eigene Not oder die anderer rauszulassen. Oder ihre Freude und Dankbarkeit. Sie sitzen dann einfach da, auf dem Schoß von Jesus. Und sie feiern immer wieder das Leben!

Für diese Skizzen in meinem Inneren habe ich viele Namen. Nicht jeder Name passt auf alles – denn Vorbilder habe ich einige, für unterschiedliche Situationen, Abschnitte und Bereiche meines Lebens. Diese Bilder halte ich mir vor Augen, wenn ich mich mit Fragen wie diesen beschäftige: Wofür stehe ich? Wofür stehe ich ein? Wie will ich leben? Und was sind meine Werte? 

Auf Werten gründen meine Überzeugungen. Die übernehme ich von wem auch immer, oder ich wähle sie selbst aus. Darüber nachdenken sollte ich auf jeden Fall einmal. Oder noch besser: immer mal wieder. Es ist wichtig, um Werteklarheit zu ringen, wenn ich sichere Entscheidungen treffen möchte und das, was ich tue und lasse, anderen gegenüber erklären will. Menschen, die das gut schaffen, sind mir Vorbilder. Und es gibt viel zu wenige davon. Meine Eltern sind mir Vorbilder in vielen Bereichen, dafür bin ich dankbar. Aber wo sind meine Vorbilder im Leben als Single? Wo sind meine Vorbilder, wenn es um Nächstenliebe geht? Wo sind meine Vorbilder, wenn es um authentisches Leben geht? Authentisch – irgendwie das Modewort der Frommen. 
Mir fehlen die Vorbilder. Deshalb habe ich die Entscheidung getroffen, selbst eines sein zu wollen. Also bin ich dabei, mir nach und nach auch diese Fragen zu beantworten: Was will ich anderen mitgeben? Was sollen andere von mir lernen? Was sollen andere in mir sehen? Ich will nicht, dass andere zu mir aufschauen, weil ich alles so gut schaffe. Ich will, dass andere mich sehen, und dass sie in mir Jesus sehen. Er ist mein größtes Vorbild in allen Bereichen meines Lebens. Ihm eifere ich nach, ich will immer mehr werden wie er. Und ja: zu ihm schaue ich auf. 

Ich will Vorbild sein. Andere sollen bei mir Barmherzigkeit finden, dazu Sanftmut, Großzügigkeit und ganz viel Liebe. Andere dürfen mein Scheitern genauso erleben wie sie meine Siege und meine Freuden mit mir feiern. 

Der Mann mit dem starken Rückgrat versteckt seine Tränen nicht immer nur, er teilt sie. Die Frau mit dem offenen Ohr sagt auch manches Mal, dass sie jetzt leider keine Zeit hat. Es gibt auch Momente, da schafft sie es einfach nicht, ihren Mund zu öffnen. Und seine starken Arme sind auf einmal ganz schlapp. Umso mehr treten sie beide vor den Thron Gottes. Das ist authentisch – also glaubwürdig, unverfälscht, verlässlich. Sie sind Vorbilder. Ich möchte auch eines sein. Und Sie? Stellen Sie sich diese Fragen. Ringen sie um Antworten. Und machen Sie sich klar, was Sie anderen in dieser Welt mitgeben möchten, was andere in Ihnen sehen sollen. Wir brauchen mehr Menschen, die in den Köpfen und Herzen vieler als authentische Beispiele abgespeichert sind – als Vorbilder.

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